Würzburg

Josef Schuster: Keine Vereinnahmung von rechts

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: dpa

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat sich erleichtert gezeigt, dass die Messerattacke von Würzburg nicht von Rechten vereinnahmt worden ist.

Es sei seine große Sorge gewesen, »dass versucht werden könnte vom politisch rechten Lager, diesen Vorgang wieder für sich zu nutzen«, sagte Schuster am Montagabend bei einem Podiumsgespräch in Leipzig. Dies sei nicht geschehen. Stattdessen sei die Stadtgesellschaft »noch enger zusammengewachsen«, sagte Schuster, dessen Familie in Unterfranken tief verwurzelt ist und der seit Jahrzehnten in Würzburg lebt.

differenzierung Weiter sagte Schuster, bei allem Negativen der Tat habe er auch etwas Positives gesehen: »Das waren couragierte Bürger, die den Täter verfolgt haben.« Generell glaube er, dass es die Stadt Würzburg sehr gut verstanden habe »zu differenzieren zwischen dem Täter und Migranten generell, als Gruppe«.

Generell glaube er, dass es die Stadt Würzburg sehr gut verstanden habe »zu differenzieren zwischen dem Täter und Migranten generell, als Gruppe«.

In der unterfränkischen Stadt hatte am Freitag ein 24 Jahre alter Somalier in einem Kaufhaus ein Messer an sich genommen und eine Verkäuferin und zwei weitere Frauen erstochen. Im Anschluss verletzte er in der Innenstadt drei weitere Frauen, ein elf Jahre altes Mädchen und einen 16 Jahre alten Jugendlichen schwer, eine weitere Frau und einen Mann leicht. Der Täter hatte in der Vergangenheit offenbar psychische Probleme. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte am Montag laut Medien vom »eklatanten Verdacht« eines islamistischen Tatmotivs gesprochen.

Schuster erklärte, seine Befürchtung, dass während des starken Flüchtlingszuzugs nach Deutschland ab 2015 auch viele Menschen ins Land kommen würden, die sich antisemitisch äußern oder entsprechende Taten begehen könnten, habe sich »Gott sei Dank nicht bewahrheitet«.

integrationskurse Einen Grund dafür sehe er darin, dass das Thema in den staatlich organisierten Integrationskursen für Flüchtlinge aufgegriffen worden sei. In Deutschland habe etwa jeder Fünfte antijüdische Ressentiments, sagte Schuster weiter und erklärte: »Diese Zahl gibt es seit mindestens 20, 25 Jahren kontinuierlich, durchgehend.«

Die Verantwortung dafür sehe er »immer noch in dem tradierten Antisemitismus von kirchlicher Seite«, betonte er. Etwa mit der These, die Juden hätten Jesus Christus ermordet, »wurde über Jahrhunderte Antisemitismus auch von der Kanzel gepredigt«, erklärte er. Das sei heute nicht mehr so, aber was nach dieser langen Geschichte bei vielen Menschen in den Köpfen verankert sei, »das setzt sich fort«, sagte Schuster. epd

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025

Soziale Medien

Musk nach Millionenstrafe gegen X: EU abschaffen

Beim Kurznachrichtendienst X fehlt es an Transparenz, befand die EU-Kommission - und verhängte eine Strafe gegen das Unternehmen von Elon Musk. Der reagiert auf seine Weise

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Yad Vashem und trifft Premierminister Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert