Videoportal

Jüdischer Weltkongress: »Notfalls TikTok abschalten«

Richtet sich mit seinen Inhalten besonders an Kinder und Jugendliche: das chinesische Netzwerk TikTok Foto: imago

»Das ist etwas, das muss runter, sofort.« Mit diesen Worten hat der Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses, Maram Stern, das chinesische Videoportal TikTok aufgefordert, antisemitische Inhalte sofort zu löschen.

ZIELGRUPPE »Die Witze über den Holocaust, über Anne Frank, über Auschwitz, alles das ist für mich unerträglich und eindeutig antisemitisch. Wenn hier Jugendliche in die Gaskammern gehen und darüber Scherze machen, dann verharmlost das die Schoa und trifft mich ganz persönlich tief, sagte Stern in einem am Montag veröffentlichten Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Genau diese Art von Videos sei auf Tiktok »eine regelrechte Mode«, so Stern.

Das 2016 gegründete chinesische Videoportal, das weltweit mit synchronisierten Musik- und Tanzvideos reüssierte und mittlerweile auch andere Dienstleistungen anbietet, ist für den WJC-Geschäftsführer deshalb so gefährlich, weil es zu seinen Nutzern besonders viele Kinder und Jugendliche zwischen elf und 13 Jahren gehörten.

»Natürlich wissen die Kinder nicht, was Auschwitz ist. Und natürlich können die Eltern nicht alles kontrollieren, was ihre Kinder schauen. Aber am Ende kommt es Kindern dann ganz normal vor, über diese Themen so zu reden oder sich über sie lustig zu machen. Jedes weitere Kind, das einen solchen Clip mitbekommt, ist ein Kind zu viel«, sagte Stern dem RND.

Während man bei anderen sozialen Netzwerken gezielt nach bestimmten Inhalten suchen müsse, bekämen Kinder bei TikTok diese »über den Algorithmus zwischen ganz harmlosen Tanzvideos einfach vorgesetzt«, sagte er. TikTok sei deshalb gefährlicher als die anderen Netzwerke, so Stern.

BUSSGELD Obwohl das Unternehmen im August fast 100 problematische Videos von seiner Plattform gelöscht habe, seien einige davon später in ähnlicher Form wieder dort aufgetaucht. Grundsätzlich habe sich nichts geändert, findet Stern. »TikTok darf so etwas einfach grundsätzlich nicht zulassen. Punkt. Da kann es keine Diskussionen geben«, sagte der 65-Jährige im Interview.

Er beklagte zudem eine viel zu langsame Reaktion der Plattform. Der Wille der Verantwortlichen bei TikTok, gegen antisemitische Inhalte durchzugreifen, sei momentan nicht erkennbar, so Stern, und forderte ein härteres Vorgehen der Behörden. »Es muss dann so viel Bußgeld hageln, dass die das verstehen. Und notfalls muss man die Plattform abschalten.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Diesen Weg scheint auch US-Präsident Donald Trump zu gehen – wenn auch aus anderen Gründen. Am 6. August 2020 unterzeichnete er eine Anweisung, die es amerikanischen Unternehmen und Bürgern verbietet, künftig Geschäfte mit der TikTok-Muttergesellschaft ByteDance. TikTok gefährde die nationale Sicherheit der USA, da deren Datensammlung es China ermögliche, Nutzer in den USA auszuspionieren.

Am Wochenende wurde bekannt, dass eine geplante Sperre für TikTok nun verschoben werden soll – Trump gab seine Billigung für einen Deal, wonach die Plattform künftig von den USA aus gemanagt werden soll, unter Führung von Oracle und der Supermarktkette Walmart. mth

Österreich

Hitler-Geburtsort Braunau benennt Straßennamen mit NS-Bezug um

Ausgerechnet in Adolf Hitlers Geburtsort gibt es bis dato nach Nationalsozialisten benannte Straßen. Das soll sich ändern - und trifft bei einigen Politikern auf Widerstand

 03.07.2025

Hamburg

Hamas-Anhänger tritt bei staatlich gefördertem Verein auf

Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland wird durch das Programm »Demokratie leben« gefördert und lud einen Mann ein, der Sinwar als »Märtyrer« bezeichnet hat

 03.07.2025

«Stimme der verstummten Millionen»

Anita Lasker-Wallfisch blickt ernüchtert auf die Welt

Sie gehörte dem Mädchen-Orchester von Auschwitz an, überlebte das Lager und später das KZ Bergen-Belsen. Am 17. Juli wird die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch 100. Und ist verzweifelt angesichts von Antisemitismus, Rechtsruck und Krieg, sagt ihre Tochter

von Karen Miether  03.07.2025

Janusz-Korczak-Preis

»Eine laute Stimme für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt«

Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann wurde mit dem Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit ausgezeichnet. Die Laudatio hielt der Professor für Internationale Politik und Konfliktexperte Carlo Masala. Die Rede im Wortlaut

von Carlo Masala  03.07.2025

Ravensbrück

KZ-Gedenkstätte erhält 207 Interviews mit Überlebenden

Grimme-Preisträgerin Loretta Walz führte über 30 Jahre Gespräche mit den Überlebenden, nun übergab sie den letzten Teil der Sammlung

von Daniel Zander  03.07.2025

Geschichte

Rechts und links: Wie die AfD ein falsches Goebbels-Zitat verbreitet

Ein Faktencheck

 02.07.2025

Reaktionen

Massive Kritik an Urteil über Charlotte Knoblochs Ex-Leibwächter

Der Mann bewachte die Präsidentin der IKG München, obwohl er sich privat judenfeindlich und rassistisch äußerte. Für das Verwaltungsgericht nicht genug, um ihn aus dem Polizeidienst zu entlassen

 02.07.2025

Kommentar

Justiz: Im Zweifel für Antisemitismus?

Ein Verwaltungsgerichtsurteil lässt große Zweifel aufkommen, dass es alle mit der Bekämpfung von Antisemitismus unter Beamten ernst meinen

von Michael Thaidigsmann  02.07.2025

Nach Skandal-Konzert

Keine Bühne bieten: Bob-Vylan-Auftritt in Köln gestrichen

Die Punkband hatte beim Glastonbury-Festival israelischen Soldaten den Tod gewünscht

 02.07.2025