Berlin

»Mensch bleiben«

Es gibt Biografien, die reichen für mindestens ein halbes Dutzend Leben. Die von Wladyslaw Bartoszewski ist so eine. 1922 in Warschau geboren, wurde er im Alter von gerade einmal 18 Jahren von den Deutschen verhaftet und im September 1940 in das KZ Auschwitz verschleppt.

1941 schwer erkrankt wieder entlassen, schloss sich Bartoszewski sofort dem polnischen Widerstand an, war einer der führenden Aktivisten von Zegota, dem im Geheimen operierenden Rat für die Unterstützung von Juden der polnischen Exilregierung, sowie Teilnehmer am Warschauer Aufstand.

Nach dem Krieg von den Kommunisten inhaftiert, später wieder rehabilitiert und nach seinem Engagement für die Solidarnosc-Bewegung viele Jahre lang Botschafter und Außenminister des nunmehr demokratischen Polen und bis heute Berater der polnischen Regierung, denkt er auch im Alter von 92 Jahren immer noch nicht ans Aufhören.

Viadrina Anlässlich des 73. Jahrestags der berüchtigten Wannsee-Konferenz, auf der gemäß der Nazi-Diktion die »Endlösung der Judenfrage« beschlossen wurde, präsentierte er nun gemeinsam mit Gesine Schwan, Ex-Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, am historischen Ort des Geschehens in Anwesenheit des polnischen Botschafter in Berlin sowie reichlich Politikprominenz sein Buch mit dem etwas verstörenden Titel Mein Auschwitz.

»Ohne Auschwitz wäre ich halt nur ein dummer und vielleicht ganz lieber patriotischer Mensch geworden«, erklärt Bartoszewski. »Aber ich war nun einmal dort, und das hat alles verändert.«

zegota Seither bestimmt diese Erfahrung sein Leben und Handeln. »Selbst in der Hölle von Auschwitz, in der es keinerlei Individuen mehr gab, sondern nur noch Nummern, beharrt Bartoszewski auf der Einzigartigkeit eines jeden Menschen«, bringt Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, seine Haltung auf den Punkt. »Mensch zu bleiben, lautet immer wieder seine Forderung an sich und andere.« Bartoszewski lebte diese Überzeugung selbst unter größten Gefahren, dank seiner Mithilfe konnte Zegota 75.000 polnische Juden vor der Vernichtung durch die Deutschen bewahren.

»Ich hatte Angst, aber Scham wäre wohl noch viel schlimmer gewesen.« Mit diesen einfachen Worten versucht Wladyslaw Bartoszewski seine Motivation zu erklären. Für seinen Mut und Einsatz erhielt er zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, 1991 sogar die Ehrenstaatsbürgerschaft des Staates Israel. Als einziger Politiker weltweit.

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025

Soziale Medien

Musk nach Millionenstrafe gegen X: EU abschaffen

Beim Kurznachrichtendienst X fehlt es an Transparenz, befand die EU-Kommission - und verhängte eine Strafe gegen das Unternehmen von Elon Musk. Der reagiert auf seine Weise

 07.12.2025