Einspruch

Kurz und Grün wagen

Alexia Weiss Foto: Stanislav Jenis

In Österreich werden erstmals die Grünen der Bundesregierung angehören und künftig gemeinsam mit der ÖVP unter Sebastian Kurz regieren. Dieses Zusammengehen könnte Vorbildwirkung haben.

Denn was das Regierungsprogramm verspricht, ist nicht nur ein ambitioniertes Klimaschutzpaket und das Bemühen um mehr Transparenz bei Parteienfinanzierung. Die Parteien haben sich auch den Kampf gegen Antisemitismus und Extremismus auf die Fahnen geschrieben.

Strategien So soll eine »Forschungs- und Dokumentationsstelle für Antisemitismus, für den religiös motivierten politischen Extremismus (politischer Islam) und für den Rassismus im 21. Jahrhundert« eingerichtet werden, die auch einen jährlichen Rechtsextremismusbericht erstellen soll. Das Programm sieht darüber hinaus die »Schaffung von Strategien und Maßnahmen im Kampf gegen Antisemitismus und Extremismus« vor.

Heranwagen will man sich dabei auch an eine Überarbeitung des Verbotsgesetzes, um Lücken, wie etwa Teilleugnungen des Holocaust, zu schließen. Betont wird das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels. Die Regierung verpflichtet sich auch, Initia-tiven und Resolutionen in internationalen Organisationen nicht zu unterstützen, die das Existenzrecht Israels infrage stellen.

Asylpolitik Einsetzen wollen sich Türkis und Grün für einen israelisch-palästinensischen Friedensprozess, der eine Zweistaatenlösung bringt. Aus menschenrechtlicher Sicht wartet das Programm allerdings mit einigen bitteren Pillen auf. So wird die restriktive Asylpolitik trotz grüner Regierungsbeteiligung fortgesetzt.

Am Beginn der Regierungsverhandlungen stand die Frage, wie zwei so unterschiedliche Parteien einen gemeinsamen Nenner ausverhandeln können. Das Programm zeigt: Sie konnten es nicht. Was als »das Beste aus zwei Welten« verkauft wird, heißt: Jeder bringt das ein, was ihm am wichtigsten ist, und hat dafür anderes, was der eigenen Linie widerspricht, mitzutragen.

Die Autorin ist freie Journalistin in Wien

Antisemitismus

Konzert-Comeback: Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Xavier Naidoo kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorwürfe, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025

Aufarbeitung

Französische Entnazifizierungs-Dokumente erstmals online abrufbar

Neue Hinweise zu Leni Riefenstahl und Martin Heidegger in der NS-Zeit: Künftig können Forscher online auf französische Akten zugreifen. Experten erwarten neue Erkenntnisse

von Volker Hasenauer  10.12.2025

Deutschland

Wegen Antisemitismus und AfD: Schauspiellegende Armin Mueller-Stahl (95) denkt ans auswandern

Armin Mueller-Stahl spricht offen über seine Gelassenheit gegenüber dem Tod – und warum aktuelle Entwicklungen ihn dazu bringen, übers Auswandern nachzudenken

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025

Brüssel

Keine Nato-Rüstungsaufträge mehr an israelische Firma?

Einem Bericht verschiedener Medien zufolge ist Israels führendes Wehrtechnikunternehmen Elbit Systems wegen Korruptionsverdachts vorläufig von weiteren Vergabeverfahren ausgeschlossen worden

 10.12.2025

Polen

Neun polnische KZ-Opfer werden im Juni seliggesprochen

Die Nationalsozialisten brachten in Dachau und Auschwitz auch Hunderte polnische Priester um. Die katholische Kirche verehrt mehrere von ihnen als Märtyrer. Bald werden neun weitere Geistliche in Krakau seliggesprochen

 10.12.2025