Extremismus

Kritik an Zusammenarbeit mit Zentralrat der Muslime

Kundgebungsteilnehmer zeigen den sogenannten Wolfsgruß der extremistischen Gruppierung »Graue Wölfe«. (Istanbul 2017) Foto: Verwendung weltweit

Nach der Veröffentlichung des Verfassungsschutzberichts
2019 wird aus der Unionsfraktion Kritik an der Zusammenarbeit der
Politik mit dem Zentralrat der Muslime laut. Wenn der Zentralrat
weiterhin Gesprächspartner des deutschen Staates sein wolle, müsse er
sich von der Mitgliedsorganisation Atib trennen, sagte der
innenpolitische Sprecher Mathias Middelberg (CDU) der »Welt«
(Mittwoch).

Andernfalls werde der Zentralrat seinem Anspruch, die
Integration der Muslime in die deutsche Gesellschaft zu fördern,
nicht gerecht. »Das türkisch-nationalistische Wirken der Atib
verhindert Integration und ist Gift für unsere Gesellschaft«,
erklärte Middelberg.

Im aktuellen Bericht rechnet das Bundesamt für Verfassungsschutz
erstmals den Verband Atib (»Union der Türkisch-Islamischen
Kulturvereine in Europa«) den türkischen Rechtsextremisten der Grauen
Wölfe zu. Atib ist laut »Welt« Gründungsmitglied im Zentralrat der
Muslime in Deutschland und bis heute die mitgliederstärkste
Organisation des Dachverbands.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände (Bagiv), ein Dachverband von Migrantenselbstorganisationen, übt Kritik an der Zusammenarbeit des Innenministers mit dem Zentralrat. »Herr Seehofer sollte erklären, warum er einerseits sagt, dass Rechtsextremismus das größte Problem ist, aber hier scheinbar bei türkischen Rechtsextremisten einen Unterschied macht«, sagte Bagiv-Präsident Ali Ertan Toprak (CDU).

Der Innenminister dürfe die Rassisten und Antisemiten unter den Menschen mit Migrationshintergrund nicht gewähren lassen. »Niemals könnte es sich ein Bundesinnenminister leisten, deutsche Rechtsradikale so zu hofieren. Aber komischerweise stört sich niemand daran, dass Seehofer National-Islamisten hofiert«, sagte Toprak. »Diese kulturrelativistische Doppelmoral ist unerträglich.«

Auch die Linke sieht die Zusammenarbeit mit dem Zentralrat wegen
des politischen Hintergrundes von Atib kritisch. »Ich begrüße es
grundsätzlich, dass nun auch die Bundesregierung endlich offen
zugibt, dass es sich bei Atib um einen Verband aus dem Spektrum der
Grauen Wölfe handelt«, sagte die innenpolitische Sprecherin der
Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, der Zeitung.

»Die Konsequenz daraus sollte freilich sein, jede auch indirekte Zusammenarbeit mit dieser faschistischen Vereinigung zu beenden.« Das betreffe auch Kooperationen mit dem Zentralrat der Muslime, solange sich dieser nicht von Atib distanziere.

Es könne nicht angehen, dass etwa bei antirassistischen
Gedenkveranstaltungen Vertreter der Atib »unter dem Deckmantel des
Zentralrats neben Vertretern von Bundes- und Landesregierungen«
teilnehmen, unterstrich Jelpke. epd/kna

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Berlin

Verfassungsschutz nimmt neue AfD-Jugend ins Blickfeld

Ist auch die »Generation Deutschland« rechtsextremistisch? Sie rückt bereits in den Fokus des Bundesamts für Verfassungsschutz

 04.12.2025

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025

Bayern

Landtag wirbt für Yad Vashem-Außenstelle in München

Ein fraktionsübergreifenden Antrag – ohne Beteiligung der AfD - für eine Außenstelle der israelischen Gedenkstätte im Freistaat liegt vor

 04.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025

Graz

Verharmlosung von NS-Verbrechen: Haft für Deutschen in Österreich

Lange Haftstrafe für einen Publizisten: Was steckt hinter dem Urteil, und wie stufen Extremismusforscher seine bereits eingestellte Zeitschrift ein?

 04.12.2025