Bayern

Jüdischer Landesverband kritisiert Dehler-Preis für Imam Idriz scharf

Imam Benjamin Idriz Foto: picture alliance / SZ Photo

Der Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern hat mit »großer Irritation« auf die Verleihung des Thomas-Dehler-Preises an den Imam Benjamin Idriz reagiert. Der Präsident des Landesverbandes, Josef Schuster, der zugleich Präsident des Zentralrates der Juden ist, bezeichnete die Entscheidung als »schlicht unbegreiflich«.

Die liberale Dehler-Stiftung verleihe den Preis laut eigener Aussage an Persönlichkeiten, »die sich im Kampf gegen Vorurteile, Intoleranz und Hass verdient gemacht haben«. Dass Idriz zu diesem Kreis gezählt werde, könne man im jüdischen Landesverband nicht nachvollziehen. »Seine öffentlichen Aussagen sind gänzlich ungeeignet, Toleranz zu stiften oder Hass zu bekämpfen«, so Schuster.

Kritisch äußerte sich der Verbandspräsident insbesondere zu Äußerungen Idriz’ in Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza. Der Imam spreche von einer Geschichte, die »nicht am 7. Oktober« begonnen habe, und habe den Terrorakt der Hamas nicht klar verurteilt. Zudem habe er kürzlich die Freilassung israelischer Geiseln mit der Entlassung palästinensischer Mörder gleichgesetzt, »indem er sich über die Rückkehr sämtlicher Gefangener freute«, erklärte Schuster.

Lesen Sie auch

Besonders empörend sei, dass Idriz Israels Vorgehen in Gaza als »genozidales Verbrechen größten Ausmaßes« bezeichnet und damit eine moralische Gleichsetzung mit der Schoa nahegelegt habe. Zudem habe er gefordert, Juden in Deutschland sollten sich von der israelischen Regierung ebenso distanzieren, wie Muslime sich vom sogenannten Islamischen Staat abgrenzten – eine Aussage, die laut Schuster einer Gleichsetzung Israels mit einem Terrorregime gleichkomme.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Mit der Behauptung, eine solche Distanzierung hätte Antisemitismus eingedämmt, macht Herr Idriz Juden in Deutschland für antisemitische Angriffe mitverantwortlich – ein altes antisemitisches Narrativ«, betonte Schuster.

All diese Äußerungen seien öffentlich dokumentiert und leicht zugänglich, so der Landesverband weiter. Umso unverständlicher sei es, dass sie »keinerlei Eingang in die einstimmige Entscheidung der Jury zur Vergabe des Thomas-Dehler-Preises gefunden haben«. im

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Tobias Kühn

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025