Berlin

Historiker fordern Rücktritt von AfD-Politiker

Mehrere Historiker fordern den Rücktritt des AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Protschka, der für ein revisionistisches Denkmal für Weltkriegssoldaten und Freikorpskämpfer in Polen gespendet hat.

»Dieser Gedenkstein ist eine unerträgliche und skandalöse Verherrlichung nationalsozialistischer und rechtsextremer Verbände sowie ein nicht hinnehmbarer Affront gegenüber Polen«, heißt es in einem am Montag versendeten offenen Brief, über den zunächst der in Berlin erscheinende »Tagesspiegel« berichtet hatte.

strafanzeige Initiiert wurde der Rücktrittsappell von dem Historiker Michael Wildt von der Berliner Humboldt-Universität und dem Leiter der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Jens-Christian Wagner. Wagner hatte bereits in der vergangenen Woche Strafanzeige im niedersächsischen Celle wegen des Verdachts der Volksverhetzung erstattet.

Er sei über den Vorgang entsetzt, sagte er am Montag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in München. Inzwischen ermittelt der Staatsschutz wegen des Denkmals.

Der kritisierte Protschka sagte der dpa: »Für das, was auf dem Denkmal steht, kann ich nichts.« Mit ihm sei ein anderer Text abgesprochen gewesen – nur eine Erwähnung gefallener deutscher Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs –, der auch nur auf einem kleinen Schild habe stehen sollen. Die Rücktrittsforderung sei daher lachhaft.

botschafter Darüber hinaus habe er sich bereits schriftlich beim polnischen Botschafter für den Vorfall entschuldigt und angeboten, die Kosten für den Abbau zu übernehmen.

Der Stein sei ohnehin schon verschwunden, sagte der Chef des niederbayerischen AfD-Verbandes. Alleine in diesem Jahr habe er bereits mehr als 14.000 Euro für verschiedene Organisationen wie das Rote Kreuz gespendet. »Wäre ich dann auch dort für jeden Blutspendeskandal verantwortlich?«

Auf dem Stein, der nur in Deutsch beschriftet ist, wird neben gefallenen deutschen Soldaten beider Weltkriege auch »Selbstschutz- und Freikorpskämpfern«
gedacht.

Auf dem Stein, der nur in Deutsch beschriftet ist, wird neben gefallenen deutschen Soldaten beider Weltkriege auch »Selbstschutz- und Freikorpskämpfern« gedacht. Im offenen Brief der Historiker heißt es: »In Oberschlesien unterstand der Selbstschutz SS-Oberführer Fritz Katzmann, einem der schlimmsten NS-Massenmörder während des Zweiten Weltkrieges.«

rechtsextreme Bereits ab 1921 seien Rechtsextreme in Oberschlesien brutal gegen polnische Bürger vorgegangen, so die Historiker. Opfer der Soldaten und Freikorps sind auf dem Stein nicht erwähnt.

Unterschrieben wurde der Brief bislang von den Leitern mehrerer deutscher KZ-Gedenkstätten, unter anderem in Buchenwald und Neuengamme, sowie von einer zweistelligen Zahl an Professoren.

Ihre Position ist unmissverständlich: »Wir fordern Stephan Protschka (AfD) auf, sein Bundestagsmandat unverzüglich niederzulegen, um weiteren Schaden für die Bundesrepublik Deutschland und das deutsch-polnische Verhältnis abzuwenden.«

volkstrauertag Das Denkmal, um das sich die Kontroverse dreht, wurde am Volkstrauertrag im polnischen Bytom (früher Beuthen) enthüllt. Als Geldgeber werden neben Protschka unter anderem die Junge Alternative Berlin und die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem beobachtete Akademische Burschenschaft »Markomannia Wien zu Deggendorf« genannt. Zunächst standen auch die »Jungen Nationalisten Berlin«, die Jugendorganisation der NPD, auf dem Gedenkstein. Deren Eintrag wurde entfernt.

Zumindest am Tag der Enthüllung scheint Protschka noch anders über die Inschrift gedacht zu haben: »Mir ist es eine Ehre, diesen Gedenkstein in Oberschlesien mit ermöglicht zu haben. Mögen wir nie vergessen«, schrieb Protschka in sozialen Netzwerken – inzwischen hat er aber etwa bei Facebook den Eintrag gelöscht.  dpa/ja

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025

Soziale Medien

Musk nach Millionenstrafe gegen X: EU abschaffen

Beim Kurznachrichtendienst X fehlt es an Transparenz, befand die EU-Kommission - und verhängte eine Strafe gegen das Unternehmen von Elon Musk. Der reagiert auf seine Weise

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Yad Vashem und trifft Premierminister Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert