Einspruch

Neonazistische Kaderschmiede?

Timo Reinfrank Foto: Peter van Heesen

Wenn die AfD nach der Bundestagswahl wahrscheinlich eine Fraktion im Parlament stellt, könnte die ihr nahestehende Desiderius-Erasmus-Stiftung erstmals staatliche Fördermittel in Millionenhöhe erwarten – wie auch die parteinahen Stiftungen der anderen Parteien im Bundestag.

Die Erasmus-Stiftung ist aber eben nicht einfach eine weitere parteinahe Stiftung unter anderen. Mitglieder relativieren den Holocaust, argumentieren antisemitisch und rassistisch. Ihr Personal schlägt eine Brücke vom rechtskonservativen Lager bis in rechtsextreme, vom Verfassungsschutz beobachtete Milieus.

demokratiefeindlich Gegen die mit staatlichen Millionen aufgepumpte Stiftung in Berlin wirkt das »Institut für Staatspolitik«, der rechtsextreme Thinktank aus Schnellroda, wie eine Miniatur. Wie schon der Bundestagsfraktion der Partei stehen ihrem demokratiefeindlichen Biotop damit weitere Jobs und erhebliche Gelder zur Verfügung. Durch Stipendien und Bildungsangebote könnte eine neonazistische Kaderschmiede entstehen.

Die finanzielle Ausstattung der Stiftungen ist kein Automatismus.

Ihren Auftrag zur politischen Bildung kann die Erasmus-Stiftung auch deshalb so gründlich missinterpretieren und gegen Grund- und Menschenrechte agitieren, weil in der vergangenen Legislaturperiode verpasst wurde, die Rolle politischer Bildung und zivilgesellschaftlicher Demokratiearbeit selbstbewusst zu beschreiben und auf die Werte des Grundgesetzes zu beziehen.

demokratiefördergesetz Während verfassungsfeindliche Positionen bald mit Steuergeldern alimentiert werden könnten, wartet die demokratische Zivilgesellschaft weiter auf nachhaltige Unterstützung, etwa durch ein Demokratiefördergesetz.

Die finanzielle Ausstattung der Stiftungen ist aber kein Automatismus: Die Parlamentarier sollten sich nach der Wahl dazu entscheiden, die Finanzierung einer mutmaßlich verfassungsfeindlichen Organisation auf den Prüfstand zu stellen. Gleichzeitig Förderprogramme gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus aufzulegen und mit der Erasmus-Stiftung ebensolche Ideologien staatlich zu fördern, würde den Geist des Grundgesetzes konterkarieren.

Der Autor ist Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung.

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025