Ghettorenten

»Ich komme gar nicht hinterher«

Kathi Mickan in ihrer Tel Aviver Kanzlei Foto: Sabine Brandes

Frau Mickan, allein in Israel warten 25.000 Menschen auf die sogenannte Ghettorente. 2009 hat das Bundessozialgericht die Rentenversicherung verpflichtet, Anträge wohlwollender zu behandeln. Klappt das?
Ja, seit dem Urteil dauert es, wenn die Unterlagen eingereicht worden sind, in der Regel nur noch zwei bis drei Monate, bis die Rente ausgezahlt wird. Das ist gut.

Sind das schwierige Verfahren?
Bis vor Kurzem hätte ich gesagt: sehr schwierig! Seit 2009 hat sich die Rechtslage für Überlebende, die in einem Ghetto der Nazis arbeiten mussten, aber verbessert.

Der »Spiegel« berichtete jüngst, die Rentenversicherung ziere sich, die Vorgaben des Bundessozialgerichts umzusetzen. Das stimmt also gar nicht?
Nein. Die Anträge gehen jetzt relativ schnell durch.

Aber selbst Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat Kanzlerin Angela Merkel darum gebeten, bei den Ghettorenten Tempo zu machen.
Meiner Meinung nach sind diesmal nicht nur die deutschen Behörden schuld. Ich persönlich ersticke derzeit förmlich unter einer Papierlawine. Es gilt, Hunderte Fragebögen, Lebensbescheinigungen und Zahlungserklärungen auszufüllen. Seit dem positiven Urteil von 2009 haben wir Anwälte alle Hände voll damit zu tun, auch sämtliche Altfälle neu aufzurollen.

Ist das generell so?
In den ersten Monaten nach dem Urteil war wohl auch die Deutsche Rentenversicherung überfordert. Teilweise sind dort Anträge meiner Mandanten in völlig ungeordneter Reihenfolge beantwortet worden. Das passiert sonst nie. Aber ich habe den Eindruck, dass sich der Papierstau jetzt auflöst. Inzwischen antwortet die Behörde recht schnell.

Manche Antragsteller, die Nachricht bekommen, sind dennoch unzufrieden.
Ja, es gibt da ein juristisches Problem. Die meisten Überlebenden, die bereits vor dem positiven Urteil von 2009 versuchten, ihre Ghettorente zu bekommen, erhielten bekanntlich eine Ablehnung. Die ist dann rechtskräftig geworden. Wenn ich den Fall heute neu aufrolle, dann ist dies nach deutschem Recht leider nur für vier Jahre rückwirkend möglich. Das heißt: Die Ghettorente wird dann höchstens ab 2005 gezahlt – und der gesamte Rentenanspruch aus den Jahren davor ist verloren.

Was ist mit den Überlebenden, die ihren Antrag erst nach 2009 stellten?
Die haben ironischerweise Glück! Bei ihnen gibt es ja noch nichts Rechtskräftiges. Sie bekommen die volle Ghettorente rückwirkend ab 1997.

Das heißt: Wer als Antragsteller zuerst kam, hat Pech gehabt?
Ja, das ist eine große Ungerechtigkeit. Soweit ich weiß, wird über diese Frage derzeit auf politischer Ebene diskutiert.

Mit der Tel Aviver Rechtsanwältin sprach Ronen Steinke.

Berlin

Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten verhindern

Kanzler Friedrich Merz dankt dem Sultan von Oman für die Vermittlungsbemühungen zur Beendigung des iranischen Atomprogramms: Teheran dürfe niemals über Atomwaffen verfügen

 15.06.2025

Verbraucher

Krieg zwischen Israel und Iran treibt Benzinpreis

Seit dem Angriff auf iranische Atomanlagen und Militärziele steigen die Rohölpreise und in der Folge auch die Spritpreise

 15.06.2025

Diplomatie

Außenminister Wadephul spricht mit israelischem Kollegen Saʼar

Statt des für heute geplanten Besuchs in Jerusalem telefonieren die beiden

 15.06.2025

Doha

Krieg zwischen Israel und Iran: Wadephul will »Kompromiss« finden

Innerhalb der nächsten Woche müsse der ernsthafte Versuch unternommen werden, »die Spirale der Gewalt« zu unterbrechen, sagt der Bundesaußenminister

 15.06.2025

Berlin

Erneuter antisemitischer Angriff auf Neuköllner Kulturkneipe

14-Jähriger soll Pflasterstein geworfen haben. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt

 15.06.2025

Carsten Ovens

Israel verteidigt sich – und schützt die Region

Warum der Angriff auf iranische Atomanlagen notwendig war – und was Europa daraus lernen muss

von Carsten Ovens  15.06.2025

Krieg

Iran feuert neue Raketenwelle auf Israel ab: Mehrere Tote

Die Mullahs holen erneut zu einem Angriff auf den jüdischen Staat aus

 15.06.2025 Aktualisiert

Meinung

Nie wieder Opfer!

Israels Angriff auf Irans Atomanlagen war unausweichlich. Denn eine Konsequenz aus der jüdischen Geschichte lautet: Wenn es hart auf hart kommt, besser zuerst schlagen als zuerst und dann für immer geschlagen zu werden

von Michael Wolffsohn  14.06.2025

Thüringen

Verfassungsschutzchef warnt vor islamistischen Anschlägen gegen jüdische und israelische Einrichtungen

Kramer: Wir müssen davon ausgehen, dass die Hemmschwelle weiter sinken wird, auch gewalttätig zu werden

 13.06.2025