Berlin

Kaddisch am »Gleis 17«

Gedenken: Verteidigungsminister Ehud Barak, Rabbiner Yitzhak Ehrenberg, Rabbiner Yehuda Teichtal (v.l.) Foto: Mike Minehan

Im Rahmen seines zweitägigen Deutschlandbesuchs hat der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak heute Vormittag auch die Gedenkstätte »Gleis 17« am S-Bahnhof Grunewald in Berlin besucht. Das Mahnmal dient dem Gedenken an die 50.000 Juden, die während der Schoa von Berlin aus mit Zügen in die Vernichtungslager deportiert wurden.

Gemeinsam mit seiner Frau Nili Priel-Barak legte der Minister am »Gleis 17« einen Kranz nieder. Barak, dessen Großeltern im Konzentrationslager Treblinka von den Nazis ermordet wurden, sprach anschließend das Kaddisch.

Während der Zeremonie gedachte Rabbiner Yehuda Teichtal von Chabad Lubawitsch auch der Opfer des Mordanschlags von Toulouse – Rabbiner Yonatan Sandler (30) und seiner Söhne Aryeh (3) und Gavriel (6) sowie der Schülerin Myriam Monsonego (8).

Auch der neue israelische Botschafter in Deutschland, Yaacov Hadas-Handelsman, Gemeinderabbiner Yitzhak Ehrenberg sowie weitere Vertreter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, darunter die bisherige Gemeindevorsitzende Lala Süsskind, nahmen an der Zeremonie teil. Ebenso eine Gruppe junger jüdischer Studenten von der University of Illinois, die sich für eine Woche in Berlin aufhalten. Zwischen ihnen und Barak entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch über ihre Erfahrungen als Juden im heutigen Deutschland. »Ich bin beeindruckt, wie sehr das jüdische Leben in Berlin wieder aufgeblüht ist«, sagte Sam, ein 23-jähriger Psychologiestudent.

Iran Am Vortag hatte sich Ehud Barak mit seinem deutschen Amtskollegen Thomas de Maizière getroffen. Thema der Gespräche war vor allem die iranische Bedrohung. »Der Iran soll sein Atomwaffenprogramm stoppen«, sagte de Maizière. Das Gebot der Stunde seien »scharfe Sanktionen und harte Verhandlungen«.

Ehud Barak erklärte, dass ein iranisches Atomwaffenprogramm nicht nur eine Bedrohung für Israel darstelle, sondern für den gesamten Nahen Osten. »Wir denken, der Iran sollte davon abgehalten werden, eine Atommacht zu werden. Alle Optionen müssen hierfür auf dem Tisch bleiben.« Dem stimmte de Maizière zu und sagte: »Wenn man verhandelt, sollte man nie vorher sagen, was passiert, wenn die Verhandlungen scheitern sollten.«

Der Hintergrund von Baraks Staatsbesuch ist der Vertrag über die Lieferung eines weiteren deutschen U-Bootes an Israel, der im Laufe des heutigen Tages unterzeichnet wird. Israel nutzt bereits jetzt drei U-Boote aus deutscher Produktion, das vierte und das fünfte befinden sich noch in der Produktion. Über die Lieferung des sechsten hatten beide Länder drei Jahre lang verhandelt. Es wird in frühestens vier Jahren fertiggestellt sein.

Die deutschen U-Boote sind mit Mittelstreckenraketen ausgerüstet, die eine Reichweite von 1.500 Kilometern haben. Damit soll Israels Verteidigungsfähigkeit gegen Angriffe mit Atomwaffen sichergestellt werden.

Sicherheit

»Keine jüdische Veranstaltung soll je abgesagt werden müssen«

Nach dem Massaker von Sydney wendet sich Zentralratspräsident Josef Schuster in einer persönlichen Botschaft an alle Juden in Deutschland: Lasst euch die Freude an Chanukka nicht nehmen!

von Josef Schuster  17.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 17.12.2025

Berlin

Klöckner zu Attentat: »Sydney hätte auch in Deutschland liegen können«

Bei einem antisemitischen Anschlag in Australien starben 15 Menschen. Die Bundestagspräsidentin warnt, dass sich Judenhass auch in Deutschland immer weiter ausbreite

 17.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsman  17.12.2025

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Bondi Beach

Sydney-Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt

 17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Washington D.C.

Trump ruft zu Vorgehen gegen islamistischen Terror auf

Bei einer Chanukka-Feier im Weißen Haus spricht der Präsident den Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag in Sydney sei Beileid aus

 17.12.2025