Meinung

Integration als Verpflichtung

Julia Klöckner Foto: dpa

Meinung

Integration als Verpflichtung

Zuwanderer müssen sich zum Wertekanon des Grundgesetzes bekennen

von Julia Klöckner  07.12.2015 16:19 Uhr

Ein junger jüdischer Vater von drei kleinen Kindern hat mir kürzlich von seinen Sorgen berichtet. Er wolle keine französischen Verhältnisse in Deutschland. Er wolle nicht, wie Tausende französische Juden jedes Jahr, das Land verlassen, sondern hier in Deutschland bleiben, mit einer glücklichen und sicheren Zukunft für ihn, seine Frau, seine Kinder.

Sicherlich sind seine Sorgen nicht weniger geworden in den vergangenen Wochen. Wie können wir die Grundwerte unseres Landes erhalten: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Religionsfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung oder die freie Entfaltung von Kunst und Kultur?

hausordnung Die größte Herausforderung der Flüchtlingskrise wird mittel- und langfristig die Integration derer sein, die bei uns bleiben. Ihnen müssen wir helfen, aber auch klar und deutlich signalisieren, dass unser Haus, das ihnen Schutz gewährt, eine klare Hausordnung hat. Deren Achtung ist Voraussetzung für ein Leben in diesem Haus.

Neben der deutlichen Aufstockung von Integrations- und Sprachkursen muss eine verbindliche Integrationsvereinbarung stehen: Sie besteht aus dem Integrationspflichtgesetz und individuellen Integrationsvereinbarungen. Das Ziel muss die schnelle und nachhaltige Teilnahme am öffentlichen Leben, der erfolgreiche Schulbesuch, die erfolgreiche Ausbildung oder die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit sein.

Darüber hinaus benötigen wir die Integrationsvereinbarungen inklusive eines Grundrechts- und Grundwertekataloges, dem sich jeder Migrant, der Bleiberecht hat, verpflichtet. Konkret zum Beispiel: die repräsentative, parlamentarische Demokratie als Staatsform, Gewaltenteilung und Gewaltmonopol des Staates, Trennung von Staat und Kirche, der Vorrang des Rechts vor religiösen Regeln, Religionsfreiheit und die Freiheit, die Religion zu wechseln, Gleichberechtigung der Geschlechter, Minderheitenrechte, Diskriminierungsverbot, Meinungs- und Medienfreiheit und das Existenzrecht Israels als Teil der deutschen Staatsräson.

Angesichts einer weitverbreiteten Israelfeindlichkeit in der arabischen Welt – bis hin zu offenem Antisemitismus – wird ein wichtiger Punkt dabei das Verhältnis der Deutschen zu Israel sein. Aufrufe zur Vernichtung des Staates Israel, wie wir sie auf Demonstrationen hören mussten, oder die Leugnung des Holocaust sind Volksverhetzung und stehen unter Strafe.

Dies gilt für alle, die in Deutschland leben wollen, und das müssen vor allem jene wissen und auch verstehen, die neu zu uns kommen.

Die Autorin ist Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz und Mitglied im CDU-Präsidium.

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025