Meinung

Israelboykott ist kein Grundrecht

Während sich hierzulande kommunale Stadtverwaltungen mit Ampelkreuzungen, Müllentsorgung und Parksündern beschäftigen, ticken die Uhren in vielen Kommunen des spanischen Königreichs anders. Anstatt sich um kommunale Belange zu kümmern, träumen in Spanien einige Provinzbürgermeister von der großen Außenpolitik. Was kaum Beachtung fände, würden sich die Herren Stadtfürsten nicht in die Reihe der zahlreich vorhandenen Nahostexperten und Konfliktlöser einreihen.

gijon So geschehen in der nordspanischen Stadt Gijón: Erklärte sich diese doch zu einem »Raum frei von israelischer Apartheid« und entschied, sich der anti-israelischen BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions) anzuschließen. Diesem Spuk machte das spanische Verfassungsgericht auf Intervention der pro-israelischen Menschenrechtsorganisation ACOM nun ein Ende und fand hierfür klare Argumente: Die städtische Resolution verletze »das Grundrecht auf Gleichstellung ohne Diskriminierung aufgrund äußerer Erscheinung, ethnischer Zugehörigkeit und Religion«.

Ja, auch Befürworter von BDS haben ein Recht auf freie Meinungsäußerung, auch wenn diese noch so einseitig, noch so dumm und noch so diskriminierend ist. Dies kann und muss eine funktionierende Demokratie ertragen. Dennoch, wenn Hass und Boykottrufe hingegen von staatlicher Autorität mit behördlichem Koscherstempel gegen den einzigen jüdischen Staat, Israel, ausgehen, muss die staatliche Kontrollinstanz eingreifen. Nur so kann verhindert werden, dass die Bürger diesen behördlich subventionierten Antisemitismus als legitim hinnehmen.

ziele Gleichwohl, BDS ist eine in der Gesellschaft immer mehr Anhänger findende Erscheinung. Sie ist deshalb gefährlich, weil sie organisiert mit falschen Tatsachenbehauptungen operiert und unter dem Deckmantel friedlichen Protestes für die Palästinenser in Wirklichkeit ein ganz anderes, gar militantes Ziel verfolgt: die Abschaffung des Staates Israel als nationale Heimstätte des jüdischen Volkes.

BDS agitiert nicht gegen den Massenmord in Syrien, gegen die russische Annexion der Krim oder gegen die Hinrichtung Homosexueller im Iran. Die Firma BDS kennt nur einen Kunden: Israel. Es geht BDS nicht um die Herstellung von Gerechtigkeit für die Palästinenser. Es geht um die Vernichtung jüdischer Selbstbestimmung.

Der Autor ist Rechtsanwalt in Berlin und Vorsitzender des Keren Hayesod Deutschland.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025