Meinung

Klarer Rechtsbruch von Scotland Yard

Die britische Polizei hat Zipi Livni zu einer Anhörung zum Gaza-Krieg geladen. Livni, von 2006 bis 2009 israelische Außenministerin, soll Fragen zu möglichen Kriegsverbrechen beantworten. Dies stellt einen weiteren Höhepunkt der PR-Kampagnen von Anti-Israel-Aktivisten dar, der diesmal durch den Missbrauch britischer Strafverfolgungsbehörden ermöglicht worden ist. Die hinter der Aktion stehenden Auftraggeber, die die personellen und finanziellen Mittel bereitstellen, bleiben erneut im Verborgenen.

interview Scotland Yard sprach zwar freundlich von einer »freiwilligen Teilnahme an einem Interview« und informierte Livni bereits vor Antritt ihrer Großbritannienreise. Dennoch ist der Vorgang ein klarer Bruch des Völkerrechts. Die Ladung soll per E-Mail übermittelt worden sein, ohne dass die zuständigen israelischen Behörden an dem Vorgang beteiligt worden sind, geschweige denn die Zulässigkeit des Vorgehens ihrer britischen Kollegen nach dem innerstaatlichen Recht Israels überprüfen konnten.

Das Völkerrecht spricht hier von einem sogenannten Verbot des hoheitlichen Handelns auf fremdem Staatsgebiet. Scotland Yard muss sich daher den Vorwurf gefallen lassen, dass es sich für die politische Verfolgung missliebiger ausländischer Politiker missbrauchen lässt und die Grundsätze des internationalen Rechts außer Acht lässt.

Eine solche Instrumentalisierung von Strafverfolgungsbehörden stellt ein globales Problem dar, das zu gravierenden Folgen für die Betroffenen führt. Schurkenstaaten initiieren immer wieder strafrechtliche Ermittlungsverfahren, um ihre politischen Gegner durch die internationale Verfolgung zu diffamieren, einzuschüchtern und sie aus dem politischen Leben zu drängen.

festnahme Im Fall von Livni ist zu befürchten, dass der Vorwurf einer Beteiligung an Kriegsverbrechen bis zu einer rechtskräftigen Aufklärung des Sachverhalts an der Privatperson Zipi Livni haften bleibt. Die Auswirkungen werden verheerend sein und auf nahezu alle Lebensbereiche übergreifen. Die Gefahr einer Festnahme im Ausland wird ungeachtet diplomatischer Zusicherungen viele Jahre lang bestehen; ein Besuch von Familienangehörigen, Freunden oder die Wahrnehmung beruflicher Interessen im Ausland wird nahezu unmöglich gemacht.

Bleibt zu hoffen, dass die britische Justiz sich besinnt, dass sich die Behörden anderer Staaten für so etwas nicht einspannen lassen und dass die wahre Intention der Anzeigenerstatter bereits im Vorfeld gründlich untersucht wird.

Der Autor ist Anwalt in Berlin und Vorsitzender der Jüdischen Juristenvereinigung.

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von 
janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025

Aufarbeitung

Französische Entnazifizierungs-Dokumente erstmals online abrufbar

Neue Hinweise zu Leni Riefenstahl und Martin Heidegger in der NS-Zeit: Künftig können Forscher online auf französische Akten zugreifen. Experten erwarten neue Erkenntnisse

von Volker Hasenauer  10.12.2025

Deutschland

Wegen Antisemitismus und AfD: Schauspiellegende Armin Mueller-Stahl (95) denkt ans auswandern

Armin Mueller-Stahl spricht offen über seine Gelassenheit gegenüber dem Tod – und warum aktuelle Entwicklungen ihn dazu bringen, übers Auswandern nachzudenken

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025