Einspruch

Im Gedenken an Anatolij Schapiro

Dmitrij Belkin Foto: Kevin Mertens

Die Prager Operation war die letzte große Militäroffensive der Roten Armee, sie dauerte vom 6. bis zum 11. Mai 1945 und en-dete zwei Tage nach Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation des »Dritten Reiches« in Berlin-Karlshorst.

An dieser Operation, die unter anderem zur Befreiung von Prag und des KZ Theresienstadt (Terezin) führte, waren sowjetische Soldaten der Ukrainischen Front beteiligt – wie auch an der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945. Viele von ihnen waren jüdisch. Der prominenteste hieß Anatolij Schapiro (1913–2005). Er öffnete das Tor von Auschwitz.

prominenz Nun wird die Gedenkstätte Auschwitz das 70. Jubiläum der Befreiung vor allem mit Überlebenden und ihren Familien begehen. Zeitgleich soll sich politische Prominenz am 27. Januar in Prag und in Terezin treffen. Es stellt sich die Frage, ob auch Russlands Präsident Putin zu den Gästen gehören soll. Für die Einladung Putins wie auch des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko hat sich der Präsident Tschechiens, Milos Zeman, ausgesprochen.

Dagegen sind viele Vertreter der tschechischen Öffentlichkeit, darunter die der jüdischen Gemeinschaft. Putin steht für sie mit seiner Ukraine-Politik weniger für den Sieg im Zweiten Weltkrieg, sondern eher für die Niederschlagung des »Prager Frühlings« 1968. Doch nicht nur Putins Russland hat durch die völkerrechtswidrige Annexion der Krim zur aktuellen europäischen Krise beigetragen. Auch die EU und Amerika haben die umsturzartige nationalistische Eskalation in der Ukraine zunächst nicht verstehen wollen und können.

Ein gemeinsames Treffen in Prag wäre ein erster Schritt aus dieser Krise – etwas, das wir dem Andenken des Anatolij Schapiro schulden, für den das Jüdische, Ukrainische und Russische nicht voneinander zu trennen waren. Eine neue europäische Erinnerungspolitik sollte differenzieren, dabei aber auf die Methoden des Kalten Krieges verzichten.

Der Autor ist Historiker und Referent beim Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk.

Umfrage

Klare Mehrheit der Palästinenser gegen Entwaffnung der Hamas

Mehr als die Hälfte der Palästinenser befürwortet die Massaker vom 7. Oktober 2023

 21.12.2025

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025