Gaza

Hilfsorganisationen fordern sofortigen Waffenstillstand

In Rafah warten palästinensische Kinder am Dienstag auf die Ausgabe von Essen. Foto: picture alliance / Anadolu

Acht Hilfsorganisationen fordern die Bundesregierung auf, sich »bedingungslos und umfassend für den Schutz der Zivilbevölkerung und die Bereitstellung von überlebenswichtiger humanitärer Hilfe« in Gaza einzusetzen.

Angesichts der »anhaltenden humanitären Katastrophe« dort und der geplanten israelischen Offensive auf Rafah müsse sie sich bei »allen Konfliktparteien« für die Einhaltung des Völkerrechts, den ungehinderten Zugang zu Hilfsgütern und einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand einsetzen, heißt es weiter in dem Appell. Eine Freilassung »aller Geiseln« wird in einem Nebensatz gefordert. Die Geiselnehmer, nämlich die palästinensischen Terroristen der Hamas, werden jedoch in diesem Zusammenhang nicht erwähnt und die Worte »Terror« oder »Massaker« kommen in dem Aufruf überhaupt nicht vor.

Hinter dem Aufruf stehen Welthungerhilfe, Aktion gegen den Hunger, Care, Handicap International, International Rescue Committee (IRC), Norwegian Refugee Council, Oxfam Deutschland und Save the Children.

Ausgesparter Aspekt

Während Israel versucht, die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen - mit der Einrichtung von Fluchtrouten und Warnungen der Bewohner, die jeweils vor Angriffen in ihrer Umgebung übermittelt werden, geht die Hamas direkt gegen israelische Zivilisten vor. Die palästinensische Terrororganisation erschießt, verbrennt, vergewaltigt und verschleppt Israelis. In dem Appell der Hilfsorganisationen werden dennoch Israel und die Terrororganisation als »alle Kriegsparteien« auf eine Stufe gestellt.

Die Unterzeichner fordern von der Bundesregierung außerdem, die Finanzierung für das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA freizugeben. Die »Vorwürfe gegen ehemalige Mitarbeitende« seien äußerst schwerwiegend und erforderten eine gründliche und transparente Untersuchung, doch dürfe dies nicht auf Kosten der Zivilbevölkerung im Gazastreifen gehen. Denn derzeit könne keine andere Hilfsorganisation die Rolle von UNRWA in der humanitären Hilfe und Sicherung der Grundversorgung ersetzen. Laut Israel waren 30 UNRWA-Mitarbeiter als Terroristen an den Massakern vom 7. Oktober beteiligt.

»Seit dem brutalen Überfall der Hamas auf Israel« vor über vier Monaten herrsche im Gazastreifen Krieg, betonen die Organisationen weiter in ihrem Aufruf: »Mehr als zwei Millionen Menschen, darunter die Hälfte Kinder, leben in einer humanitären Katastrophe, in der es keinen sicheren Ort für die Zivilbevölkerung gibt.« Die Zahl der Opfer steige kontinuierlich, zuletzt auf mehr als 28.000 Tote und 69.000 Verletzte. Die Organisationen geben mit diesen Zahlen von der Hamas verbreitete Informationen wieder, die nicht bestätigt werden können. Zudem machen sie keinen Unterschied zwischen Terroristen und Zivilisten.

Lebenswichtige Güter

Wichtig sei außerdem, »dass Hilfsgüter die Menschen auch wirklich erreichen - mit Priorität auf lebenswichtigen Gütern wie Medikamenten und Nahrungsmitteln«. Dies setze vor allem voraus, dass genügend Treibstoff in den Gazastreifen gelange und die humanitären Helfer ohne Angst vor Angriffen arbeiten könnten: »Gaza ist zum tödlichsten Ort der Welt geworden. Das Vorrücken Israels auf Rafah, einer als sicher erklärten Zone, zeigt auf grausame Art, dass es nirgendwo in Gaza mehr sicher ist.«

Mit dem Adjektiv »grausam« in Zusammenhang mit Israels Krieg gegen den Terror scheinen die Unterzeichner eine antiisraelische Position zu beziehen. Weder die Sicherheit Israels, noch die Tatsache, dass nur der militärische Druck auf die Hamas im November zur Freilassung von 105 Geiseln geführt hatte, wird in dem Aufruf erwähnt. Selbiges gilt für Israels Absicht, die in Rafah befindlichen Zivilisten vor einer Militäroffensive zu evakuieren sowie den Missbrauch der Bewohner Gazas als lebende Schutzschilde durch die Hamas. Für die humanitäre Situation wird in dem Aufruf eher Israel verantwortlich gemacht. kna/ja

"Times"-Bericht

London vor Anerkennung eines Staates Palästina

Noch vor anderen Weltmächten könnte Großbritannien die formale Anerkennung eines palästinensischen Staates vollziehen. Die Berichte darüber kommen zu einem heiklen Zeitpunkt

 18.09.2025

München

Auschwitz Komitee: Shani-Ausladung ist »schändlich«

Ein Musikfestival in Gent hat die Münchner Philharmoniker ausgeladen, weil das Verhältnis des israelischen Dirigenten zu seiner Regierung nicht klar sei. Das Auschwitz Komitee kritisiert das

 18.09.2025

Berlin

Hardt: Keine Wirtschaftssanktionen gegen Israel

Der CDU-Außenpolitiker befürwortet Sanktionen gegen »radikale Minister«. Die Anerkennung eines Staates Palästina lehnt er ab

 18.09.2025

Flensburg

Antisemitisches Schild löst Empörung aus

»Juden haben hier Hausverbot!« steht im Schaufenster eines Geschäftes. Aus der Lokalpolitik kamen deutliche Reaktionen

 18.09.2025

Antrittsbesuch

Merz reist nach Madrid: Differenzen in Haltung zu Israel

Insgesamt läuft es gut in den Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien. Bei einem Thema gibt es aktuell aber Streit

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Washington D.C./Jerusalem

Trump und Netanjahu: Zerwürfnis nach Doha-Angriff

Hinter den Kulissen soll der amerikanische Präsident einem Zeitungsbericht zufolge über den israelischen Regierungschef geschimpft haben

 18.09.2025

Doha

Nach Schlag in Katar: Hamas-Anführer gibt TV-Interview

Ghazi Hamad, der als Planer der Massaker vom 7. Oktober gilt, gibt sich als Opfer des »zionistischen Feindes«

 18.09.2025

Jubiläum

Stimme der Demokratie

Vor 75 Jahren wurde der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet. Heute hat das Gremium vielfältige Aufgaben und ist unverzichtbarer Teil dieses Landes

von Detlef David Kauschke  17.09.2025