Rechtsextremismus

»Ich werde weitermachen«

Julian Feldmann Foto: privat

Herr Feldmann, Sie berichten für das NDR-Fernsehen und auch für unsere Zeitung aus dem rechtsextremen Milieu. Nun ruft die NPD am Samstag in Hannover zu einer Demonstration gegen Sie und zwei Kollegen auf. Wie fühlt man sich da?
Das war schon eine krasse Nachricht, mit so etwas hatte ich nicht gerechnet, auch wenn ich ja Einschüchterungsversuche von Rechtsextremen kenne. Mit solchen Sachen muss man leben, wenn man als Journalist in der rechtsextremen Szene recherchiert.

Eine Demonstration gegen namentlich genannte Journalisten – das ist neu, oder?
Dass es gegen Journalisten geht und dass mein Name auch in dem Demonstrationsmotto steht, mit dem die Veranstaltung bei der Polizei angemeldet wurde, das ist schon eine neue Qualität. Woanders gab es das aber schon, etwa gegen den Bürgermeister von Tröglitz, der ja dann auch zurückgetreten ist.

Wie schützen Sie sich?
Grundsätzlich bin ich vorsichtig. Ich mache also keine Dinge öffentlich, die in irgendeiner Weise auf persönliche Daten, auf mein Wohnumfeld oder Ähnliches verweisen.

Haben Sie irgendeine polizeiliche Unterstützung erfahren?
Es gab Gespräche mit der Polizei in Hannover. Auch der NDR hat schnell reagiert und eine einstweilige Verfügung erwirkt, dass die NPD bestimmte falsche Tatsachen nicht weiter verbreiten darf.

Welche?
Die Demonstration bezieht sich auf ein Interview, das für »Panorama« mit dem früheren SS-Mann Karl M. geführt wurde. Die Behauptung, das sei ohne M.s Wissen geführt und gefilmt worden, darf nicht aufrechterhalten werden. Ich gehe davon aus, dass die Polizei darauf achtet, dass solche strafbewehrten Dinge nicht behauptet werden.

Aber gegen die Demonstration selbst ist nichts zu machen?
Grundsätzlich ist das Demonstrieren gegen Personen offenbar erlaubt.

Es gab auch eine Solidaritätserklärung von Journalisten, Medien und Verbänden. Empfinden Sie das als Unterstützung?
Ich empfinde das als Solidaritätsbeweis. Und die Forderungen in dieser Petition für mehr Pressefreiheit und Schutz von Journalisten sind ja auch sehr sinnvoll. Auch die Kollegen der »Panorama«-Redaktion haben sehr empathisch reagiert und schnell überlegt, was man konkret tun kann. Beispielsweise gegen falsche Tatsachenbehauptungen juristisch vorgehen.

Die Einschüchterungsversuche gegen Sie haben also nichts bewirkt?
Nein, ich werde weiter in diesem Bereich recherchieren und berichten. Auch für die Jüdische Allgemeine.

Mit dem freien Journalisten sprach Martin Krauss.

Anmerkung der Redaktion: Am Donnerstagabend, mehrere Tage, nachdem dieses Interview geführt wurde, beschloss die Polizei in Hannover, die für Samstag geplante Demonstration der rechtsextremen NPD aus Sorge vor Gewalt zu verbieten. Neue Quellen hätten zu der Einschätzung geführt, dass von der Versammlung eine »unmittelbare Gefährdung für die öffentliche Sicherheit« ausgehe.

Jubiläum

Stimme der Demokratie

Vor 75 Jahren wurde der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet. Heute hat das Gremium vielfältige Aufgaben und ist unverzichtbarer Teil dieses Landes

von Detlef David Kauschke  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Meinung

Sánchez missbraucht ein Radrennen für seine Israelpolitik

Dass Spaniens Regierungschef die Störer der Vuelta lobte, ist demokratieschwächend und gehört zu seinem Kalkül, Israel weltweit zu isolieren

von Nicole Dreyfus  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

Zentralrat

Schuster: Zwei-Staaten-Lösung nach Friedensverhandlungen mit Israel

Ein jeweils selbstständiger Staat Israel und Palästina - dafür spricht sich auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland aus. Unter bestimmten Voraussetzungen

von Leticia Witte  17.09.2025

Köln

Antisemitische Ausschreitungen bei Kreisliga-Spiel

Spieler des Vereins Makkabi wurden offenbar beschimpft, bespuckt und körperlich attackiert

 17.09.2025

Antisemitismus

Berliner Treitschkestraße wird am 1. Oktober umbenannt

Der Straßenname erinnert künftig an die im KZ Theresienstadt gestorbene ehemalige Direktorin des früheren jüdischen Blindenheims von Steglitz, Betty Katz (1872-1944)

 17.09.2025

Kritik

Toni Krahl hat »kein Verständnis« für israelfeindliche Demonstrationen

Was in der Region um Israel passiere, sei ein Drama, das sich über Jahrzehnte entwickelt habe, sagte Krahl

 17.09.2025

Berlin

Ahmetovic: Berlin muss Weg für Israel-Sanktionen freimachen

Der SPD-Politiker fordert, dass die schwarz-rote Koalition ihre »Blockadehaltung« beendet und die Vorschläge von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für konkrete Maßnahmen gegen den jüdischen Staat unterstützt

 17.09.2025