Meinung

Macht uns den Brandt!

Das Ganze hatte etwas Absurdes: Ein vor den Nazis ins Exil geflohener Antifaschist kniet am Denkmal für die Aufständischen des Warschauer Ghettos nieder und erkennt damit deutsche Schuld an. Ein in rechten Kreisen als »Vaterlandsverräter« geschmähter Bundeskanzler trauert im Namen des Landes der Täter. Zu einer solchen Geste gehört Größe. Willy Brandt hatte sie, frei von Kalkül und taktischen Erwägungen. In seinen Memoiren versicherte der SPD-Politiker, den berühmten Kniefall am 7. Dezember 1970 nicht geplant zu haben. »Am Abgrund der deutschen Geschichte und unter der Last der Millionen Ermordeten tat ich, was Menschen tun, wenn die Sprache versagt.« Und so ging ein Bild um die Welt, das zeigt, wie ein bedeutender Politiker etwas ganz Besonderes tut: Mut und Gefühl zeigen. Ein Foto, das mehr wert ist als Tausende wohlformulierter Reden. Ein Symbol, das Zeichen (Ostpolitik! Versöhnung!) setzt. Vor allem, weil es aufgrund seiner Spontaneität authentisch und glaubhaft wirkt. Zumindest glaubhafter, als etwa so mancher, der Staatsräson geschuldete Besuch der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem. In der Politik sind solche Gesten rar geworden. Alles wird bis ins Detail geplant. Bloß keine Überraschung, um Gottes willen nichts falsch machen. Mehr Demokratie wagen? Sicherlich, aber gerne auch mal mehr Mut. Wie es geht – Willy Brandt hat es vorgemacht.

Gedenkstätten

Gedenkzeichen für jüdische Ravensbrück-Häftlinge

Zur feierlichen Enthüllung werden unter anderem Zentralratspräsident Josef Schuster, die brandenburgische Kulturministerin Manja Schüle (SPD) und der Beauftragte für Erinnerungskultur beim Kulturstaatsminister, Robin Mishra, erwartet

 03.11.2025

Innere Sicherheit

Dschihadistisch motivierter Anschlag geplant: Spezialeinsatzkommando nimmt Syrer in Berlin-Neukölln fest 

Nach Informationen der »Bild« soll der Mann ein Ziel in Berlin im Blick gehabt haben

 02.11.2025 Aktualisiert

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  02.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Berlin/München

Nach Terror-Skandal beim ZDF: ARD überprüft Mitarbeiter in Gaza

Alle in Gaza tätigen Mitarbeiter hätten versichert, keinerlei Nähe zu Terrororganisationen zu haben, sagt der zuständige Bayerische Rundfunk

 02.11.2025 Aktualisiert

Jerusalem/Düsseldorf

Yad Vashem will beim Standort in Deutschland eine schnelle Entscheidung

In Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Sachsen soll erstmals außerhalb Israels ein Bildungszentrum zum Holocaust entstehen. Die Entscheidung soll zügig fallen

 02.11.2025 Aktualisiert

Düsseldorf

Wolfgang Rolshoven mit Josef-Neuberger-Medaille geehrt

Mit der Auszeichnung würdigte die Jüdische Gemeinde Rolshovens jahrzehntelanges Engagement für jüdisches Leben und seinen entschlossenen Einsatz gegen Judenhass

 31.10.2025

Nürnberg

»Nie wieder darf Hass die Oberhand gewinnen«

Kongressabgeordnete aus Washington D.C., Touristen aus China und Geschichtsinteressierte aus Franken: Das Interesse an den Nürnberger Prozessen ist 80 Jahre nach dem Start des historischen Justizereignisses ungebrochen

von Michael Donhauser  31.10.2025

Ankara

Offene Konfrontation zwischen Erdogan und Merz über Israel und Gaza

Eigentlich wollte der Bundeskanzler bei seinem Antrittsbesuch neue Harmonie in die deutsch-türkischen Beziehungen bringen. Bei einer Pressekonferenz mit mit türkischen Präsidenten kommt es stattdessen zur offenen Konfrontation

von Anne Pollmann, Michael Fischer, Mirjam Schmitt  31.10.2025