Meinung

Nazis sind keine Spinner

Foto: Christian Rudnik

Die NPD verklagt Joachim Gauck vor dem Bundesverfassungsgericht. Der Bundespräsident hatte es nämlich gewagt, die rechtsextremen Parteigänger mit einer, wie die Nazis glauben, »Schmähkritik« zu überziehen. Wörtlich hatte Gauck im August 2013 gesagt: »Wir brauchen Bürger, die auf die Straßen gehen und den Spinnern ihre Grenzen aufweisen.«

Was die NPD mit ihrer Klage in Karlsruhe versucht, ist dreist. Aber es ist legal, denn – leider – ist diese nachweislich verfassungsfeindliche Partei immer noch nicht verboten. Also darf sie mit dem Privileg, das Parteien genießen, nach Karlsruhe ziehen und dort das Verfassungsgericht mit der sinnlosen Frage behelligen, ob ein Bundespräsident seine Meinung sagen darf. Vermutlich wird, wenn in ein paar Wochen das Urteil gesprochen wird, die NPD keinen juristischen Sieg feiern.

Die Frage ist aber, ob sie nicht schon einen politischen Erfolg zu verzeichnen hat, wenn der Bundespräsident sie und ihre Mitglieder nur als »Spinner« bezeichnet, denen es Grenzen aufzuzeigen gelte. Spinner mögen sympathisch oder unsympathisch sein, in der Regel sind sie harmlos. Aber die NPD, ihre Kader und ihr Umfeld sind nicht harmlos. Sie sind integraler Bestandteil der Neonaziszene in diesem Land, die eine horrende Zahl von Morden und Körperverletzungen aufzuweisen hat.

alltag Es gehört mittlerweile zu den ganz normalen Auftritten von Rechtsextremen in Deutschland, Juden, Migranten oder andere normale Passanten zu bedrohen, zusammenzuschlagen, zu verfolgen. Oftmals entziehen sich die Neonazis der Strafverfolgung, und die Opfer schweigen aus Furcht vor weiteren Repressalien.

In dieser Situation ist es erforderlich, dass alle in Staat und Gesellschaft Klartext reden und die NPD und ihre Helfer als das bezeichnen, was sie sind: Gewalttäter und potenzielle Mörder. Joachim Gauck hat den Satz über die »Spinner« von der NPD gesprochen, nachdem die Mordserie des NSU-Trios bereits aufgedeckt war. Er hatte die Worte in einem Gespräch mit rund 400 Oberschülern gesagt. In Anbetracht der nachweislich tödlichen Gefahr, die von Rechtsextremen ausgeht, muss die Wortwahl »Spinner« als verharmlosend gelten.

Der Autor ist Stadtrat für die Münchner CSU sowie Vorstandsmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Berlin

Klöckner zu Attentat: »Sydney hätte auch in Deutschland liegen können«

Bei einem antisemitischen Anschlag in Australien starben 15 Menschen. Die Bundestagspräsidentin warnt, dass sich Judenhass auch in Deutschland immer weiter ausbreite

 17.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsman  17.12.2025

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Bondi Beach

Sydney-Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt

 17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Washington D.C.

Trump ruft zu Vorgehen gegen islamistischen Terror auf

Bei einer Chanukka-Feier im Weißen Haus spricht der Präsident den Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag in Sydney sei Beileid aus

 17.12.2025

Washington D.C.

USA verhängen Einreisestopp für Inhaber palästinensischer Dokumente

Zur Begründung heißt es, in den palästinensischen Gebieten seien mehrere von den USA als Terrororganisationen eingestufte Gruppen aktiv, die auch US-Bürger getötet hätten

 17.12.2025

Interview

»Die Genozid-Rhetorik hat eine unglaubliche Sprengkraft«

Der Terrorismusforscher Peter Neumann über die Bedrohungslage für Juden nach dem Massaker von Sydney und die potenziellen Auswirkungen extremer Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.12.2025