Hamburg

Hamas-Anhänger tritt bei staatlich gefördertem Verein auf

Die Centrum-Moschee am Lindenbazar in Hamburg ist Teil des Bündnisses Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

In Hamburg hat das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland (BIG) am Wochenende den Hamas-Anhänger und Theologen Enbiya Yildirim, einen Vertreter der türkischen Religionsbehörde Diyanet, zu gleich zwei Veranstaltungen eingeladen. Jetzt hat sich das Bundesfamilienministerium eingeschaltet.

Denn: Das Ministerium unterstützt das BIG im Rahmen des Projektes »Demokratie leben« jährlich mit Fördergeldern in Höhe von 250.000 Euro. Das Geld soll für Islamismusprävention eingesetzt werden. Mit Yildirim lud das Bündnis Islamischer Gemeinden ausgerechnet einen Mann ein, der eine islamistische Terrororganisation unterstützt.

»Sinwar verkörpert die Ehre der Palästinenser und wird deshalb so sehr geliebt. Ich liebe ihn so sehr«, schrieb Yildirim im August 2024 auf X über den damaligen Chef der Hamas - wenige Monate vor dessen Tötung im Gazastreifen. Nachdem israelische Soldaten den Hamas-Chef getötet hatten, nannte Yildirim ihn einen »Märtyrer«. Auf seinem Account teilt er außerdem antisemitische Verschwörungstheorien und Hamas-Propagandaclips, in denen triumphierend gezeigt wird, wie Terroristen auf israelische Soldaten schießen.

Wie die »Welt« berichtet, habe das Familienministerium das BIG zu einer Stellungnahme aufgefordert und nehme den Vorfall sehr ernst. Bei den Veranstaltungen handelte es sich den Einladungen zufolge um ein Gebet mit anschließendem Gespräch und um einen »Familientag«. Letzterer wurde dem Bündnis zufolge abgesagt, nachdem der Journalist Eren Güvercin auf den Skandal aufmerksam gemacht hatte.

Lesen Sie auch

»Die problematischen Informationen erreichten uns leider erst unmittelbar nach dem bereits stattgefundenen Besuch«, teilte das Bündnis in einem Facebook-Post mit. Der Verein teile Yildirims Ansichten nicht. »Unsere Gemeinschaft steht für Respekt, Offenheit und ein friedliches Miteinander«, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Die Diyanet, der Enbiya Yildirim angehört, ist die oberste Religionsbehörde der Türkei. Sie kontrolliert auch die Ditib, den größten islamischen Verband in Deutschland. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan selbst nannte die Hamas einst seine »Freunde«.

Die »Welt am Sonntag« hatte jüngst Recherchen veröffentlicht, die nahelegen, dass hinter einigen durch das Programm »Demokratie leben« geförderten Projekten möglicherweise Akteure stecken könnten, die Antisemitismus und Extremismus verbreiten. So unterstütze das Familienministerium etwa ein Präventionsprojekt des Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts (IWB), das der vom Verfassungsschutz beobachteten Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs nahestehe, schreibt die »Welt am Sonntag«. Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) setzte das Programm daraufhin auf den Prüfstand. ja

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Ostdeutschland

AfD-Regierung als »Schreckensszenario«

Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wächst in den jüdischen Gemeinden die Sorge vor einem Sieg der AfD

von Joshua Schultheis  06.11.2025