Meinung

Her mit den Nazi-Akten!

Martin Krauß Foto: Stephan Pramme

Der Wille war schon einmal da. 2005 gab das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz eine Studie in Auftrag, die sich mit der NS-Vergangenheit der Vorläufer dieser Behörde beschäftigt. Die Studie liegt mittlerweile vor, seit 2007.

Doch das war es auch schon. In Auftrag war der Bericht noch von Renate Künast (Grüne) gegeben worden, seither amtiert die CSU: Horst Seehofer, Ilse Aigner, Hans-Peter Friedrich und Christian Schmidt. Alle vier hielten die Studie unter Verschluss, auch wenn man diese Formulierung im Ministerium nicht gerne hört.

Bild-Zeitung Die Studie sei lediglich »mit Schwärzung der personenbezogenen Daten« versehen worden, heißt es. Als Begründung für die Zurückhaltung wird, wie originell, der Datenschutz genannt: Es könnten ja noch Mitarbeiter des NS-Agrarministeriums leben und in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt werden. Nun klagt die »Bild«-Zeitung auf Herausgabe der Studie.

Wann, wird man das Landwirtschaftsministerium fragen dürfen, seid ihr endlich sicher, dass der letzte Nazi unter der Erde liegt? Was Justizministerium, Auswärtiges Amt, Finanz- und sogar Verteidigungsministerium hinbekommen haben, nämlich unabhängige Historiker zur Rolle ihres Hauses bei der Durchführung des NS-Terrors forschen zu lassen, will man hier augenscheinlich verhindern.

Immanent könnte man natürlich argumentieren, dass die Auflösung des Reichsministeriums bereits 70 Jahre her ist und wichtige Beamte heute über 100 Jahre alt sein müssten. Doch das greift nicht, gibt es doch gar keinen Grund, warum man Täter, die noch leben, schonen sollte.

ns-politik Das Kalkül dürfte sein, dass das Ministerium Landwirtschaft als unschuldiges Terrain begreifen und nicht beschmutzt sehen will. Als wäre nicht das sehr agrarische »Blut und Boden«-Geschwätz ideologischer Ausdruck der NS-Politik gewesen.

Als wären nicht Millionen Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft eingesetzt worden. Als hätten die mit »Volk ohne Raum« begründeten Raubzüge des Zweiten Weltkrieges nicht auch dem Gewinn von Kornkammern fürs Dritte Reich gedient. Und als wäre nicht der Versuch, auf diese verbrecherische Weise ökonomisch autark zu werden, mit massivem, politisch gewolltem Aushungern einhergegangen.

Landwirtschaft ist hochpolitisch, das war sie schon bei den Nazis. Warum das heutige Landwirtschaftsministerium glaubt, Gründe zu haben, das zu verschleiern, wüsste man gerne.

Debatte

Liebe »Kulturschaffende«, liebe nützliche Idioten!

Ein Offener Brief an die 200 Künstler, die plötzlich ihr Gewissen entdecken und an Bundeskanzler Merz appellieren, aber mit keinem Wort die israelischen Geiseln erwähnen

von Jusek Adlersztejn  02.08.2025

Andreas Büttner

Linke wollen Antisemitismusbeauftragten herauswerfen

Neun Parteimitglieder haben einen Antrag gestellt, um den Antisemitismusbeauftragten Brandenburgs aus der Partei auszuschließen

 02.08.2025

Gazastreifen

US-Sondergesandter besucht GHF-Verteilzentren

Steve Witkoff bezeichnete die Arbeit der Gaza Humanitarian Foundation als »unglaubliche Leistung«

 01.08.2025

Deutschland

Merz will nach Wadephul-Bericht über Israel-Politik entscheiden

Der Bundeskanzler wird am Samstag mit dem Außenminister sprechen

 01.08.2025

Migration

Psychologe Mansour: Zunächst die Menschen integrieren, die da sind

Mansour spricht sich für eine massive Begrenzung der Migration nach Deutschland bis hin zur vorübergehenden Schließung der Grenzen aus

von Julia Pennigsdorf  01.08.2025

Nahostpolitik

»Adenauer und Kohl würden sich im Grabe umdrehen«

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter rügt in der ARD die mangelnde Solidarität Deutschlands mit Israel

von Michael Thaidigsmann  01.08.2025

Justiz

Jüdische Organisationen fordern von Israel Gesetz gegen weltweiten Antisemitismus

In einem Brief an Justizminister Yariv Levin verlangen sie, das Judenhass und die Verfolgung israelischer Soldaten auch außerhalb Israels unter Strafe gestellt werden

 01.08.2025

Israel

Freundschaft auf dem Prüfstand

In Jerusalem redet Bundesaußenminister Johann Wadephul den Israelis ins Gewissen: Die humanitäre Lage in Gaza muss sich fundamental verbessern. Andernfalls könnte Deutschland bald Konsequenzen ziehen

von Joshua Schultheis  01.08.2025

Vor 100 Jahren

Als der Ku-Klux-Klan durch Washington marschierte

Vor 100 Jahren sahen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus anders aus als heute in der Ära Trump: Im August 1925 versammelte sich der Ku-Klux-Klan zu seinem größten Aufmarsch in der US-Hauptstadt Washington

von Konrad Ege  31.07.2025