Chemnitz

Kulturhauptstadt prüft Antisemitismusvorwurf

Nach dem Antisemitismusvorwurf gegen das internationale Festival für urbane Kunst in Chemnitz Ibug hat die Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 als Projektpartner reagiert. Die Veranstalter der Ibug seien für die Inhalte ihres Projekts eigenverantwortlich, teilte die Kulturhauptstadt gGmbH am Dienstag in Chemnitz mit. Dennoch würden die Vorwürfe unabhängig vom bereits initiierten Prüfungsprozess der Ibug von der Kulturhauptstadt sowohl juristisch als auch inhaltlich untersucht.

»Dabei befinden wir uns in einem konstruktiven Dialog miteinander«, hieß es. Chemnitz 2025 stehe für Menschenwürde, Vielfalt und Toleranz. »Antisemitische oder menschenverachtende Äußerungen widersprechen diesen Grundwerten und finden in unserem Umfeld keinen Platz«, hieß es.

Festivalmachern wird vorgeworfen, antisemitische Kunst zu zeigen

Der Name Ibug steht für Industrie-Brachen-Um-Gestaltung. Das Festival findet im Rahmen des Programms zur europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 statt. Veranstalter ist der Verein Ibug mit Sitz in Leipzig. Den Festivalmachern wird in einem von mehreren Menschen unterzeichneten Brief vorgeworfen, antisemitische Kunst zu zeigen. Zuerst hatte die Chemnitzer »Freie Presse« (Dienstag) darüber berichtet.

Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) sagte, das Team habe reagiert und unter anderem Kunstwerke verdeckt. Eine Arbeit wurde laut Medienbericht abgehängt. Es handelt sich um ein Werk des in Leipzig lebenden britischen Künstlers Luke Carter mit Blick auf den Gaza-Krieg und dem Schriftzug »Deutschland mordet mit!«.

Eine Arbeit wurde laut Medienbericht abgehängt

Die Ibug erklärte, sie dulde keine antisemitischen Inhalte. Der Verein stehe »für Gemeinschaft und Verständigung und positioniert sich klar gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit, inklusive Antisemitismus«. Er habe den Historiker Peter Jelavich von der US-amerikanischen Johns Hopkins University hinzugezogen. Laut Veranstaltern hält der Experte Teile des Werkes von Luke Carter für problematisch. »Obwohl die Arbeit des Künstlers in ihrer Intention nicht antisemitisch ist, haben wir uns entschieden, diese Teile abzuhängen«, erklärte die Ibug.

Insgesamt beteiligen sich an dem Street-Art-Festival in Chemnitz rund 70 Künstlerinnen und Künstler und Kollektive aus 25 Ländern. Das Festivalgelände ist an diesem Wochenende zum letzten Mal für das Publikum geöffnet.

Positive Zwischenbilanz zur europäischen Kulturhauptstadt

Klepsch zog eine positive Zwischenbilanz zur europäischen Kulturhauptstadt. Chemnitz 2025 sei ein großer Erfolg, sagte sie. Die nationale und internationale Aufmerksamkeit für die Region sei enorm gewachsen. Viele Museen verzeichnen der Ministerin zufolge einen deutlichen Besucherzuwachs. Zudem sei die Zahl der Übernachtungen deutlich gestiegen.

Die Stadt Chemnitz zählte fast 20 Prozent mehr Gäste von Januar bis Juni, die Region Erzgebirge fast vier Prozent. Ob die Zielmarke von zwei Millionen Gästen bei den Veranstaltungen des Kulturhauptstadtjahres erreicht werde, sei offen, sagte Klepsch. Bis Juni nutzten ihr zufolge rund 700.000 Menschen die vielfältigen Angebote.    Das Programm der Kulturhauptstadt steht unter dem Motto »C the Unseen«. Außer Chemnitz ist auch die slowenisch-italienische Stadt Nova Gorica/Gorizia in diesem Jahr Europas Kulturhauptstadt.

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  10.11.2025 Aktualisiert

Würzburg

Zentralrat der Juden fordert mehr Zivilcourage gegen Hass

Beim Gedenken an die Novemberpogrome in Würzburg hat Juden Schuster die grassierende Gleichgültigkeit gegen Judenhass kritisiert

 10.11.2025

Gedenken

Bundespräsident Steinmeier fordert Widerstand gegen Rechtsextreme

Die Demokratie sieht der Bundespräsident so bedroht wie nie seit der Wiedervereinigung. Das Staatsoberhaupt erklärt, was nun aus seiner Sicht passieren muss

von Martina Herzog  10.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025

Marbach am Neckar

Schillerrede: Soziologin Illouz vergleicht Trump mit »König Lear«

Statt Selbstbeweihräucherung empfiehlt die Soziologin Eva Illouz in der Schillerrede 2025 den Zweifel und das Zuhören - nur das helfe aus der eigenen Echokammer heraus

 10.11.2025

Berlin

»Besetzung gegen Antisemitismus« an TU Berlin

Nach pro-palästinensischen Universitätsbesetzungen in der Vergangenheit haben nun Studierende ein Gebäude an der TU Berlin besetzt, um gegen Antisemitismus zu protestieren. Sie machen dem Allgemeinen Studierendenausschuss Vorwürfe

 10.11.2025

Antisemitismus

Rabbinatsstudent am Berliner Hauptbahnhof beschimpft

Der angehende Rabbiner aus Deutschland war am 9. November auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung für die Novemberpogrome. Sein Urgroßvater hat die Schoa überlebt

 10.11.2025