Reformationstag

»In keiner Weise geeignet«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Thomas Lohnes / ZR

Die niedersächsische Initiative für die Einführung eines gesetzlichen Feiertags am Reformationstag stößt auch beim Zentralrat der Juden auf Widerstand. Dessen Präsident Josef Schuster sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), er schließe sich dem Präsidenten des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, Michael Fürst, an, der meine, ein neuer Feiertag solle den interreligiösen Dialog fördern. »Dafür eignet sich der Reformationstag in keiner Weise«, sagte Schuster.

Der oberste Repräsentant der Juden in Deutschland verwies auf die antisemitischen Schriften des Reformators Martin Luther (1483–1546). Wer an Luther denke, »muss auch an seinen Antisemitismus denken«, sagte Schuster.

allerheiligen Darüber hinaus halte er den Reformationstag als bundesweiten gesetzlichen Feiertag schlicht nicht für praktikabel. »Denn in einigen Bundesländern ist bereits der Tag darauf, Allerheiligen, ein Feiertag«, sagte Schuster. »Und zwei Feiertage hintereinander? Ich glaube nicht, dass das durchsetzbar wäre.«

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sich für einen gesetzlichen Feiertag am Reformationstag ausgesprochen, wofür er Unterstützung von der evangelischen Landeskirche bekommt. Am Reformationstag (31. Oktober) wird an Luthers Thesenanschlag in Wittenberg im Jahr 1517 erinnert. Mit seiner damaligen Kritik an der römischen Kirche löste Luther die Reformation aus, die schließlich die Trennung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Zum 500. Jubiläum des Ereignisses war der Reformationstag im vergangenen Jahr ein bundesweiter gesetzlicher Feiertag.

Gegen die Pläne der schwarz-roten Landesregierung in Niedersachsen, auch künftig einen Feiertag dorthin zu legen, protestierten die Jüdischen Gemeinden im Land. Fürst schrieb in einem Brief an die Abgeordneten des Landtags, er halte eine Entscheidung für diesen Feiertag »nicht nur für fehlerhaft, sondern für untragbar«.

antisemitismus Zentralratspräsident Schuster lobte indes die aktuellen Anstrengungen der Kirchen gegen Antisemitismus. »Beide christlichen Kirchen bemühen sich sehr redlich, die jahrhundertelange Judenfeindschaft aufzuarbeiten«, sagte er. Die katholische Kirche habe mit dem Konzilsdokument »Nostra Aetate« den entscheidenden Schritt getan.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) habe sich anlässlich des Reformationsjubiläums sehr klar von Luthers judenfeindlichen Schriften und von der Judenmission distanziert. »Das erwarten wir von allen evangelischen Kirchen, auch den evangelikalen«, betonte Schuster. epd

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 27.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Düsseldorf

Breite Mehrheit im Landtag wirbt für Holocaust-Zentrum in NRW

Große Mehrheit im NRW-Landtag: Fast alle Fraktionen werben für NRW als Standort eines vom Bund geplanten Holocaust-Bildungszentrums. Bayern und Sachsen sind ebenfalls im Rennen

von Andreas Otto  27.11.2025

Terrorismus

Berlin: Waffenkurier der Hamas wohnte in unmittelbarer Nähe zu mehreren jüdischen Einrichtungen

Im Auftrag der Terrororganisation Hamas sollen mehrere Männer jüdische und proisraelische Ziele unter anderem in der Hauptstadt ausgespäht und Waffen eingeschmuggelt haben. Nun berichten »Zeit« und »Welt« über die Hintergründe

 27.11.2025

Bildung

Im Land der Täter

Bis März soll die Entscheidung fallen, wo die Dependance der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland angesiedelt wird

von Michael Thaidigsmann  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Entscheidung

Uni Jena lehnt Prüfung von Kontakten mit israelischen Hochschulen ab

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena wird Kooperationen mit israelischen Hochschulen nicht auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüfen. Der Senat lehnte einen entsprechenden Antrag von Teilen der Professorenschaft ab

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025