Meinung

Israel muss an die Diaspora denken

Gabriel Sheffer Foto: Gabi Sheffer

Nicht alles in den Beziehungen zwischen Israel und der Diaspora läuft schief. Doch es ist kein Geheimnis, dass einige grundlegende Dinge verändert werden müssen, wenn die Verschlechterung der Beziehungen zwischen den beiden Teilen des weltweiten Judentums aufgehalten werden soll.

Manche Stellungnahmen israelischer Politiker, die sich mit den Beziehungen zwischen Israel und der Diaspora beschäftigen, sind bar jeder ernsthaften Bedeutung und Relevanz. Sie sind reine Lippenbekenntnisse, in denen die Notwendigkeit enger Beziehungen zwischen Israel und der Diaspora gebetsmühlenhaft betont wird, um die generelle Verwirrung und politische Passivität in dieser Hinsicht zu verschleiern.

»Mischehen« So sprach Außenminister Avigdor Lieberman letzte Woche über sein Ziel, in den nächsten zehn Jahren 3,5 Millionen Einwanderer nach Israel zu holen. Das ist absolut unrealistisch. Alle Daten zeigen, dass die Anzahl der Juden in der Diaspora, die Interesse an Israel haben und sich dem Land eng verbunden fühlen, nicht sehr groß ist. Insbesondere die jüngeren Juden in der Diaspora, von denen die Hälfte in »Mischehen« lebt, verspüren keineswegs den Wunsch, nach Israel auszuwandern.

Zuerst und vor allem müssen neue Muster entwickelt werden – von denen einige durchaus bekannt sind –, damit die Israelis mehr über das Leben und die Probleme in der Diaspora erfahren. Ein vertieftes Verständnis innerhalb der israelischen Bevölkerung wird dazu beitragen, einige der Schwierigkeiten zu lösen. Wenn es einen echten Glauben an und einen tief gefühlten Wunsch nach Einigkeit von Israel und der Diaspora gibt, muss sich diese Haltung ändern.

stimmrecht Das heißt nicht, dass alle Juden im Ausland ein Stimmrecht bei israelischen Wahlen erhalten sollten, wie von einigen Beobachtern vorgeschlagen, sondern dass in wichtigen politischen Entscheidungen die Bedürfnisse der Diaspora Berücksichtigung finden. Nur wenn Israel die umstrittenen und problematischen Themen in den Beziehungen zur Diaspora anerkennt und bereit ist, unkonventionelle Lösungsansätze dafür zu entwickeln, kann verhindert werden, dass sich die Beziehungen zwischen Israel und der Diaspora weiter verschlechtern.

Trotz ihrer persönlichen und von ihren Organisationen gesetzten Grenzen sollten hochrangige israelische Politiker darangehen, in diesem für Israel und die Diaspora kritischen und sensiblen Bereich neue Denk- und Handlungsweisen zu entwickeln.

Der Autor ist emeritierter Professor der Politikwissenschaft an der Hebräischen Universität Jerusalem.

München/Gent

Entsetzen nach Ausladung von Dirigent Shani

Kurz vor ihrem Auftritt werden die Münchner Philharmoniker wegen ihres Dirigenten aus Israel von einem Festival in Belgien ausgeladen. Deutsche Politiker sprechen von Skandal und Schande

 11.09.2025

Ulm/Stuttgart

Nach Angriff auf israelisches Unternehmen: Fünf Tatverdächtige in Haft

Zwei Männer und drei Frauen müssen sich auch wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung verantworten

 11.09.2025

Orem

»Politisches Attentat«: Einflussreicher Trump-Anhänger tot

Der rechtskonservative Podcaster Charlie Kirk spricht an einer US-Universität im Freien. Dann fällt ein Schuss. Der US-Präsident verkündet später Kirks Tod

von Anna Ringle, Franziska Spiecker  11.09.2025

Cancel Culture

»Die beste Waffe ist weiterzumachen«

Anti-Israel-Kampagnen führen zunehmend auch zum Cancelling von Künstlern. Der Musiker David Hermlin sagt, er erlebe es gerade in der Swing-Szene. Ein Gespräch über offenen Hass und wie man damit umgeht

von Sophie Albers Ben Chamo  11.09.2025

Dialog

Brücken statt Brüche

Eine Tagung der Denkfabrik Schalom Aleikum zu digitaler Kommunikation in Krisenzeiten

 11.09.2025

Sanktionen

Von der Leyen: EU-Kommission stoppt Zahlungen an Israel

Unter anderem wegen des Widerstandes der Bundesregierung kann sich die EU bislang nicht auf Strafmaßnahmen gegen Israel einigen. Nun kommt es zu einem Alleingang der Europäische Kommission

 10.09.2025

Debatte

Genozid-Experten fordern Rücknahme der Völkermord-Resolution

Mehr als 500 Wissenschaftler und Institutionen fordern von der International Genocide Scholars Association, ihre Anschuldigungen zurückzunehmen

 10.09.2025 Aktualisiert

Nahost

Israels Luftwaffe greift erneut im Jemen an

Immer wieder feuern die Huthi im Jemen Raketen und Drohnen in Richtung Israel. Der jüdisch Staat regiert mit Gegenschlägen

 10.09.2025

Berlin

NZZ: Francesca Albanese vergleicht Israels Vorgehen in Gaza mit der Schoa

Der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese wird immer wieder Antisemitismus vorgeworfen. Am Mittwoch war sie zu Gast an der Freien Universität Berlin und soll Israel auf eine Stufe mit Nazi-Deutschland gestellt haben

 11.09.2025 Aktualisiert