Sachsen-Anhalt

Meldestelle für Antisemitismus gestartet

Foto: Getty Images / istock

In Sachsen-Anhalt hat eine Meldestelle für antisemitische Vorfälle ihre Arbeit aufgenommen. Betroffene, Zeugen und andere Akteure können dort online, per Telefon oder E-Mail Meldungen abgeben. Ziel der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Sachsen-Anhalt (RIAS) sei es, die Perspektive der Betroffenen stärker öffentlich sichtbar zu machen, erklärte die Diakonie Mitteldeutschland als Trägerin am Donnerstag in Halle (Saale).

Die Stelle hat ihren Sitz in Halle, die zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aber für das gesamte Bundesland zuständig und sollen viel unterwegs sein, um sich zu vernetzen. Sie sammeln und dokumentieren alle Meldungen unabhängig von ihrer strafrechtlichen Relevanz. Die Daten sollen in Jahresberichten veröffentlicht werden.

unterstützung Das Land Sachsen-Anhalt wird die Stelle den Angaben nach langfristig finanziell unterstützen. Beschlossen wurde ihre Einrichtung im Rahmen eines Landesprogramms im Oktober 2020, aufgebaut wurde sie bereits seit Januar. Ähnliche regionale Stellen unter dem Dach des RIAS-Bundesverbands gibt es den Angaben nach bereits in Berlin, Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Thüringen und Schleswig-Holstein.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Sachsen-Anhalt wolle eine zivilgesellschaftliche Institution, die die Beobachtungen der Sicherheitsbehörden ergänzt, erklärte der Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus, Wolfgang Schneiß. »Wir müssen dazu beitragen, dass wir dem ganzen Bild des Antisemitismus in Deutschland und Sachsen-Anhalt näherkommen«, betonte er und sprach von einer »gewollten Parteilichkeit« des Portals im Sinne der Betroffenen.

prävention Zudem gehe es »um Sichtbarkeit von Vorfällen, die im Dunkeln liegen«, um Hilfe für Betroffene und darum, »bessere Möglichkeiten für Prävention und Bekämpfung« von Antisemitismus aufzuzeigen.

Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland, Christoph Stolte, erklärte, das Engagement des evangelischen Sozialträgers für die Meldestelle entspreche dessen Selbstverständnis. Die Diakonie trete für alle Menschen ein, die von Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt betroffen seien, betonte Stolte. Jeder Mensch müsse gleichberechtigt anerkannt und »ohne jegliche Form von Angst« leben können. Der Schutz der »jüdischen Geschwister« sei der Diakonie daher »ein ganz besonderes Anliegen«.

Die jüdische Gemeinschaft erhofft sich von der Meldestelle eine »gute Diagnostik«.

»Antisemitismus ist eine Krankheit«, erklärte der Vorsitzende des Landesverbands Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt, Max Privorozki. Die jüdische Gemeinschaft erhoffe sich von der Meldestelle daher eine »gute Diagnostik«.

vorfälle Anschläge wie jener auf die Jüdische Gemeinde Halle am 9. Oktober 2019 seien nur die Spitze des Eisbergs, betonte Privorozki. Es gebe »sehr viele kleinere, fast unsichtbare antisemitische Vorfälle, die kaum bekannt werden«. Er erwarte daher, dass aus den Daten, die die RIAS-Stelle sammle, auch in Sachsen-Anhalt Schlussfolgerungen gezogen werden.

RIAS-Mitarbeiter Rapha Hoffmann erklärte, Antisemitismus finde in einem bestimmten gesellschaftlichen Klima statt. Daher sei es wichtig, »überhaupt hinzugucken und ein Gespür zu vermitteln mit empirischen Daten«, betonte er. Hauptarbeit sei es, »die Betroffenenperspektive öffentlich wahrnehmbar zu machen«. epd

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug im vergangenen Jahr

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025