Meinung

Kinderärzte gegen Kindeswohl

An der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) kommt man derzeit kaum vorbei. Lautstark fordert der Verband ein Verbot der rituellen Beschneidung bei minderjährigen Knaben – im Namen der Wissenschaft und des Kindeswohls –, da diese keinerlei medizinischen Nutzen habe. Doch ein genaues Studium der offiziellen Stellungnahmen beweist: Die DAKJ verdreht aus obskuren Gründen gezielt wissenschaftliche Fakten.

Wenn es etwa in Positionspapieren aus Kanada (1996) und den USA (1999) heißt, eine routinemäßige Beschneidung aller Neugeborenen werde nicht empfohlen, so behauptet die DAKJ, dort würden rituelle Beschneidungen generell und explizit abgelehnt. Die aktuellste wissenschaftliche Evidenz, die von der renommierten American Academy of Pediatrics im August 2012 publiziert wurde und den medizinischen Nutzen von Beschneidungen im Säuglingsalter eindeutig beweist, wird von der DAKJ schlicht verschwiegen.

Fragwürdig Stattdessen blendet die Akademie in ihre Texte fragwürdige Passagen ein: etwa, »dass auch fromme Juden sich gegen die Beschneidung wenden«. Das habe jüngst eine Demonstration vor dem deutschen Konsulat in New York gezeigt, wo das Urteil des Kölner Landgerichts »lebhaft begrüßt« worden sei. Und: »Aus persönlichen Erfahrungen wissen wir, wie jüdische Mütter unter der rituellen Beschneidung ihrer Söhne leiden.« Solche abstrus anmutenden Behauptungen über »fromme Juden« und »leidende jüdische Mütter« sind nichts anderes als eine Manipulation: Mögliche Einzelaussagen werden verallgemeinert.

Zum krönenden Abschluss macht die DAKJ einen Vorschlag, der von einem kaum zu übertreffenden Mangel an Sensibilität zeugt: »Vielmehr könnte man sich darum bemühen, einen auch vom Zentralrat der Juden argumentativ verwendeten Gruppendruck abzubauen und es damit Juden und Muslimen leichter zu machen, auch unbeschnitten gläubige Juden bzw. Muslime sein zu können ... Es hat schon immer Tabu-Brüche gegeben, die zur Normalität wurden.«

Damit maßt sich die DAKJ zum Abschluss ihrer mit Unwahrheiten durchzogenen Stellungnahme noch an, zwei Weltreligionen zur Aufgabe ihrer grundlegendsten Traditionen aufzufordern. Die DAKJ nimmt dabei bewusst eine Störung des Religionsfriedens in Kauf. Und dies ausgerechnet in Deutschland, einem Land, in dem Millionen von Juden ermordet wurden. Die Verantwortlichen sollten die Konsequenzen ziehen.

Der Autor ist Medizinethiker und praktiziert als Kinder- und Jugendarzt in der Schweiz.

IS-Gruppen

Attentäter von Sydney sollen auf den Philippinen trainiert worden sein

Die Hintergründe

 16.12.2025

Hamburg

Mutmaßlicher Entführer: Mussten im Block-Hotel nichts zahlen

Der israelische Chef einer Sicherheitsfirma, der die Entführung der Block-Kinder organisiert haben soll, sagt im Gericht aus. Die Richterin will wissen: Wer zahlte für die Unterbringung im Luxushotel der Familie?

 16.12.2025

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Anschlag geplant? 21-Jähriger reiste legal ein

Mit einem Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem in Vorbereitungshaft genommenen Mann werden Details bekannt

 16.12.2025

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025

Sydney

Opera House erstrahlt mit Bild von Chanukkia

Es ist ein Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft

 16.12.2025

Berlin

Reiche will Wirtschaftsbeziehungen mit Israel ausbauen

Die Wirtschaftsministerin will bei einem Besuch über Hightech und die Industrie sprechen - und auch über den Schutz wichtiger Versorgungsbereiche

 16.12.2025

Japan

Lodge lehnt israelische Gäste ab – Jerusalem protestiert

Israels Botschafter in Tokyo, Gilad Cohen, legt formell Protest ein

 16.12.2025