Meinung

Hoffnung für Missbrauchsopfer

Wir erkennen an, dass es in der jüdischen Gemeinschaft sexuellen Missbrauch an Kindern durch Familienangehörige, Bekannte, Rabbiner, Lehrer, Vertrauenspersonen, Jugendbetreuer oder andere Angestellte der Gemeinden gibt», erklärten diesen August 300 orthodoxe Rabbiner aus den USA, Kanada und Israel in einer gemeinsamen Online-Petition. Die Stellungnahme ist revolutionär.

Denn ihr Herzstück ist die halachische Begründung für die Pflicht, einen Missbrauchstäter umgehend bei den Behörden anzuzeigen – ihn also mit einem Mörder gleichzusetzen. Denn nicht wenige Opfer begehen Selbstmord. Immer wieder kam in den vergangenen 15 Jahren ans Licht, wie Opfer von sexuellem Missbrauch und ihre Familien eingeschüchtert und bedroht werden.

mesira Autoren wie der Psychologe Michael J. Salamon oder der New Yorker Familienrechtsanwalt Michael Lesher berichten seit 2002 darüber. So beschreibt etwa Lesher in seinem jüngsten Buch Sexual Abuse, Shonda and Concealment in Orthodox Jewish Communities die Zweckentfremdung rabbinischer Gesetze, um die Täter zu schützen, etwa zu «Mesira», Informationsweitergabe an Nichtjuden, und «Laschon Hara», übler Nachrede.

Die prominentesten Fälle kennen wir aus den ultraorthodoxen Gruppen in Brooklyn. Opfer, die in der Vergangenheit den Mut hatten, Missbrauchstäter anzuzeigen, wurden verfolgt und sozial isoliert. Oft wurden betroffene Kinder vom Besuch des Schulunterrichts ausgeschlossen und ihre Familien aus der Gemeinde geworfen; Gemeindemitglieder wurden von Rabbinern aufgefordert, auch privat jeden Umgang zu meiden.

position Das Thema geht uns alle an. Nicht nur, weil sich Rabbiner immer wieder auf die Halacha bezogen, um ihr Vorgehen gegen die Opfer zu begründen, sondern auch, weil das Einschüchtern von Kindern, das Wegsehen, das Nicht-glauben-Wollen weit verbreitete gesellschaftliche Phänomene sind. Wie in jeder anderen sozialen Gruppe, Religion oder Organisation auf der Welt existiert Kindesmissbrauch auch in jüdischen Gemeinden: nicht häufiger als anderswo, aber eben auch.

Das ist schockierend. Doch wir helfen uns und unseren Kindern nicht, indem wir vor Entsetzen wegschauen, sondern nur, indem wir aktiv werden. Es hat allzu lange gedauert, bis rabbinische Autoritäten aktiv wurden und sich öffentlich zu dem Thema positionierten. Gut, dass sie es nun endlich mit deutlichen Worten getan haben.

Die Autorin ist bildende Künstlerin in Hamburg.

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Amtsantritt in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025