Extremismus

Karin Prien stellt »Demokratie Leben« auf den Prüfstand

Karin Prien, Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend Foto: picture alliance / Flashpic

Nach Kritik an geförderten Projekten kündigt Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) eine umfassende Überprüfung des Bundesprogramms »Demokratie Leben« an. »Wir werden das Programm evaluieren, umfassend überprüfen und wollen sicherstellen, dass zukünftig Mittel effizienter zur Stärkung der Mitte der Gesellschaft genutzt werden«, sagte Prien der Deutschen Presse-Agentur. 

Wer über das Bundesprogramm »Demokratie Leben« öffentliche Gelder beziehe, verpflichte sich damit, »fest auf dem Boden der demokratischen Grundordnung zu stehen.« Hass und Hetze hätten hier nichts verloren, bekräftigte Prien. »Wir gehen jedem Verdacht nach, wo sich Zuwendungsempfänger nicht an diese Regeln halten.« 

Prien machte zugleich deutlich, dass sie nicht das Programm an sich infrage stelle. Das Programm sei »ein wichtiger und etablierter Garant im Kampf gegen jede Form von Extremismus«, erklärte die CDU-Politikerin.

Recherchen legen Nähe einiger Akteure zu Antisemitismus nahe

Die Ministerin reagiert damit auf jüngste Recherchen der »Welt am Sonntag«, die nahelegen, dass hinter einigen geförderten Projekten möglicherweise Akteure stecken könnten, die Antisemitismus und Extremismus verbreiten. So unterstütze das Familienministerium etwa ein Präventionsprojekt des Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts (IWB), das der vom Verfassungsschutz beobachteten Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs nahestehe, schreibt die »Welt am Sonntag«.

Priens Ministerium versichert auf dpa-Anfrage, den von der »Welt am Sonntag« benannten Vorfällen »selbstverständlich« nachzugehen. Die Zuwendungsempfänger seien umgehend um eine Stellungnahme gebeten worden.

Generell stellte das Ministerium klar, dass die Förderrichtlinie, der die Mittelbewilligung unterliege, vorschreibe, dass Fördermittel nur für Aktivitäten verwendet werden dürfen, »die mit den Zielen des Grundgesetzes in Einklang stehen«. Verstöße dagegen würden geahndet.

Kritik am Förderprogramm auch aus Union und AfD

Am Programm »Demokratie Leben« gab es in der Vergangenheit schon häufiger Kritik, unter anderem aus den Reihen von Union und AfD. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm, sagte der »Welt am Sonntag«: »Ich erwarte, dass die Bundesregierung jetzt jede einzelne NGO genau überprüft, die weiterhin von ‚Demokratie leben« ‚gefördert werden will.» Weitere Finanzierung dürfe es nur «bei absoluter Treue zu unseren Staatszielen geben». 

Der innenpolitische Sprecher der AfD, Gottfried Curio, sagte der Zeitung, dass «extremistische sowie antisemitische Aussagen und Verbindungen selbstverständlich zum Ausschluss von jeglicher Förderung führen» müssten.

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, äußerte der Zeitung gegenüber die Erwartung, dass das Familienministerium unter Prien das Programm umfassend überarbeiten werde. Zugleich warnte er davor, jegliche Förderung pauschal einzustellen: «Man muss genau darauf schauen, wer oder was gefördert wird, aber es sollten nicht einfach ganze Förderprogramme gestrichen oder blindlings gekürzt werden», sagte Schuster. dpa

Berlin

Merz verspricht Schutz jüdischen Lebens in Deutschland

Bei der diesjährigen Verleihung des Preises für Verständigung und Toleranz im Jüdischen Museum Berlin an Amy Gutmann und David Zajfman gab Bundeskanzler Friedrich Merz ein klares Versprechen ab

 16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Berlin

Angriff auf Leiter deutsch-arabischer Schule in Neukölln

Al-Mashhadani gilt als Kritiker islamistischer Netzwerke und setzt sich für einen arabisch-israelischen Austausch ein

 15.11.2025

Debatte

»Hitler hatte eine unentdeckte genetische sexuelle Störung«

Eine neue britische Dokumentation über Adolf Hitler sorgt für Diskussionen: Kann die Analyse seiner DNA Aufschluss über die Persönlichkeit des Massenmörders geben?

 15.11.2025

Deutschland

Auschwitz-Komitee: Geplante Auktion ist schamlos 

Ein Neusser Auktionshaus will einen »Judenstern« und Briefe von KZ-Häftlingen und deren Angehörigen versteigern. Das internationale Auschwitz-Komitee reagiert

 15.11.2025

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025