Interview

»Meine Kandidatur ist ein Signal«

Beate Klarsfelds zentrales Thema wird Antifaschismus sein. Foto: ddp

Frau Klarsfeld, in der Linken sind die anti-israelischen Kräfte viel stärker als in anderen Parteien. Haben Sie das bei Ihrer Entscheidung für eine Kandidatur berücksichtigt?
Die Linke ist die einzige Partei, die den Mut hatte, jemanden aufzustellen, der 1968 Bundeskanzler Kiesinger geohrfeigt hat. Sie engagiert sich wie ich für die Opfer des Nationalsozialismus und kämpft gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit. Ich muss nicht mit allen Thesen der Linken übereinstimmen, entscheidend ist, dass sie mich und meine Arbeit achtet. In meinem Leben war immer die Solidarität mit dem Staat Israel wichtig, und mich dort zu engagieren, wo Juden verfolgt werden. Das weiß die Linke. Ich war die erste Deutsche, die seinerzeit vom israelischen Präsidenten Menachem Begin empfangen wurde. Ich wollte eine Brücke zwischen dem deutschen und dem jüdischen Volk schlagen. Das ist gelungen, und dafür wurde ich von der Knesset zweimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Das ist für eine Deutsche einzigartig, und dadurch konnte ich das Image Deutschlands im Ausland verbessern. Die Linke kennt mein Lebenswerk und hat mich deswegen vorgeschlagen.

Wird das diejenigen ärgern, die Israel dämonisieren und boykottieren wollen?
Das müssen Sie die Betroffenen selbst fragen. Ich nehme an, dass nicht alle einverstanden waren mit meiner Kandidatur, dass nicht alle die gleiche Einstellung gegenüber Israel haben. Aber ich bin einstimmig vom Geschäftsführenden Vorstand der Linken nominiert worden, was heißt, dass mich auch diejenigen gewählt haben, die meine Haltung zu Israel nicht teilen.

Was sagen Ihre jüdischen Freunde dazu?
Sie freuen sich. Unsere Organisation »Association des fils et filles des déportés juifs de France« ist darauf ausgerichtet, diejenigen zu unterstützen, die heute noch das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wahrnehmen, und da hat Die Linke doch sehr viel getan.

Würden Sie auch kandidieren, wenn eine andere Partei Sie vorschlüge?
Das ist ja nicht der Fall.

Glauben Sie, dass die Kandidatur allein schon eine Bedeutung hat?
Man nominiert hier eine Deutsche, deren Lebenswerk immer von drei Punkten geprägt war: zu verhindern, dass Nazis in einflussreichen Stellungen sind, NS-Verbrecher in Deutschland und im Ausland aufzudecken und zu bestrafen. Und dann vor allem auch die Solidarität mit Israel. Ich halte es als Antifaschistin für meine moralische Pflicht, mich für die Opfer einzusetzen, die verfolgt worden sind. Angesichts der neonazistischen Gewalttaten, die in Deutschland in der jüngeren Vergangenheit geschehen sind und für deren Aufklärung sich auch besonders Die Linke einsetzt, ist meine Kandidatur ein Signal.

Für Christian Wulff war das Thema Integration ein zentrales Anliegen seiner Amtszeit. Hätten Sie auch eines?
Ja, natürlich. Mein Thema ist Antifaschismus. Mein erster Weg als Bundespräsidentin wäre der zum Grab von Hans und Sophie Scholl.

Das Gespräch führte Stefan Frank.

Diplomatie

Israel: Kein Macron-Besuch ohne Kurswechsel Frankreichs

Warum Staatspräsident Macron in Israel derzeit offiziell unerwünscht ist

 04.09.2025

Ferdinand von Schirach

»Sie werden von mir kein Wort gegen Israel hören«

Der Jurist und Schriftsteller war zu Gast bei Markus Lanz - es war eine in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte Sendung

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Berlin

Zerstörtes Israel-Banner bei Adenauer-Stiftung ersetzt

Das mehrere Meter lange Banner mit der Israel-Flagge war in der Nacht zu Sonntag an der Fassade des Akademiegebäudes der Stiftung in Berlin-Tiergarten von Unbekannten in Brand gesetzt worden

 04.09.2025

Treffen

Vatikan dringt auf Befreiung aller Geiseln und Zwei-Staaten-Lösung

Papst Leo XIV. hat den israelischen Präsidenten Isaac Herzog empfangen. Das Staatsoberhaupt lobte »die Inspiration und Führungsstärke des Papstes im Kampf gegen Hass und Gewalt«

von Almut Siefert  04.09.2025

Chemnitz

Kunstfestival: Beauftragter hält einige Werke für judenfeindlich

Thomas Feist warf einigen Beteiligten »die Übernahme von «Fakten‹ vor, die nichts als Übernahme von Hamas-Propaganda sind«

 04.09.2025

Erinnerung

Herrmann enthüllt in Tel Aviv Gedenktafel für Olympia-Attentatsopfer

Mit der Tafel setze man ein sichtbares Zeichen gegen Hass, Antisemitismus und Terrorismus

 04.09.2025

Meinung

Vuelta-Radrennen: Israelhasser ohne Sportsgeist

Bei der spanischen Radtour ist der israelische Rennstall Ziel von Störaktionen. Nun forderte der Rennleiter das Team auf, nicht mehr anzutreten. Wenigen Fanatiker gelingt es, Israel vom Sport auszuschließen - wie so oft in der Geschichte

von Martin Krauss  04.09.2025

Vatikan

Papst Leo XIV. empfängt Israels Präsidenten Herzog

Die Sommerpause des Papstes ist vorbei: Am Donnerstag empfing Leo XIV. Israels Präsidenten Herzog im Vatikan. Zuvor kam es zu Unklarheiten bezüglich der Vorgeschichte des Treffens

von Severina Bartonitschek  04.09.2025

Spanien

Israel-Premier Tech: Direktor berichtet von Morddrohungen

Bei der Vuelta a España sorgen israelfeindliche Proteste für einen Eklat. Der Sportdirektor eines israelischen Teams spricht über Ängste. Eines kommt für ihn aber nicht infrage

 04.09.2025