Meinung

Nazis vor der Haustür

Bislang werden nur die wenigsten von Tröglitz gehört haben. Doch jetzt macht die kleine Ortschaft im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt Schlagzeilen. Allerdings negative. Denn ihr Ortsbürgermeister Markus Nierth ist wegen rechter Anfeindungen zurückgetreten.

Der ehrenamtlich tätige Kommunalpolitiker hatte sich für eine Willkommenskultur im Hinblick auf die geplante Unterbringung von Flüchtlingen starkgemacht. Daraufhin wurde er von Einheimischen und Rechtsextremen angefeindet. Die Gegner der Unterbringungspläne kündigten sogar einen Demonstrationszug an, der vor seinem Privathaus enden sollte. Nierth fühlte sich bedroht und vom zuständigen Landkreis im Stich gelassen. Er gab sein Amt auf.

belastung Das ist das falsche Zeichen. Doch dass Nierth jetzt kapituliert, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen. Die Bedrohung der eigenen Person und vor allem der Familie ist eine erhebliche psychische Belastung, der viele – leider schon viel zu viele – ausgesetzt sind, die sich gegen Rechtsextreme und für Flüchtlinge einsetzen.

Ein Phänomen, das wir auch in anderen Bundesländern beobachten, beispielsweise in Sachsen oder Mecklenburg-Vorpommern. In vielen Orten wächst die Sorge vor Anfeindungen von Politikern und politisch Aktiven. Und das nicht nur im ländlichen Raum. Beispiel Magdeburg: Oberbürgermeister Lutz Trümper steht dort wegen Morddrohungen von Nazis seit einigen Tagen unter Personenschutz.

unterstützung Zurück nach Tröglitz: Kritik gilt also nicht dem ehrenamtlichen Kommunalpolitiker, sondern der Zivilgesellschaft und den Verantwortlichen in Landkreis und Landesregierung. Es wäre ihre Sache, sich schützend vor den Ortsbürgermeister zu stellen. Doch offensichtlich hat man es ihm allein überlassen, die Sache auszubaden. Das ist symptomatisch. Hier versagt das System. Zuständige Vertreter von kommunalen Behörden und Landesministerien hätten vor Ort erscheinen müssen. Nierth hätte ihre Unterstützung gebraucht.

Wir brauchen mehr Mut und Zivilcourage. Das setzt politischen Willen voraus. Die Verantwortlichen müssen klarmachen: Das lassen wir uns nicht bieten! Jetzt heißt es intervenieren, nicht nur moderieren. So etwas wie in Tröglitz kann verhindert oder zumindest in Schach gehalten werden. Hier und andernorts. Man kann sehr viel tun. Und muss es auch.

Die Autorin ist Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung.

Berlin

»BILD«: Hinweis auf Ausspähung von deutschen Juden durch den Iran kam vom Mossad

Die Hintergründe

 01.07.2025

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

Frankfurt

Unibibliothek besitzt rund 7.500 mutmaßlich geraubte Bücher

Die Goethe-Universität hatte die Herkunft von insgesamt rund 79.000 Bänden geprüft, die zwischen 1942 und 1945 in den Bestand aufgenommen worden waren

 01.07.2025

Spionage-Skandal

Außenminister Wadephul bestellt iranischen Botschafter ein

Der CDU-Politiker rief außerdem zum Schutz von Juden in Deutschland auf

 01.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Ausstellung »Die Nazis waren ja nicht einfach weg« startet

Die Aufarbeitung der NS-Zeit hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Wendungen genommen. Eine neue Ausstellung in Berlin schaut mit dem Blick junger Menschen darauf zurück

von Lukas Philippi  01.07.2025

Kirchen

Theologe Staffa kritisiert Apartheidsbeschluss des Weltkirchenrates

Der Apartheidsvorwurf sei einfach falsch, sagte der christliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag

von Stephan Cezanne  01.07.2025

Berlin

Schuster: Vernichtungsfantasien des Mullah-Regimes gegen Israel und Juden nicht mehr kleinreden

In Dänemark wurde ein Spion festgenommen, der für den Iran jüdische und pro-israelische Ziele ausspioniert haben soll - darunter auch den Zentralrat der Juden

 01.07.2025

Festnahme

Spion soll für Iran jüdische Einrichtungen in Deutschland ausgespäht haben

Der Tatverdächtige wurde in Dänemark festgenommen

von Nils Kottmann  01.07.2025 Aktualisiert

USA

82-Jährige stirbt nach Angriff von Boulder

Die Frau erlag ihren schweren Verletzungen. Die Anklage gegen den Täter soll nun erweitert werden

 01.07.2025