Großbritannien

Innenministerin teilt gegen jüdischen Dachverband aus

Ministerin Suella Braverman in der Downing Street Foto: picture alliance / AA

In Großbritannien herrscht dicke Luft zwischen dem Dachverband der jüdischen Gemeinden und Innenministerin Suella Braverman. Die konservative Politikerin, die eine sehr restriktive Einwanderungspolitik verficht, hat bei einem Gala-Dinner des Community Security Trust (CST) in London am Mittwochabend ihrem Unmut über die scharfe Kritik des Board of Deputies of British Jews an ihrem Gesetzentwurf zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung Luft gemacht.

Umstrittene politische Positionen als Meinung einer ganzen Gemeinschaft darzustellen, sei ein Rezept für die Spaltung dieser Gemeinschaft, sagte Braverman. Die Innenministerin, selbst Tochter von Einwanderern, wies auf »Meinungsverschiedenheiten innerhalb der [jüdischen] Gemeinschaft« hin, die »entlang konventioneller Linien von links oder rechts« verliefen. Sie unterstellte dem Dachverband der jüdischen Gemeinschaft indirekt, parteilich zu sein. Eine Grenze sei dann überschritten, wenn die Gemeinschaft in ihrer Vielfalt nicht mehr repräsentiert würde, so Braverman.

KRITIK Es war nicht das erste Mal, dass die konservative Politikerin, die sich vor einigen Monaten auch um das Amt des Premierministers bewarb, mit ihrer harten Haltung auf Widerspruch stieß. Die Präsidentin des Board of Deputies of British Jews, Marie van der Zyl, reagierte am Donnerstag ihrerseits mit scharfer Kritik an Braverman und verteidigte die von und anderen jüdischen Verantwortlichen gemachten Äußerungen zur Einwanderungspolitik vehement.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Das geplante Gesetz zur Zurückdrängung von Einwanderern sei »verständlicherweise für britische Juden von Bedeutung«, erklärte van der Zyl in einer Pressemitteilung - ohne den Namen der Innenministerin zu erwähnen. Die meisten Juden im Land hätten Vorfahren, die vom europäischen Festland wegen antisemitischer Anfeindungen nach Großbritannien hätten fliehen müssen. Zwar bedankte sich van der Zyl für die Aufstockung des Zuschusses der Regierung um eine Million Pfund für den CST. Sie erklärte aber auch: »Wir bedauern, dass diese Ankündigung gleichzeitig mit Kritik gemacht an unserer Organisation gemacht wurde.« Man würde sich über ein persönliches Treffen mit der Innenministerin freuen, um die Angelegenheit zu besprechen, so van der Zyl.

In einer Erklärung vom 9. März hatten jüdische Vertreter »erhebliche Bedenken« gegen den Bravermans geplantes Gesetz zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung geäußert, da es womöglich gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt. Das hatte Braverman selbst eingeräumt, sich aber dennoch nicht von ihrer harten Linie abbringen lassen.

REAKTIONEN Gabriel Kanter-Webber, Rabbiner an der Brighton and Hove Progressive Synagogue, nahm das Board of Deputies in Schutz und kritisierte den Community Security Trust dafür, dass er Braverman überhaupt eingeladen hatte. »Bravermans Politik ist so grundlegend unvereinbar mit jüdischen Werten, dass ihr keine jüdische Einrichtung eine Plattform bieten sollte, niemals und unter keinen Umständen«, so Kanter-Webber auf Facebook.

Solidarisch mit der Innenministerin, die mit einem Juden verheiratet ist, zeigte sich dagegen Gary Mond, der Vorsitzende der jüngst gegründeten Organisation National Jewish Assembly: »Wenn das Board oder irgendeine andere jüdische Gemeindeorganisation eine parteipolitische Haltung zu einem Thema einnimmt, das die jüdische Gemeinschaft hier und jetzt nicht betrifft, ist das offensichtlich ein Rezept für die Spaltung der Juden in diesem Land.«

Der Aktivist Jonathan Hoffman warf dem Board of Deputies vor, falsch gehandelt zu haben. »Die britische Einwanderungspolitik geht [das Board] nichts an«, wetterte Hoffman, ebenfalls auf Facebook. mth

Berlin

»BILD«: Hinweis auf Ausspähung von deutschen Juden durch den Iran kam vom Mossad

Die Hintergründe

 01.07.2025

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

Frankfurt

Unibibliothek besitzt rund 7.500 mutmaßlich geraubte Bücher

Die Goethe-Universität hatte die Herkunft von insgesamt rund 79.000 Bänden geprüft, die zwischen 1942 und 1945 in den Bestand aufgenommen worden waren

 01.07.2025

Spionage-Skandal

Außenminister Wadephul bestellt iranischen Botschafter ein

Der CDU-Politiker rief außerdem zum Schutz von Juden in Deutschland auf

 01.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Ausstellung »Die Nazis waren ja nicht einfach weg« startet

Die Aufarbeitung der NS-Zeit hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Wendungen genommen. Eine neue Ausstellung in Berlin schaut mit dem Blick junger Menschen darauf zurück

von Lukas Philippi  01.07.2025

Kirchen

Theologe Staffa kritisiert Apartheidsbeschluss des Weltkirchenrates

Der Apartheidsvorwurf sei einfach falsch, sagte der christliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag

von Stephan Cezanne  01.07.2025

Berlin

Schuster: Vernichtungsfantasien des Mullah-Regimes gegen Israel und Juden nicht mehr kleinreden

In Dänemark wurde ein Spion festgenommen, der für den Iran jüdische und pro-israelische Ziele ausspioniert haben soll - darunter auch den Zentralrat der Juden

 01.07.2025

Festnahme

Spion soll für Iran jüdische Einrichtungen in Deutschland ausgespäht haben

Der Tatverdächtige wurde in Dänemark festgenommen

von Nils Kottmann  01.07.2025 Aktualisiert

USA

82-Jährige stirbt nach Angriff von Boulder

Die Frau erlag ihren schweren Verletzungen. Die Anklage gegen den Täter soll nun erweitert werden

 01.07.2025