Josef Schuster

»Antisemitische Äußerungen salonfähiger geworden«

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Foto: Thomas Lohnes/Zentraltrat der Juden

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisiert, dass antisemitische Äußerungen zum Teil salonfähig geworden sind. Es gebe heute wieder Juden in Deutschland, die sich fragten, ob sie hier auf Dauer sicher leben könnten, sagte er am Montag der RTL/ntv-Redaktion.

Gerade die Ereignisse der letzten zwei Jahre - Angriffe auf Menschen, die mit einer Kippa durch die Stadt gehen oder der versuchte Terroranschlag in Halle - seien Ereignisse, die das Sicherheitsgefühl von Juden mit einer gewissen Unsicherheit behaftet hätten.

VORURTEILE Vor dem 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz verwies Schuster auf Umfragen der vergangenen Jahre, die zeigten, dass 20 bis 25 Prozent der Menschen in Deutschland antijüdische Vorurteile und Ressentiments hätten. »Geändert hat sich allerdings, dass man sich offensichtlich wieder traut, das zu sagen, was man lange Zeit gedacht hat, sich aber nicht getraut hat zu sagen.«

Zudem hätten auch Hassmails und Drohbriefe sowohl in der Anzahl als auch in der Ausdrucksweise, der Intensität und Heftigkeit zugenommen. »Nicht nur anonym, sondern zum Teil auch mit Klarnamen, Adresse und Absender«, so der Zentralratspräsident.

BUNDESLÄNDER Er lobte zugleich klare Signale gegen Antisemitismus, die aus Bayern kämen: »Das bayerische Kabinett war das erste Kabinett, das die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance angenommen und verbindlich für sein Gebiet erklärt hat.« Das sei ein »klares Signal, dass man nicht bereit ist, Antisemitismus zu dulden. Da erwarte ich mir von anderen Bundesländern mitunter noch etwas klarere Signale«.

Mit Bezug auf die Justiz forderte der Zentralratspräsident schnelleres und härteres Durchgreifen: »Ich glaube, dass die Problematik und die Folgen antisemitischer Reden und Straftaten in dieser Form bislang nicht so gewürdigt und erkannt wurden.« Außerdem habe man mit sehr »milden Urteilen« keine abschreckende Wirkung. »Ich denke, es ist notwendig, juristisch abschreckende Signale zu senden«, so Schuster.  kna

Diplomatie

Bosnien: Diplomatischer Eklat um Nazi-Helm an deutschen UN-Vertreter

Vor 30 Jahren endete der Krieg in Bosnien und Herzegowina. Jetzt flammt die Debatte um die politischen Nachwehen von Neuem auf. Im Fokus eines skandalösen Angriffs steht ein deutscher UN-Politiker

 20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025