Thüringen

»Juden sind in Gefahr«

Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen Foto: dpa

Herr Schramm, wie sehr erschreckt Sie der AfD-Erfolg in Thüringen?
Wir sind seit Langem erschrocken, dass die AfD diesen wachsenden Zuspruch hat. Auch jetzt in Thüringen. Zugleich haben wir mit diesen hohen Prozentzahlen für die AfD gerechnet.

Was heißt das für die jüdische Gemeinde?
Wir sind ja nicht schuld, dass aus Westdeutschland Extremisten wie Herr Höcke und Herr Gauland in die östlichen Bundesländer kamen. Die Erfolge dieser Herren stärken den Nährboden, aus dem am Ende rechter Terror wächst. Juden sind in Gefahr. Juden haben wieder Angst.

Meinen Sie, dass Rechtsextremismus zu Unrecht als ostdeutsches Phänomen gilt?
Deswegen erwähne ich ja, dass Höcke und Gauland Westdeutsche sind. Die Ostdeutschen werden oft zu Unrecht schlechtgemacht. Es ist ja nicht nur ein Gefühl, dass die Bundesregierung uns alleinlässt mit den großen Problemen. Zehntausenden drohte man mit dem Verlust der Arbeit in der Braunkohle. Wenn in letzter Zeit Konzerne Stellenabbau anstreben, dann meist zuerst in Ostdeutschland. Unzufriedenheit und Existenzangst sind die Folge.

Arbeitslosigkeit gibt es auch im Westen.
Richtig, doch hier werden viele Familien schon zum zweiten Mal seit der Wende in die Arbeitslosigkeit gestoßen. Ihnen droht erneut, an den Rand gedrängt zu werden. Das ist für viele Menschen eine Überforderung. Und dann kommt die AfD mit ihren einfachen, aber falschen Antworten.

Nach dem Anschlag von Halle gab es teils üble Äußerungen. Wussten AfD-Wähler nicht, was sie taten?
Doch, sie wissen, wen sie gewählt haben. Das muss man ihnen auch zum Vorwurf machen. Das tut weh. Und trotzdem kann man ja auch Positives entdecken.

Nämlich?
75 Prozent der Menschen sind in Thüringen gegen die AfD. Und mehr als die Hälfte der Wähler schätzt die Person des linken Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, der besonnen eine Koalition führte. Das sind doch beruhigende Werte.

Andere nennen AfD und Ramelows Partei die »Extremisten von links und rechts« ...
Wo ist denn Ramelow Extremist? Er tendiert doch eher zu einem linken Sozialdemokraten. Ich kenne ihn seit 25 Jahren. Natürlich gibt es in der Linken extreme Kräfte, aber für die steht Ramelow gerade nicht.

Mike Mohring von der CDU denkt über eine Zusammenarbeit mit der Linken nach.
Ich kenne auch Herrn Mohring gut. Er hat sich stets für die Jüdische Landesgemeinde eingesetzt. Er war ja sehr krank, und ich denke, er ist dadurch offener geworden, nachdenklicher. Ich würde eine solche Zusammenarbeit begrüßen.

Mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen sprach Martin Krauss.

Meinung

Die Schweiz hat die richtigen Konsequenzen aus den Terrorvorwürfen gegen die UNRWA gezogen - anders als Berlin

Ein Kommentar von unserer Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  25.04.2024

Berlin

JSUD fordert Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Teheran

»Ohne den Iran hätte der 7. Oktober nicht passieren können«, sagt die Vorsitzende Hanna Veiler

 25.04.2024

Virginia

Biden: »Dieser unverhohlene Antisemitismus ist verwerflich und gefährlich«

US-Präsident Biden verurteilt antiisraelische Proteste an Universitäten

 25.04.2024

Terror

Argentinien schreibt Irans Innenminister zur Fahndung aus

Er war offenbar 1994 an dem Bombenanschlag 1994 auf das jüdische Gemeindezentrum Amia beteiligt

 25.04.2024

Oranienburg

Mehr antisemitische Vorfälle in Gedenkstätte Sachsenhausen

»Geschichtsrevisionistische Tabubrüche und Grenzverschiebungen von rechts« werden registriert

 25.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an US-Unis weiten sich aus

Auch in Texas und Kalifornien kommt es zu Festnahmen

 25.04.2024

Berlin

Ausstellung im Haus der Wannsee-Konferenz beschädigt

Kuratorin: «Auffällig, dass ausgerechnet Plakate zum israelbezogenen Antisemitismus beschädigt wurden«

 24.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Umfrage

Studie: Für die meisten muslimischen Schüler ist der Koran wichtiger als deutsche Gesetze

Fast die Hälfte der Befragten will einen islamischen Gottesstaat

 22.04.2024