Meinung

Halachisch hätte geholfen

Anfang des Monats erging die höchstrichterliche Entscheidung, die Protestaktionen der »Blockupy«-Bewegung in Frankfurt/Main weitgehend zu verbieten. Als eine Konsequenz dieses Urteils riet die Polizei allen Ernstes den Bankern, sich vorsorglich zu verkleiden, um die »Blockupy«-Aktivisten zu überlisten.

Ob das gewöhnliche Sicherheitsbürokratie war oder ob ein Polizist vom Schlage des braven Soldaten Schwejk auf diese Idee kam, sei dahingestellt. Jedenfalls hat das Gericht in dem Hin und Her zwischen Versammlungs- und Meinungsfreiheit, dem Recht auf freien Zugang zum Arbeitsplatz und auf körperliche Unversehrtheit des Einzelnen entschieden, die Protestaktionen weitgehend zu verbieten.

Blockiert Na gut, sollte man meinen. Doch es zeigte sich, dass das Verbot, eine Stadt zu blockieren, in letzter Konsequenz bedeutete, dass sie doch blockiert wurde: nämlich durch vorsorgliche Sperrung der Innenstadt, inklusive mehrerer Bahnlinien und Zufahrtsstraßen. Das wäre nicht passiert, wenn das Gericht mit mehr Weisheit und damit auch mehr Humor an die Sache herangegangen wäre. Halachisch eben. Hier werden nämlich immer auch die Konsequenzen eines Urteils abgewogen und so die Vor- und Nachteile gerecht verteilt.

Für den halachisch Ungeübten mag das makaber oder absurd klingen. Die Abwägung von Rechtsgütern ist aber ähnlich der Verteilung von Besitz nicht frei von Ungerechtigkeit und zuweilen Absurdität, und gerade durch die Gerichtsbarkeit wird dies erst sichtbar. Gewiss ist die Beurteilung der Vor- und Nachteilen etwa bei dem »Blockupy«-Fall schwierig. Aber ein Urteil, welches für alle Beteiligten nur Nachteile bringt, ist ein schlechtes.

Freilich sind die Konsequenzen einer Entscheidung nicht immer sofort erkennbar. Daher kann sie im halachischen Recht im Nachhinein immer auch »repariert« werden, eine Takkana wird dann vorgenommen. Aber im Falle des »Blockupy«-Verbots war die lächerliche und lästige Konsequenz, dass durch das Blockadeverbot die Stadt blockiert wird, durchaus sofort abzusehen. So kam es dann ja auch, und zwar zum Nachteil aller.

Doch die Richter brauchen sich nicht zu schämen ob ihres Mangels an Weisheit und Witz. Schließlich sind Dummheit und Humorlosigkeit Grundrechte. Und das musste ja auch im Urteil berücksichtigt werden.

Der Autor ist Rabbiner der Frankfurter Budge-Stiftung.

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025