NS-Gedenkstätten

»Mittel nicht abgerufen«

Computergrafik der geplanten Gedenkstätte in Sobibor Foto: Stiftung für polnisch-deutsche Aussöhnung

Einmal jährlich im Bundestag in einer Gedenkstunde an den Holocaust zu erinnern, ist das eine, Bildungs- und Forschungsarbeit in ehemaligen deutschen Vernichtungslagern über Jahre hin zu ermöglichen, etwas anderes.

Da kommt es schon einmal vor, dass Abgeordnete deutschen und polnischen Holocaustforschern und Gedenkstättenleitern Geld in Aussicht stellen, doch dann fällt ihnen in der Haushaltssitzung ein, dass im vergangenen Jahr Geld für den Neubau der Gedenkstätte Sobibor in Polen bewilligt, aber nicht abgerufen wurde. So wurde ein entsprechender Antrag im November 2015 im Haushaltsausschuss in Berlin nicht einmal behandelt.

sobibor »Hätten wir, wie vorgesehen, mit dem Neubau der Gedenkstätte Sobibor im Frühjahr 2015 beginnen können, hätten wir natürlich auch den von Berlin bereitgestellten Zuschuss in Höhe von zwei Millionen Euro pünktlich abgerufen«, sagt Dariusz Pawlos, Vorsitzender der Stiftung Deutsch-Polnische Aussöhnung in Warschau, der für die Koordination der archäologischen Arbeiten auf dem Gelände des ehemaligen NS-Vernichtungslagers zuständig ist.

In den drei NS-Vernichtungslagern Sobibor, Belzec und Treblinka in Ostpolen ermordeten die Deutschen bis 1944 rund zwei Millionen Juden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gerieten diese Lager in Vergessenheit. Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Auschwitz und Majdanek. Doch mit der Zeit wurde klar, dass in der »Aktion Reinhard« viel mehr Menschen vergast wurden als in Auschwitz-Birkenau.

Die Polen errichteten auf dem Gebiet der ehemaligen deutschen Vernichtungslager Gedenkstätten. Archäologen legten die Fundamente der Gaskammern in Sobibor frei, außerdem knapp zwei Dutzend Massengräber. Polen, die Niederlande, Israel und die Slowakei schlossen sich zusammen, um gemeinsam die finanzielle Bürde zu tragen.

haushalt Obwohl in Sobibor auch Zehntausende deutsche Juden ermordet wurden, wollte Deutschland sich zunächst nicht an dem Projekt beteiligen. Erst 2015 wurden zwei Millionen Euro in den Haushalt eingestellt, unter der Bedingung, dass Polen ebenfalls zwei Millionen Euro für den Neubau der Gedenkstätte ausgibt und die einzelnen Positionen in Berlin abrechnet.

Der Justiziar des Jüdischen Weltkongresses, Menachem Rosensaft, bedauert, dass Deutschland nun Geld, das für die Erinnerung an die Opfer der Schoa sowie für Holocaustforschung und -bildung in Polen vorgesehen war, massiv gekürzt hat. »Es wäre gut, wenn der Bundestag diese Entscheidung rückgängig machen könnte«, so Rosensaft.

Meinung

Im Würgegriff der deutschen Geschichte?

Die Kritik an Israels Kriegsführung in Gaza nimmt auch in Deutschland zu - und schon wird selbst in bürgerlichen Medien über das Ende eines vermeintlichen »Schuldkults« geraunt

von Klemens Elias Braun  27.05.2025

Meinung

EU und Israel: Dialog statt Konfrontation

Eine Mehrheit der EU-Staaten hat sich für die Überprüfung des Assoziierungsabkommens mit Israel ausgesprochen. Das ist das falsche Signal, findet die CDU-Europaabgeordnete Hildegard Bentele

von Hildegard Bentele  27.05.2025

Zentralrat der Juden

Schuster: »Politiker sollten vermeiden, antisemitische Narrative zu bedienen«

Der Präsident des Zentralrats der Juden ruft zur Vorsicht in der Debatte um den Krieg in Gaza auf. Für die Kritik des Bundeskanzlers hat er jedoch Verständnis

 27.05.2025

Debatte

Wolffsohn kritisiert Aussage von Antisemitismusbeauftragtem zu Gazakrieg

Felix Klein fordert eine Diskussion über die deutsche Verantwortung gegenüber Israel. Widerspruch kommt von einem jüdischen Historiker

 27.05.2025

Meinung

Wer Antisemitismus sichtbar macht, wird mit Dreck beworfen

Die taz und andere Medien verbreiten einen Bericht, in dem die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus diffamiert wird. Wieder einmal erweist sich ein Diktum Kurt Tucholskys als richtig

von Sigmount A. Königsberg  27.05.2025

Interview

»Es findet ein Genozid statt« - »Israel muss sich gegen den Terror der Hamas wehren«

Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad über ihre langjährige Freundschaft, was sie verbindet – und was sie nach dem 7. Oktober 2023 trennt

von Philipp Peyman Engel  27.05.2025

Debatte

Botschafter Prosor: Hören Merz zu, weil er ein Freund ist

Israels Botschafter in Deutschland zeigt Verständnis für die Kritik des Kanzlers an Israels Vorgehen in Gaza. Gleichzeitig betont er, dass die Hamas beseitigt werden muss

 27.05.2025

New York

Ex-Geisel Liri Albag an New Yorker Flughafen festgehalten

Liri Albag wird bei der Einreise zum Verhör gebeten

 26.05.2025

Nahost

DIG kritisiert Forderung von SPD-Politikern nach Waffenstopp an Israel

In der SPD mehren sich die Stimmen, die einen Stopp der deutschen Waffenlieferungen verlangen. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hält dagegen

 26.05.2025