Engagement

»Jüdisches Leben sichtbar machen«

Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus Foto: Gregor Zielke

Engagement

»Jüdisches Leben sichtbar machen«

Felix Klein über eine neue Auszeichnung und den Umgang von Journalisten mit dem Thema Judentum

von Lilly Wolter  31.07.2022 19:51 Uhr

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Bottalk ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Bottalk angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Herr Klein, Sie sind Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus. Wie ausgewogen können Sie diese beiden Themen behandeln?
Der ganz große Schwerpunkt liegt leider beim Antisemitismus. Das Thema betrifft alle Bereiche der Politik: von der Inneren Sicherheit über Bildung bis hin zu Kunst und Kultur – Stichwort documenta. Aber auch abseits von akuten, antisemitischen Vorfällen bin ich viel mit dem Thema beschäftigt. Ich möchte aber auch als Beauftragter für jüdisches Leben wahrgenommen werden und dahingehend Prozesse anstoßen.

War das auch ein Grund, den »Ehrenamtspreis für jüdisches Leben in Deutschland« ins Leben zu rufen, der in diesem Jahr erstmals vergeben wird?
Genau. Die vergangenen vier Jahre meiner Amtszeit haben mir gezeigt, dass es eine Vielzahl von Initiativen gibt, die sich um die Sichtbarmachung jüdischen Lebens bemühen. Auch dort, wo es keines mehr gibt. Dort geht es dann eher um Spurensuche. Das Engagement ist größtenteils ehrenamtlich. Diese Leute habe ich im Blick, und es gibt sie wirklich überall in Deutschland. Sie möchte ich motivieren, diese wichtige Arbeit für unsere Gesellschaft weiter zu leisten.

Warum ist das Ehrenamt so wichtig?
Die Politik allein kann den gesellschaftlichen Frieden nicht sicherstellen. Wir brauchen auch eine Zivilgesellschaft, die mutig ist, die aufsteht. Es gibt jetzt eine Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt. An dieser Initiative, die die Bundesregierung unterstützt, möchte ich mich mit dem Preis beteiligen.

An wen richtet sich die Auszeichnung konkret, und was ist das Besondere an ihr?
Es gibt zwei Kategorien, die jeweils mit 5000 Euro dotiert sind: Eine Kategorie richtet sich an Menschen unter 27 Jahren, die andere ist ohne Altersbeschränkung. Gefordert sind keine intellektuellen Werke wie Bücher oder Ähnliches. Der Preis ist für Einzelpersonen, Vereine, Initiativen oder Gruppen, die sich überwiegend ehrenamtlich engagieren. Oft sind es auch Nichtjuden, die diese Arbeit leisten. Jüdisch zu sein, ist daher kein Auswahlkriterium.

Tragen die Medien eine Mitschuld daran, dass Themen zum jüdischen Leben eher unsichtbar bleiben?
Über antisemitische Vorfälle muss berichtet werden. Daran sollten wir alle Interesse haben. Nur werden empörende Themen von den Medien eher aufgegriffen als Dinge, die schön sind und gut laufen. Andererseits liegt es auch daran, dass sich jüdisches Leben bislang in der Regel eher im Stillen vollzogen hat. Aus Sicherheitsgründen und vor dem Hintergrund unserer Geschichte kann man das absolut verstehen, aber durch Ini­tiativen wie zum Beispiel »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« scheint sich das nun zu ändern – zum Glück.

Mit dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus sprach Lilly Wolter.

Debatte

CDU-Landeschef: Was nutzen alle Bekenntnisse zu Israel, wenn wir beim ersten Gegenwind einknicken?

In der CDU rumort es, seit Parteichef und Kanzler Friedrich Merz Waffenlieferungen an Israel vorläufig stoppte

von Jan Brinkhus  21.08.2025

Washington D.C.

USA verschärfen Druck auf Internationalen Strafgerichtshof - und verhängen Sanktionen gegen Richter

Außenminister Marco Rubio kündigt neue Sanktionen gegen vier weitere Richter und leitende Mitarbeiter der Institution an

 21.08.2025

Berlin

Ahmad Mansour kritisiert Begriff »antimuslimischer Rassismus«

Für den Islamismus-Experten handelt es sich um einen gefährlichen Kampfbegriff. Er tabuisiere Islamkritik und erkläre Muslime zu Opfern. Doch anders als Juden könnten sie in Deutschland sicher leben

von Gottfried Bohl  21.08.2025

Berlin

300 Wissenschaftler fordern Boykott israelischer Universitäten

Auch »Völkermord« wird Israel in dem Schreiben vorgeworfen. Der Terror der Hamas wird hingegen nicht erwähnt

 21.08.2025

Auschwitz-Prozess

Kein einziges menschliches Wort

Vor 60 Jahren fiel das Urteil gegen 20 NS-Verbrecher in Frankfurt. Sie zeigten keine Reue

von Christoph Arens, Mascha Malburg  21.08.2025

Embargo

»Strategischer Fehler«

In der Union gibt es Zweifel an der Führungsfähigkeit des Kanzlers. Lob bekommt Merz von der AfD und dem Iran

von Stefan Laurin  20.08.2025

Analyse

Misstrauische Partner

Russland stellt sich öffentlich an die Seite des Iran. Doch der Kreml verfolgt in Nahost andere Ziele als die Mullahs

von Alexander Friedman  20.08.2025

Weimar

Buchenwald darf Zutritt mit Palästinensertuch verweigern

Die Hintergründe im Überblick

 20.08.2025

Medien

Fiktion statt Fakten

Matti Friedman hat viele Jahre für die Nachrichtenagentur AP berichtet. Der Journalist kennt die Probleme der Gaza-Berichterstattung aus erster Hand

von Gunda Trepp  20.08.2025