Wissen

Jugendstudie: Jeder Zweite kann NS-Zeit nicht korrekt benennen

Das Brandenburger Tor in Berlin, 1938 Foto: picture alliance / akg-images

Jeder zweite Jugendliche kennt laut einer neuen Untersuchung den Zeitraum der Nazi-Herrschaft nicht. Zudem weiß nur jeder Fünfte der 16- bis 25-Jährigen, welche Gruppen nationalsozialistischer Verfolgung ausgesetzt waren. Einzelne Opfergruppen sind dabei besonders wenig bekannt, wie die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) am Dienstag in Berlin mitteilte.

So nennt etwa weniger als die Hälfte der Befragten Kranke und Menschen mit Behinderungen als Opfergruppe, weniger als ein Drittel nennt Sinti und/oder Roma.

Befragte Für die Memo-Jugendstudie wurden von der Uni Bielefeld rund 3500 junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren im September und Oktober 2021 sowie 838 Teilnehmer erneut im September 2022 online befragt. Die Studie wurde von der EVZ-Stiftung gefördert.

Trotz der Defizite beim Faktenwissen seien der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg für Jugendliche und junge Erwachsene aber zentrale Referenzpunkte in der Erinnerungskultur, so die Studienautoren. So gaben 63 Prozent der jungen Erwachsenen, aber nur 53 Prozent im Durchschnitt aller Altersgruppen an, sich intensiv mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt zu haben. Auch stellten rund drei Viertel der 16- bis 25-Jährigen den Sinn der Auseinandersetzung mit diesem Teil der deutschen Geschichte nicht infrage.

Weiter belegt die Studie, dass sich jeder Dritte im Alltag selbst schon diskriminiert gefühlt hat.

»Jungen Erwachsenen wird gern historisches und politisches Desinteresse unterstellt. Unsere Befragung ergibt jedoch das Bild einer in weiten Teilen engagierten und interessierten Generation«, erklärte Gewaltforscher Jonas Rees von der Universität Bielefeld. Gleichzeitig zeigten sich systematische Lücken mit Blick auf ganz grundlegendes Wissen um historische Fakten. Die Gesellschaft müsse jungen Erwachsene als künftige Träger von Erinnerungskultur ernst nehmen.

Faktenwissen So ist es laut Untersuchung den meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen wichtig, dass sie neues Faktenwissen lernen (75 Prozent), dass sie historische Orte besuchen können (51 Prozent) und dass in den Bildungsangeboten Bezüge zwischen Vergangenheit und Gegenwart hergestellt werden (48 Prozent). Der Wunsch nach »Unterhaltung« spielt demnach lediglich eine untergeordnete Rolle.

Die Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Andrea Despot, erklärte: »Jugendliche wollen verstehen und lernen, nicht unterhalten werden. Wir brauchen interaktive und partizipative Angebote für Geschichtsvermittlung – innerhalb und außerhalb der Schule.«

Weiter belegt die Studie, dass sich jeder Dritte im Alltag selbst schon diskriminiert gefühlt hat. Das betrifft demnach insbesondere junge Menschen mit Migrationsbiografien, aus einkommensschwachen und bildungsfernen Familien. 44 Prozent der Befragten fühlen sich zudem politisch nicht repräsentiert. kna

Meinung

Israel hat eine historische Chance auf Frieden

Nach den militärischen Erfolgen der vergangenen 20 Monate hat der jüdische Staat keinen Feind mehr, der seine Existenz ernsthaft bedrohen könnte. Nun ist die Zeit für Diplomatie gekommen

von Joshua Schultheis  19.06.2025

Straßburg/Berlin

Israelfeindliche Demos: Europarat kritisiert Deutschland

Menschenrechtskommissar Michael O’Flaherty kritisiert das Vorgehen gegen Demonstranten. Er bezieht sich auch auf die »Nakba-Tag«-Demo am 15. Mai, bei der ein Polizist fast zu Tode geprügelt wurde

 19.06.2025

Diplomatie

»Israel macht die Drecksarbeit für uns«

Beim G7-Gipfel in Kanada lobt der Bundeskanzler den Angriff auf Iran

von Michael Thaidigsmann  19.06.2025

Nahost

NGO: Iran seit über zwölf Stunden vom Internet getrennt

Viele Iraner haben nun keinen Kontakt mehr zur Außenwelt

 19.06.2025

Diplomatie

Europäische Außenminister wollen mit Iran verhandeln

In Genf sollen am Freitag direkte Gespräche europäischer Top-Diplomaten mit dem iranischen Außenminister stattfinden

 19.06.2025

Bundesregierung

Kabinett Merz: Bisher 4 Mio. Euro Rüstungsexporte für Israel

In der ersten fünf Wochen ihrer Amtszeit hat die neue Bundesregierung aber keine Ausfuhrgenehmigungen für Kriegswaffen erteilt

 19.06.2025

Berlin

Prosor nimmt Merz gegen Kritik in Schutz

Der Kanzler hat sich hinter die israelischen Angriffe auf den Iran gestellt. Für seine drastische Wortwahl wird Merz scharf kritisiert, aber er bekommt auch Unterstützung

 19.06.2025

Berlin

Kritik an Merz-Zitat zur »Drecksarbeit« Israels im Iran

Der Bundeskanzler lobt den Mut Israels beim Vorgehen gegen den Iran. Die Äußerungen sorgen in Deutschland auch für Kritik – auch in den Reihen des Koalitionspartners SPD

 18.06.2025

Extremismus

Jüdische Studenten fordern Maßnahmen gegen »Jüdische Stimme«

Der VJSH verlangt unter anderem, dass dem Verein »Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden« die Gemeinnützigkeit entzogen wird

von Imanuel Marcus  18.06.2025