Nahost-Diplomatie

Medien: Syrien und Israel führen indirekte Gespräche. Trump: »Al-Sharaa ist ein starker Typ«

Der US-Präsident kam in Riad mit Vertretern mehrerer islamischer Staaten zusammen Foto: IMAGO/APAimages

Israel und Syrien sollen indirekte Gespräche über eine Normalisierung ihrer Beziehungen führen. Ziel ist der Beitritt Syriens zu den vor fünf Jahren geschlossenen Abraham-Abkommen zwischen dem jüdischen Staat und arabischen Ländern. Das berichteten der israelische Fernsehsender »Channel 12« und die Tageszeitung »Haaretz« übereinstimmend.

Unterschiedliche Angaben gibt es aber über den Vermittler: Während laut »Ha’aretz« schon seit einiger Zeit das Golf-Emirat Katar diese Rolle einnimmt, fanden einem Bericht von »Channel 12« zufolge kürzlich Gespräche zwischen Abgesandten von Syriens neuem Präsidenten Ahmed Al-Sharaa und Vertretern der israelischen Regierung in Aserbaidschan statt. Israel pflegt seit vielen Jahren enge Kontakte zu der ehemaligen Sowjetrepublik und unterhält enge militärische Beziehungen mit der Regierung in Baku.

»Haaretz« schreibt, dass Katar und andere Länder Israel signalisiert hätten, dass der neue syrische Staatschef keine Konfrontation oder Eskalation anstrebe. Al-Sharaa traf sich diese Woche in Saudi-Arabien auch mit US-Präsident Donald Trump. Das Treffen der beiden dauerte eine Stunde. Trump forderte al-Sharaa auf, sich den Abraham-Abkommen anzuschließen.

Auf seinem Flug von Riad nach Doha sagte Trump Reportern: »Ich habe ihm gesagt, ich hoffe, Sie werden den Abkommen beitreten, sobald Sie alles geklärt haben. Und er hat ja gesagt« – auch, wenn es noch viel Arbeit zu erledigen gäbe bis dahin. Auch eine schnelle Aufhebung aller Sanktionen gegen Syrien aus der Assad-Zeit stellte Trump al-Sharaa in Aussicht. Der Islamist stand bis vor kurzem noch auf der Terrorliste der USA und anderer westlicher Staaten.

Stimmungsumschwung in Jerusalem

Anfang der Woche hatte Israels Außenminister Gideon Sa’ar bereits erklärt, sein Land sei an guten Beziehungen zum neuen Regime in Syrien gelegen. Noch vor kurzem hatte der Likud-Politiker gesagt, al-Sharaas Leute »sind Dschihadisten und bleiben Dschihadisten, auch wenn einige von ihnen Anzüge tragen«. Bei einem Besuch in Washington hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Trump noch aufgefordert, die Sanktionen gegen Syrien nicht aufzuheben – offenbar vergebens. Israel sei darüber informiert worden, sagte Trump an Bord der Air Force One.

Bei dem Gespräch des US-Präsidenten mit seinem syrischen Amtskollegen waren auch der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman und, per Videolink, der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan dabei. Trump nannte das einstige Al-Kaida-Mitglied al-Sharaa einen »jungen, attraktiven Mann« und einen »tough guy« mit einer »sehr starken Vergangenheit«. mth

Kommentar

Den Nachkommen der Schoa-Opfer kaltschnäuzig und nassforsch die Leviten gelesen

Ausgerechnet zum 60. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen kritisiert die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann die Kriegsführung in Gaza, und das auch noch, ohne die Hamas zu erwähnen

von Esther Schapira  16.05.2025

Justiz

Ankläger von Weltstrafgericht tritt zurück

Chefankläger Karim Khan wird des sexuellen Missbrauchs beschuldigt

 16.05.2025

Interview

»Es hätte viel kürzer und klarer sein müssen«

Peter Neumann über das AfD-Gutachten des Verfassungsschutzes, die internationale Debatte darüber und ein mögliches Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme Partei

von Nils Kottmann  16.05.2025

Gedenken

Sinti und Roma erinnern an Widerstand in Auschwitz-Birkenau

An diesem Tag sollte der Lagerabschnitt B II e, das sogenannte »Zigeunerlager«, in dem Tausende von Sinti und Roma inhaftiert waren, aufgelöst und sämtliche Häftlinge in den Gaskammern ermordet werden

 16.05.2025

Interview

»Außenpolitik geht nicht mit Belehrungen«

Der Bundestagsabgeordnete Armin Laschet (CDU) über die Nahostpolitik der neuen Bundesregierung, deutsche Geiseln in Gaza und die Zukunft der Abraham Accords

von Joshua Schultheis  16.05.2025

Berlin

»Die rohe Gewalt der Demonstranten erschüttert mich«

Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, verurteilt Angriffe gegen Polizisten bei israelfeindlicher Kundgebung

von Imanuel Marcus  16.05.2025

Tel Aviv/Ravensburg

Ricarda Louk kämpft für das Andenken an ihre Tochter Shani

Am 7. Oktober 2023 wollte Ricarda Louks Tochter mit anderen jungen Menschen tanzen und feiern – dann kam das Massaker der Hamas. Vor einem Jahr wurde Shanis Leiche gefunden. So geht es ihrer Familie heute

 16.05.2025

Berlin

Polizist von Israelhassern beinahe zu Tode geprügelt – 56 Festnahmen bei »propalästinensischer« Demonstration

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verurteilt die Tat und die bei der Kundgebung verbreitete »antisemitische Hetze«

von Imanuel Marcus  16.05.2025 Aktualisiert

Beschneidungen

Polizei in Antwerpen durchsucht Wohnungen von Juden

Im Rahmen einer Razzia wegen angeblich illegaler Beschneidungen hat die Polizei in Antwerpen am Mittwochmorgen die Wohnungen von drei jüdischen Bewohnern durchsucht

 15.05.2025