Bochum

Nach Prozess um Brandanschlag auf Synagoge: Auswärtiges Amt bestellt iranischen Diplomaten ein

Die Bochumer Synagoge war im Visier von Terroristen Foto: picture alliance / blickwinkel/D. Maehrmann

Nach dem Prozess um einen Brandanschlag auf eine Schule in Bochum, der laut Urteil eigentlich einer Synagoge gelten sollte, hat das Auswärtige Amt den Geschäftsträger der iranischen Botschaft in Berlin einbestellt. Der geplante Anschlag auf eine Synagoge gehe laut dem Oberlandesgericht Düsseldorf auf eine staatliche iranische Stelle zurück, erklärte das Außenministerium am Dienstagabend auf der Plattform X (früher Twitter).

»Dass hier jüdisches Leben angegriffen werden sollte, ist unerträglich. Wir werden keine ausländisch gesteuerte Gewalt in Deutschland dulden«, hieß es in der Mitteilung des Außenamtes. Für Konsequenzen und nächste Schritte, auch auf EU-Ebene, sei jetzt die genaue Urteilsbegründung wichtig. Diese liegt noch nicht vor.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Für den Brandanschlag war ein 36-jähriger Deutsch-Iraner zuvor zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht sprach ihn wegen Verabredung zu schwerer Brandstiftung und versuchter Brandstiftung schuldig und folgte damit dem Antrag der Bundesanwaltschaft, die den Fall wegen seiner Bedeutung an sich gezogen hatte. Bei dem Anschlag war am 17. November 2022 an dem Schulgebäude ein Sachschaden entstanden, die Synagoge selbst wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen.

»Verunsicherung schaffen«

Der 36-Jährige soll den Auftrag von einem wegen Mordes gesuchten früheren Hells-Angels-Rocker angenommen haben, der sich in den Iran abgesetzt hatte. Das Gericht zeigte sich überzeugt, dass hinter diesem wiederum iranische Stellen standen. Es ging zudem davon aus, dass ein Brandanschlag und Schüsse auf das Rabbinerhaus in Essen in einem Zusammenhang stünden und es sich um eine koordinierte Aktion gehandelt habe, um in Deutschland Verunsicherung zu schüren.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Angeklagte teile die antiisraelische Haltung des iranischen Regimes. Er habe den Brandsatz lediglich deshalb auf die benachbarte Schule geworfen, weil ihm die Synagoge zu gut gesichert schien, so das Gericht. Der Angeklagte hatte den Wurf des Molotowcocktails auf die Schule gestanden, aber bestritten, dass der Angriff eigentlich der Synagoge hätte gelten sollen.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte in seinem jüngsten Jahresbericht ausdrücklich vor iranischen Aktivitäten auch gegen jüdische Einrichtungen in Deutschland gewarnt. »Das Gefährdungspotenzial ist in den letzten Jahren angestiegen und blieb auch im Berichtszeitraum auf einem hohen Niveau. Daher unterliegen insbesondere exponierte Einzelpersonen und Gruppierungen grundsätzlich einer höheren Gefährdung. Es ist davon auszugehen, dass iranische Nachrichtendienste die dortigen Interessen auch weiterhin mit allen Mitteln – auch durch Gewalttaten und sogar Tötungen – verfolgen werden«, heißt es im Verfassungsschutzbericht 2023.

Kommt die IRGC nun auf die EU-Liste der Terrororganisationen?

Das Düsseldorfer Urteil, dessen schriftliche Begründung erst in einigen Wochen vorliegen dürfte, könnte auch für neue Diskussion auf EU-Ebene im Hinblick auf eine mögliche Listung der Islamischen Revolutionsgarde des Iran (IRGC) als terroristische Vereinigung sorgen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte bislang betont, dass dafür eine juristisch wasserdichte Entscheidung eines Gerichts in den EU-Mitgliedsstaaten Voraussetzung sei.

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, forderte am Dienstag umgehend eine entsprechende deutsche Initiative auf EU-Ebene. »Jetzt muss der Antrag auf EU-Listung der Iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation unverzüglich gestellt werden«, schrieb Beck auf X (ehemals Twitter). Allerdings wäre für einen solchen Schritt eine einstimmige Entscheidung der 27 Mitgliedsstaaten im Rat der Europäischen Union notwendig. dpa/mth

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025

Soziale Medien

Musk nach Millionenstrafe gegen X: EU abschaffen

Beim Kurznachrichtendienst X fehlt es an Transparenz, befand die EU-Kommission - und verhängte eine Strafe gegen das Unternehmen von Elon Musk. Der reagiert auf seine Weise

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Yad Vashem und trifft Premierminister Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025