Meinung

Krakau: Der Papst als Partner

Auschwitz-Birkenau – das ist der Ort der Vernichtung unserer Nation. Es ist ein Ort der Trauer und des Leidens. Papst Franziskus hat Auschwitz nun zu einem Ort des stillen Gebets und der Kontemplation gemacht. Sein Schweigen trägt eine Botschaft, die Worte nicht auszudrücken vermögen. Diese Stille an diesem Ort ist die Stille des massenhaften Todes.

Dass der Papst nach Auschwitz kam, um dort in Schweigen zu verharren und die Totenstille nicht zu stören, ist Zeichen für seine enge emotionale Bindung an uns Juden und zugleich eine Geste seiner Solidarität. Sein Besuch trägt dazu bei, die immer noch oft in Frage gestellte Wahrheit über Auschwitz zu verbreiten. Wir Juden sind beim Kampf gegen Antisemitismus und gegen die Leugnung des Holocaust auf Beistand angewiesen.

jugendliche Einige Tage vor Beginn des katholischen Weltjugendtages meldete sich bei unserer Gemeinde in Warschau eine internationale Jugendgruppe. Sie traf sich mit unseren Gemeindemitgliedern in der Synagoge und unterstützte uns auch ganz praktisch auf dem Jüdischen Friedhof. Sie halfen uns, die Gräber aus dem Zweiten Weltkrieg in Ordnung zu bringen, und erkundigten sich nach Dingen, die heute für unsere Gemeinschaft wichtig sind. Sie fragten auch nach dem Antisemitismus und danach, was sie selbst, als junge Christen, für die christlich-jüdischen Beziehungen tun könnten. Für viele von ihnen war es der erste Kontakt mit Juden.

Vielleicht zieht Franziskus’ Auschwitzbesuch während des Weltjugendtages eine neue Initiative junger Christen nach sich, die den Dialog mit uns Juden suchen. Daraus könnten engere Kontakte zu den Gemeinden oder gemeinsame Anstrengungen zum Erhalt des jüdischen Erbes erwachsen, seien dies nun Friedhöfe, ehemalige Synagogen oder Mikwen. Aber auch auf Gebieten wie jüdische Philosophie, Literatur und Musik könnte man zusammenarbeiten.

Mit dem Trauma der Schoa setzen wir uns in unseren Gemeinschaften, Synagogen und Häusern jeden Tag auseinander, geben wir doch die Erinnerung daran von Generation zu Generation weiter. In Polen gibt es keinen Ort ohne Erinnerung an die lokalen Tragödien der jüdischen Gemeinden. Wir möchten gerne den Kreis unserer Partner und nichtjüdischen Freunde erweitern, denen die Erinnerung an die Vorkriegswelt des polnischen Judentums am Herzen liegt und die sich im Bildungsbereich engagieren. Wir möchten unsere Erinnerungen gern mit anderen teilen. Papst Franziskus könnte dabei zu unserem wichtigsten Partner werden.

Die Autorin ist Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Warschau.

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025

Soziale Medien

Musk nach Millionenstrafe gegen X: EU abschaffen

Beim Kurznachrichtendienst X fehlt es an Transparenz, befand die EU-Kommission - und verhängte eine Strafe gegen das Unternehmen von Elon Musk. Der reagiert auf seine Weise

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem und trifft Premierminister Benjamin Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025