Debatte

»Maaßen nutzt antisemitische Stereotype«

Stephan J. Kramer leitet seit 2015 das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz. Foto: dpa

Der Präsident des Thüringer Landesamts für Verfassungsschutz, Stephan Kramer, nimmt kein Blatt vor den Mund.

KONTROVERSE Zu der kontrovers diskutierten Frage, ob man Hans-Georg Maaßen, einst Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, in einem Atemzug mit Antisemitismus nennen könne, sagte Kramer am Donnerstag im ARD-Politmagazin »Kontraste«: »Da gibt es eigentlich nichts Entlastendes mehr zu bemerken. Er nutzt antisemitische Stereotype, um auf Stimmenfang zu gehen. Und ich glaube, als solches muss man es auch einfach bezeichnen.«

Das gelte, so Kramer weiter, »man die Summe aller Dinge zusammennimmt«, sowohl auf den unterschiedlichen sozialen Netzwerken, aber auch in Maaßens Reden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Erstmals äußerte sich damit ein Verfassungsschützer in der Öffentlichkeit an dem ehemaligen obersten deutschen Verfassungsschützer Kritik. Maaßen tritt bei der Bundestagswahl im September als Kandidat der CDU in einem Südthüringer Wahlkreis an.

Das SPD-Mitglied Kramer wollte sich ebenfalls in Thüringen um ein Mandat bewerben, zog aber vor drei Wochen seine Kandidatur zurück und sagte, er wolle sich »angesichts der aktuellen Gefahren und Bedrohungslage« auf seine Arbeit als Thüringer Verfassungsschutzchef konzentrieren.

BEGRIFFE Kramer, von 2004 bis 2014 Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, erkennt in Maaßens Texten antisemitische Muster. Begriffe wie »Globalisten« und »neue Weltordnung« seien rechtsextreme Codes. Darüber seien sich auch die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung sowie die Bundeszentrale für politische Bildung einig. »Es grüßen die Protokolle der Weisen von Zion«, sagte Kramer mit Verweis auf eine vor über 100 Jahren in Umlauf gebrachte antisemitische Fälschung, die ein jüdisches Komplott unterstellte.

Anfang Mai hatte die Klimaaktivistin Luisa Neubauer in der ARD-Sendung »Anne Will« Hans-Georg Maaßen vorgeworfen, die Inhalte antisemitischer Blogs zu verbreiten. Maaßen hatte sich dagegen verwahrt. »Das sind für mich halt- und beleglose Behauptungen, die ich energisch zurückweise«, sagte er.

Auch die Anschuldigungen Kramers wies er weit von sich. »Mich zu bezichtigen, ich würde hier mit antisemitischen Chiffren arbeiten, ist eine infame Unterstellung.« mth

Embargo

»Strategischer Fehler«

In der Union gibt es Zweifel an der Führungsfähigkeit des Kanzlers. Lob bekommt Merz von der AfD und dem Iran

von Stefan Laurin  20.08.2025

Analyse

Misstrauische Partner

Russland stellt sich öffentlich an die Seite des Iran. Doch der Kreml verfolgt in Nahost andere Ziele als die Mullahs

von Alexander Friedman  20.08.2025

Weimar

Buchenwald darf Zutritt mit Palästinensertuch verweigern

Die Antragstellerin habe selbst angegeben, dass sie mit dem Tragen des Palästinensertuchs eine politische Botschaft gegen die ihrer Ansicht nach einseitige Parteinahme der Gedenkstätte für die Politik der israelischen Regierung zeigen will

 20.08.2025

Medien

Fiktion statt Fakten

Matti Friedman hat viele Jahre für die Nachrichtenagentur AP berichtet. Der Journalist kennt die Probleme der Gaza-Berichterstattung aus erster Hand

von Gunda Trepp  20.08.2025

Berlin

Anschlag auf israelische Botschaft geplant? Anklage erhoben

Der Tatverdächtige ist IS-Unterstützer und russischer Staatsbürger

 20.08.2025

Athen

Israelische Firma übernimmt griechischen Rüstungsbauer

Griechenlands größter Hersteller von Militärfahrzeugen ist nun komplett in israelischer Hand. Die strategische Zusammenarbeit im Verteidigungssektor wird damit weiter vertieft

 20.08.2025

Köln

Diskriminierung jüdischer Schüler ernst nehmen

Antisemitismus an Schulen ist nicht neu. Doch seit Ausbruch des Gazakriegs ist die Judenfeindlichkeit stark gestiegen. Ein Vertreter der katholischen Kirche fordert die Schulen auf, Flagge zu zeigen

 20.08.2025

Umfrage

Deutliche Mehrheit steht hinter Waffen-Lieferstopp für Israel

In der Union sind nicht alle einverstanden. Die Mehrheit der Bevölkerung hat der Kanzler aber hinter sich, obwohl sich Israel gegen eine Terrororganisation wehrt, die den jüdischen Staat erklärtermaßen vernichten will

 20.08.2025

Würdigung

Ein echter Freund

Der ehemalige Zentralratspräsident Dieter Graumann hat viel bewirkt für das jüdische Leben in Deutschland. Nun ist er 75 geworden. Eine persönliche Gratulation von TV-Moderatorin Andrea Kiewel

von Andrea Kiewel  20.08.2025