Brüssel

EU: Keine Anzeichen für Veruntreuung

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Foto: Michael Thaidigsmann

Weiter wie bisher? Die Europäische Kommission will die vor sechs Wochen ausgesetzten Zahlungen an die Palästinenser wieder aufnehmen, künftig aber noch genauer hinschauen, wie EU-Haushaltsmittel verwendet werden. Eine unmittelbar nach dem Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober eingeleitete interne Prüfung habe keine Anzeichen dafür ergeben, dass EU-Gelder direkt oder indirekt an die Terrororganisation geflossen seien, teilte die Kommission am Dienstag in Brüssel mit.

Die EU ist der mit Abstand größte externe Geldgeber für die Palästinensische Autonomiebehörde in Ramallah und überweist zudem jedes Jahr dreistellige Millionenbeträge, unter anderem an das Palästina-Flüchtlingshilfswerk UNRWA, das im Westjordanland und im Gazastreifen Schulen betreibt, und an zivilgesellschaftliche Organisationen. Die nächste Zahlung nichthumanitärer Hilfe in die Palästinensergebiete könnte demnach noch vor Monatsende erfolgen.

Auch die Bundesregierung hatte vor Kurzem angekündigt, Entwicklungshilfezahlungen an die Palästinenser wieder aufzunehmen. Wie die EU-Kommission hatte auch Deutschland die humanitären Leistungen für Gaza von der Überprüfung ausgenommen und sogar noch gesteigert.

Streit um Definitionen

Der ungarische EU-Kommissar Olivér Várhelyi wollte trotz der Prüfungsergebnisse strengere Vorgaben für künftige Projekte durchsetzen. So drang er darauf, dass in Zukunft keine Organisationen mehr mit EU-Geldern bedacht werden sollen, deren Vertreter die Hamas unterstützen oder sich antisemitisch äußern. Neue Verträge für Projekte in den Palästinensergebieten sollen Klauseln enthalten, die auch direkte Verwandte von gesperrten Empfängern von entsprechenden Zahlungen ausschließen würde. Auch sollen bei der Überwachung der palästinensischen Begünstigten und Subunternehmer externe Kontrolleure beigezogen werden.

Bereits jetzt enthalten die Förderverträge Klauseln, die die Verherrlichung von Terror oder judenfeindliche Aussagen durch Zuwendungsempfänger ausschließen sollen. In der Praxis gestaltet sich die Durchsetzung allerdings schwierig. Nachdem die israelische Regierung im Jahr 2021 sechs palästinensische NGOs als Vorfeldorganisationen terroristischer Gruppen wie der PFLP eingestuft hatte, reagierte die EU ebenfalls mit einer Prüfung, um dann einige Monate später die Anschuldigungen Jerusalems als nicht stichhaltig zurückzuweisen.

Allerdings hatten sich zwei Begünstigte wegen des Vorwurfs der Hassrede nach dem 7. Oktober der Kommission gegenüber noch zu erklären, erklärte die Kommission am Dienstag. Diese beiden Organisationen würden vorerst keine EU-Zahlungen erhalten. Zudem habe die Prüfung ergeben, dass Mittel in Höhe von gut 75 Millionen Euro für Projekte im Gazastreifen wegen des aktuellen Konflikts momentan nicht dafür ausgegeben werden können. Das veranschlagte Geld werde auf andere Projekte in den palästinensischen Gebieten umverteilt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die deutsche Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte: »Nach den schrecklichen Ereignissen vom 7. Oktober war eine sorgfältige Überprüfung unserer finanziellen Unterstützung notwendig. Diese Überprüfung hat bestätigt, dass die bestehenden Schutzmechanismen wirksam sind. Wir arbeiten nun daran, unsere künftige Unterstützung für die Palästinenser in Anbetracht der sich verändernden und sich weiter entwickelnden Situation zu gestalten.«

Bern

Schweiz verbietet Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025