München

Ludwig-Maximilians-Universität verweigert Francesca Albanese Hörsaal

Francesca Albanese Foto: IMAGO/Ritzau Scanpix

Die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) hat eine geplante Veranstaltung mit der Sonderberichterstatterin des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen für die Palästinensergebiete, Francesca Albanese, in ihren Räumlichkeiten wieder abgesagt. Das berichtete die »Süddeutsche Zeitung« (SZ) am Mittwoch.

Die Italienerin, die in den vergangenen Jahren mit scharfer Kritik an Israel von sich reden machte und sich auch etlichen Vorwürfen ausgesetzt sah, immer wieder antisemitische Stereotype zu verbreiten, wird anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz in die bayerische Landeshauptstadt kommen und sollte ursprünglich am 16. Februar auf Einladung einer Gruppe mit dem Namen »Decolonial Practices Group« an der Universität sprechen.

Doch die Uni-Leitung widersetzte sich diesem Vorhaben. Eine Sprecherin sagte der SZ: »Die LMU stellt grundsätzlich keine Räumlichkeiten für allgemeinpolitische Veranstaltungen zur Verfügung.« Das Event mit Albanese sei »nicht in eine wissenschaftliche Konferenz eingebunden« gewesen.

Die Gruppe Decolonial Practices Group nennt Absage einen »Affront«

Eigenen Angaben zufolge ist die Decolonial Practices Group hauptsächlich am Rachel Carson Center der LMU angesiedelt und setzt sich aus Akademikern in verschiedenen Phasen ihrer Karriere zusammen, darunter Doktoranden und Masterstudenten.

Auf der Uni-Webseite heißt es: »Ihr Fokus geht über den theoretischen Bereich hinaus und sie engagieren sich aktiv für Entkolonialisierungsbemühungen durch praxisorientierte Ansätze.« Jetzt erklärte die Gruppe auf ihrer Instagram-Seite in englischer Sprache, man sei wegen der Absage der Veranstaltung »zutiefst besorgt«.

Der »dringend notwendige akademische Diskurs über die ernstzunehmende Situation in Israel/Palästina« werde in Deutschland »verweigert«. Damit unterlaufe die Universität ihre historische und ethische Verpflichtung, einen offenen Diskurs zu ermöglichen.

Lesen Sie auch

Die Uni-Leitung habe zur Begründung angegeben, es drohe mit der Veranstaltung eine »Meinungsschlacht«. Albanese sei aber keine Politikerin, sondern eine »renommierte Juristin und international anerkannte Expertin für das Völkerrecht«. Sie rede regelmäßig mit Staatschefs und trete an wichtigen Universitäten weltweit auf, so die Gruppe. Die Absage sei ein »Affront«.

Zahlreiche umstrittene Äußerungen

Im Oktober stellte Francesca Albanese Israel auf eine Stufe mit den Nationalsozialisten und warf der Regierung von Benjamin Netanjahu eine Politik der gezielten Auslöschung der Palästinenser vor: »Es ist töricht, dass wir alle vergessen haben, was vor 100 Jahren zur Expansion des Dritten Reichs und zum Völkermord an Menschen führte, die nicht ›reinrassig‹ waren«, schrieb sie auf X.

Schon 2014 raunte sie in einem auf Facebook veröffentlichten Brief an einen italienischen Bischof davon, dass eine »jüdische Lobby« sich Amerika untertan gemacht habe, um Kritik an Israel zu ersticken. Später verglich sie die Lage der Menschen im Gazastreifen mit dem Schicksal der Juden im Warschauer Ghetto unter deutscher Besatzung.

Im November 2022 nahm sie per Videoschalte an einer »Nakba«-Gedenkveranstaltung der Hamas in Gaza teil und rief den dort versammelten Teilnehmern zu: »Ihr habt das Recht, gegen die Besatzung Widerstand zu leisten.«

Sie verwahrte sich auch dagegen, die Massaker vom 7. Oktober 2023 als größten antisemitischen Gewaltakt gegen Juden seit der Schoa zu bezeichnen. Vielmehr habe sich die Gewalt gegen die »Besatzungsmacht« Israel gerichtet, nicht gegen Juden, behauptete Albanese und kritisierte den französischen Präsidenten Emmanuel Macron für dessen Wortwahl. Mehrere Regierungen, darunter die amerikanische und die französische, verlangten die Abberufung der 47-Jährigen als UN-Sonderberichterstatterin.

In München will Albanese auch an einer alternativen »Friedenskonferenz« teilnehmen. Auf ihrem X-Konto kritisierte sie die LMU scharf: »Die Universität München hat meinen Vortrag abgesagt, eine Entscheidung, die sie hoffentlich noch einmal überdenken werden. Wenn nicht, freue ich mich darauf, Sie an anderer Stelle zu sehen, liebe deutsche Freunde. Mögen die Meinungsfreiheit und Ihr Recht auf Information siegen.«

New York

Jüdische Krankenschwester verklagt Krankenhaus wegen Diskriminierung

Die Pflegerin wirft der Klinik vor, sie nach pro-israelischen Beiträgen in sozialen Medien schikaniert und finanziell bestraft zu haben

 25.08.2025

Detschland

Zentralrat der Juden: »Bedrohliche Stimmung« gegen Israel-Verteidiger

An zwei aufeinanderfolgenden Tagen kommt es in deutschen Städten zu Angriffen gegen Personen, die sich solidarisch mit Israel zeigen. Der Spitzenvertreter der jüdischen Gemeinschaft ist besorgt

von Burkhard Jürgens  24.08.2025

Berlin

FDP-Politikerin Preisler erneut auf Demo angegriffen

»Propalästinensische« Demonstrantinnen hatten die Aktivistin und FDP-Politikerin später bis in die U Bahn verfolgt

 24.08.2025

Oberammergau

»Judenfreund«: Regisseur Stückl beklagt Anfeindungen

Christian Stückl leitet die berühmten Passionsspiele in Oberbayern. Lange wurde er dafür gewürdigt, das Werk von judenfeindlichen Passagen befreit zu haben. Nun dreht sich der Wind

 24.08.2025

Ankara

Emine Erdoğan schreibt Brief an Melania Trump

Die Frau des türkischen Präsidenten hat einen Brief an die First Lady der USA geschrieben, in dem sie auf das Schicksal der Kinder in Gaza aufmerksam macht. Ihr Mann fällt immer wieder mit perfiden Aussagen zu Israel und seiner Nähe zur Hamas auf

 24.08.2025

Israel

Rabbiner verhindert Anschlag auf Generalstaatsanwältin

Ein Mann hatte den früheren Oberrabbiner Jitzchak Josef um dessen religiöse Zustimmung zur »Tötung eines Aggressors« ersucht. Die Hintergründe

 24.08.2025

Hessen

»Propalästinensische« Demonstranten attackieren jüdische Aktivisten

Bei den Angegriffenen handelt es sich um Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Frankfurt

 23.08.2025

Vorwürfe

»Es gibt keine Hungersnot in Gaza. Es gibt keine Politik des Aushungerns«

Israel weist die Erklärung einer Hungersnot in Teilen des Gazastreifens zurück. Regierungschef Netanjahu bezeichnet gegenteilige Berichte als Lüge

von Eva Krafczyk  22.08.2025

Auschwitz-Prozess

Kein einziges menschliches Wort

Vor 60 Jahren fiel das Urteil gegen 20 NS-Verbrecher in Frankfurt. Sie zeigten keine Reue

von Christoph Arens, Mascha Malburg  22.08.2025