Baden-Württemberg

Kein Grund zur Entwarnung

Der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg, Michael Blume Foto: Chris Hartung

Einer neuen Studie zufolge hat offen geäußerter Antisemitismus in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr abgenommen. Zugleich stieg aber die Zahl der antisemitischen Straftaten.

2020 stimmten noch etwas mehr als zwei Prozent der Baden-Württemberger klassischen judenfeindlichen Ansichten zu, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Sonderauswertung der Leipziger Studie »Antisemitismus in Zeiten von Covid-19« hervorgeht. 2019 gab es noch bei mehr als fünf Prozent der Bevölkerung Zustimmung.

meldestelle Laut dem Antisemitismusbeauftragten der Landesregierung, Michael Blume, sind diese sinkenden Zahlen aber kein Grund zur Entwarnung. Nach Angaben des Stuttgarter Innenministeriums nahm die Zahl antisemitischer Straftaten von 2019 auf 2020 um ein Viertel zu. Auch Blumes Meldestelle bestätigt diesen Trend: 2021 seien bereits mehr Meldungen von antisemitischen Vorfällen eingegangen als im gesamten Jahr 2020.

Die Baden-Württemberger sind auch offen für Verschwörungsdenken: 35 Prozent sind laut der Studie davon überzeugt, dass es geheime Organisationen gibt, die großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben. Fast 39 Prozent der Menschen teilen die Auffassung, dass die Corona-Krise großgeredet werde, damit einige wenige von ihr profitieren können.

verschwörungsmythen Laut Oliver Decker, Direktor des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung an der Universität Leipzig, ist empirisch bewiesen, dass ungefähr jeder Zweite, der ein Sympathisant von Verschwörungsmentalitäten ist, auch eine Bereitschaft zum Antisemitismus hat. Deshalb müsse bei der Bekämpfung von Antisemitismus immer auch Verschwörungsdenken in den Blick genommen werden. Covid-19 wirkt dem Experten zufolge als Brandbeschleuniger für Antisemitismus: »Die weit verbreitete Verschwörungsmentalität macht auch offen antisemitische Ressentiments wieder salonfähig.«

Die repräsentative Studie der Uni Leipzig unter 300 Menschen im Südwesten wurde vom Staatsministerium in Arbeit gegeben und bezieht sich auf das Jahr 2020. epd

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Gaza/Westjordanland

Umfrage: Mehr als die Hälfte der Palästinenser befürwortet die Massaker vom 7. Oktober 2023

Klare Mehrheit der Palästinenser zudem gegen Entwaffnung der Hamas

 21.12.2025

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025