Meinung

Keine Angst vor Stammzellforschung

In der EU wird derzeit heftig über den Umgang mit Stammzellforschung gestritten. Die jüdische Religion ist diesem Forschungsgebiet gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt. Die Erweiterung und der Erwerb von Wissen, welches der Menschheit zur Vermeidung oder sogar Heilung von Krankheiten dienen kann, wird erlaubt, wenn nicht sogar verlangt.

So ist im Judentum, im Gegensatz zur katholischen Kirche, die Anwendung moderner Befruchtungstechniken, etwa die In-Vitro-Fertilisation (IVF), für Ehepaare unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Für viele Paare ist eine IVF die einzige Möglichkeit, eigene Nachkommen zu zeugen. Entsprechend rege wird diese Technik innerhalb der jüdischen Bevölkerung genutzt.

Allerdings stellt sich dabei ein ernsthaftes Problem: Um die Erfolgschancen zu erhöhen, werden Frauen hormonell so stimuliert, dass sie mehrere Eizellen produzieren, welche dann auch befruchtet werden. So entstehen im Rahmen der Behandlung überzählige Embryonen, die oft für einen eventuellen späteren Gebrauch eingefroren werden. Damit wird die Gesellschaft mit Fragen konfrontiert, die sich in erster Linie um das Problem drehen, welchen Status solche Embryonen besitzen und was mit ihnen geschehen soll, falls sie der Mutter nicht mehr implantiert werden können.

Mutterleib Dieser Entscheidungsdruck wird durch die Möglichkeiten der Stammzellforschung zusätzlich erhöht. Der Embryo besitzt in den frühen Stadien der Entwicklung und auch außerhalb des Mutterleibs einen Sonderstatus, heißt es bei vielen rabbinischen Autoritäten. Er darf beispielsweise bei nicht mehr möglicher Verwendung zerstört werden. Folgt man dieser Argumentationslinie, dann ist es sicherlich nicht nur halachisch vertretbar, sondern auch besser, am Embryo außerhalb des Mutterleibs im geschützten gesetzlichen Rahmen zu forschen. So wird potenziell lebensrettender Nutzen gewonnen und der Embryo nicht zerstört.

Es entspricht allgemein einer jüdischen Grundhaltung, aus einer schlechten Situation, wann immer möglich, das Beste zu machen. Eine spezifische »Herstellung« von Embryonen zum Zwecke der Stammzellforschung ist aus halachischer Sicht aber grundsätzlich abzulehnen, und andere Methoden der Stammzellforschung, beispielsweise mit adulten Stammzellen oder bereits vorhandenen Zelllinien, sind der Forschung an Embryonen vorzuziehen.

Der Autor ist Kinderarzt in der Schweiz und Autor des Buches »Zwischen Leben und Tod. Aspekte der jüdischen Medizinethik«.

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025