Einspruch

Maghreb, wo sind deine Juden?

Barei Efraim Sarwar Foto: Picasa

Vertreibung ist vielfältig. Sie kann ethnische, religiöse oder politische Gründe haben. Oft geht eine Vertreibung auch mit der Option eines Neustarts in eine bessere Zukunft einher. So wie vor 70 Jahren, als Juden aus muslimisch geprägten Staaten ihre Heimat verlassen mussten.

Am 29. November 1947 beschloss die UN-Vollversammlung den Teilungsplan für einen jüdischen und einen arabischen Staat. Der Tag nach dieser Entscheidung, der 30. November, wurde 2014 in der Knesset zum Tag des Gedenkens an die Vertreibung von etwa einer Million Juden aus muslimischen Ländern erklärt.

wurzeln Doch leider erhält dieser Tag nicht die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt, zumindest in Europa. Die übergroße Mehrheit der Bevölkerung Israels hat ihre Wurzeln in arabischen Ländern, in Afrika, in Pakistan, dem Iran, Afghanistan, der Türkei oder Indien.

Bis zum 19. Jahrhundert waren gerade in arabischen Ländern Juden ein präsenter Teil der Gesellschaft. Nach 1947 hat sich das jedoch nahezu gegen null entwickelt. Doch an diese teilweise komplett ausgelöschten jüdischen Gemeinden zwischen dem Maghreb und Indien wird kaum erinnert. Gerade in Deutschland scheint sich niemand dafür zu interessieren.

initiative In Amsterdam fiel mir neulich ein Plakat auf: »Honor the expelled Jews!« 900.000 Juden, heißt es da, wurden aus ihrer arabischen Heimat vertrieben. Zunächst dachte ich, dass es in Holland ein angemessenes Erinnern gibt. Doch es ist nicht die Politik oder die jüdische Gemeinschaft, es ist eine Facebook-Gruppe, die auch mit Plakaten auf den 30. November aufmerksam macht. Es ist die Initiative weniger, die vor den Botschaften Iraks, Libyens und Algeriens Kundgebungen abhalten wollen. Dort lebten 1948 fast 350.000 Juden. Heute sind es null.

Es ist wichtig, die Frage zu stellen, wie es Hillel Neuer von der NGO »UN Watch« jüngst im UN-Sicherheitsrat tat: »Algeria, where are your Jews?«

Der Autor studiert Medizin und ist aktiv in der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

Faktencheck

Ahmed Al Ahmed hat einen Angreifer am Bondi Beach entwaffnet

Ein Passant verhindert Schlimmeres - und wird im Netz umbenannt. Angeblich soll Edward Crabtree einen der Täter von Sydney entwaffnet haben. Doch die Geschichte stammt von einer Fake-Seite

 15.12.2025

Dresden

Hauptverfahren gegen »Sächsische Separatisten«

Acht Mitglieder einer rechtsextremistischen Gruppe sollen sich vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dresden verantworten. An einem »Tag X« wollten sie laut Anklage gewaltsam an die Macht

 15.12.2025

Oranienburg

Gedenken an NS-Völkermord an Sinti und Roma

Bei der Gedenkveranstaltung wollen Schülerinnen und Schüler Textpassagen aus Erinnerungsberichten verfolgter Sinti und Roma vortragen

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Berlin

Hitlergruß im Bundestag? Anklage gegen AfD-Abgeordneten

Nach dem Vorwurf verliert Matthias Moosdorf seine Immunität. Auch innerhalb der AfD-Fraktion gab es zuletzt Spannungen um den Politiker

 15.12.2025

Anschlag

Sydney: Neue Details zu den mutmaßlichen Tätern

Hinweise aus Ermittlerkreisen deuten darauf hin, dass die Familie ursprünglich aus Pakistan stammt

 15.12.2025

Charlotte Knobloch

Pessimismus können wir uns nicht leisten

Nach dem Terror in Sydney fragen sich auch Juden hierzulande erneut: Wohin? Deutschland hat bewiesen, dass es jüdischen Menschen eine Heimat sein kann und will, meint die Münchner Gemeindechefin

von Charlotte Knobloch  15.12.2025

Berlin

Chanukka-Licht am Brandenburger Tor entzündet

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet. Der Bundespräsident war dabei

 15.12.2025

Sydney

Australien berät nach Anschlag über schärfere Waffengesetze

Nach dem Terroranschlag auf ein jüdisches Fest am beliebten Bondi Beach herrscht Schock und Trauer. Premier Albanese kündigt erste Konsequenzen an - und sieht sich Kritik ausgesetzt

 15.12.2025