Brandenburg

Linken-Politiker Büttner wird Beauftragter gegen Antisemitismus

Andreas Büttner Foto: picture alliance/dpa

Am Ende ging es doch noch ganz schnell: Andreas Büttner, bislang Landtagsabgeordneter der Linken, wird erster Antisemitismusbeauftragter des Landes Brandenburg. Der Landtag in Potsdam wählte Büttner am Mittwoch in geheimer Abstimmung mit 52 Ja-Stimmen und 31 Nein-Stimmen. Im Vorfeld hatte sich nur die AfD-Fraktion gegen ihn ausgesprochen.

Die Stelle ist beim Parlament angesiedelt, Büttner gibt dafür sein Landtagsmandat auf. Erst vergangene Woche war der 50-Jährige vom Fraktionsvorsitzenden der SPD, Daniel Keller, und vom Hauptausschuss dem Plenum zur Wahl vorgeschlagen worden. Vorangegangen war ein monatelanges Gezerre zwischen den Fraktionen.

Das Gesetz zur Einrichtung der unabhängigen Stelle eines Antisemitismusbeauftragten hatte der Landtag im November 2023 beschlossen. Jede Person hat das Recht, sich unmittelbar an den Beauftragten zu wenden. Dieser soll auch Ansprechpartner für Menschen jüdischen Glaubens und für jüdische Gruppen sein.

Die jüdische Gemeinde in Brandenburg war ursprünglich aber nicht in das Verfahren einbezogen worden. Am Ende wurde sie doch noch angehört und plädierte mehrheitlich für Susanne Krause-Hinrichs. Die 60-Jährige ist Geschäftsführerin der F.C. Flick-Stiftung in Potsdam und seit Jahren gegen Judenhass engagiert. Sie stieß aber im Landtag genauso auf Widerstand wie die ehemalige Geschäftsführerin des Zacharias Frankel College, Sandra Anusiewicz-Baer.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Potsdam, Evgueni Kutikow, zeigte sich in einer ersten Reaktion »enttäuscht« über die lange Dauer und den Ausgang des Verfahrens, wollte dies aber nicht als Kritik an der Person Büttners verstanden wissen. Es sei bei der Entscheidung nicht in erster Linie um Antisemitismus oder um jüdisches Leben gegangen, sondern um andere politische Erwägungen. Das sei zum Schaden Brandenburgs, so der Gemeindevorsteher mit Verweis auf das Erstarken der AfD im Land und den jüngsten Bericht des Verfassungsschutzes.

Scharfe Kritik an der Entscheidung kam auch von Julius Schoeps, dem Gründungsdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam. Schoeps bezeichnete das Verfahren gegenüber der Jüdischen Allgemeinen als »Schmierentheater« und »schwer zu durchschauendes politisches Ränkespiel«.

Julius Schoeps wörtlich: »Parteipolitische Interessen sind hier leider über die Sachinteressen gestellt worden. Das hat das neue Amt des Beauftragten wirklich nicht verdient.«

Der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigte sich hingegen erfreut, dass das Amt nun endlich besetzt wurde. Ein Ssprecher nannte Büttner einen »erfahrenen Landespolitiker und Freund des jüdischen Lebens«.

Der neue Beauftragte selbst sagte der Jüdischen Allgemeinen, er freue sich auf die neue Aufgabe und wolle schnell einen »runden Tisch« mit allen Beteiligten einberufen. Außerdem plädierte Büttner für einen Ausbau der Beziehungen zwischen Deutschen und Israelis. Hierfür müsse auch mehr Geld als bislang in die Hand genommen werden.

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Sydney

Warum ein Neonazi in Australien »Mein Kampf« im Gefängnis lesen darf

Ein Rechtsextremist will im australischen Knast unbedingt Hitler lesen - und hat laut einem Gerichtsbeschluss auch das Recht dazu

 27.10.2025

Libanon

UN-Friedenstruppe schießt israelische Drohne ab

Das Fluggefährt habe sich »auf aggressive Weise« genähert, sagt die UNIFIL. Israel streitet dies ab

 27.10.2025

Terrorismus

Mossad veröffentlicht Namen von »Terror-Kommandeuren«

Auch hierzulande sollen Kommandeure der Quds-Truppe der Islamischen Revolutionsgarden Anschläge auf jüdische Einrichtungen geplant haben. Der Terrorexperte Peter Neumann kritisiert die Haltung Deutschlands

von Michael Thaidigsmann  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Interview

»Dass da nicht mehr passiert, ist ein ziemlicher Skandal«

Trotz der jüngsten iranischen Anschlagsversuche auf jüdische Einrichtungen pflegt Deutschland einen ängstlichen und viel zu nachgiebigen Umgang mit dem Regime in Teheran, kritisiert der Terrorismusexperte Peter Neumann

von Michael Thaidigsmann  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Pogromnacht 1938

Wo die Synagogen schon zwei Tage vorher brannten

In Hessen und Sachsen-Anhalt begann die Gewalt gegen Juden schon bevor Goebbels dazu aufrief

 27.10.2025

Israel-Reise

Karin Prien will Yad Vashem besuchen

Die Bildungsministerin trifft auch ihren israelischen Amtskollegen Joav Kisch

 27.10.2025