Terror in Berlin

»Glücklich, noch am Leben zu sein«

Frau Sweke, Sie waren am Montagabend auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz und sind Zeugin des Terroranschlags geworden. Können Sie uns schildern, was Sie erlebt haben?
Wir haben Glühwein getrunken, es war eine wunderbare Stimmung. Eigentlich wollten wir schon gehen, aber dann haben wir uns anders entschieden. Wir haben an einem Grillstand etwas bestellt und auf das Essen gewartet. Es war acht Uhr abends, und der Markt war sehr voll, mit Touristen und mit Berlinern. Dann haben wir diesen Lärm gehört und einen riesigen Lastwagen gesehen, der auf uns zukam. Mir war klar, was jetzt passieren würde. Ich habe wirklich geglaubt, dass ich in diesem Moment sterben würde.

Wie haben Sie reagiert?
Ich habe mich zusammen mit meinem Mann in eine Bude geflüchtet. Wir hatten unglaubliches Glück. Es war die letzte Bude auf der linken Seite, die nicht getroffen wurde. Der Lastwagen kam zum Stehen und stoppte auf der rechten Seite.

Wie fühlen Sie sich jetzt?
Das Trauma ist sehr real. Mein ganzer Körper fühlt den Schock, ich zittere immer noch. Ich bin so glücklich, noch am Leben zu sein.

Was war Anlass für Ihren Berlinbesuch?

Ich habe mit meinem Mann Desmond, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Bet David in Johannesburg, und mit dem Lewandowski Chorale Johannesburg das Louis-Lewandowski-Chorfestival besucht. Es war eine wundervolle Erfahrung für unseren Chor, und dass der Besuch jetzt so endete, hat nichts mit Berlin zu tun. Dieser Anschlag hätte überall in Europa passieren können.

US-Geheimdienste haben vor dem Besuch von Weihnachtsmärkten gewarnt. War Ihnen die Terrorgefahr bewusst?
Ja, ich habe schon im November gehört, dass Berlin ein Risiko sein soll. Mir war aber nicht klar, dass es speziell um Weihnachtsmärkte ging. Ich habe vor unserer Abreise nach Berlin sogar mit meinen Söhnen darüber gesprochen, dass uns etwas passieren könnte. Als wir auf dem Markt waren, habe ich gar nicht mehr daran gedacht. Aber als ich den Lastwagen sah, wusste ich sofort, was los war.

Was passierte danach?
Ich hatte das Gefühl, dass alles sehr gut funktioniert hat und die Rettung der Verletzten schnell anlief. Vielleicht war man auf so etwas vorbereitet. Was mich aber wütend macht: Deutschland war so entgegenkommend zu den Flüchtlingen aus dem Nahen Osten, und jetzt dieser Anschlag. Ich persönlich finde es gut, wie man hier Flüchtlingen hilft, aber ich kann auch verstehen, wenn Leute dagegen sind. Dieser Terroranschlag muss sehr sorgfältig vorbereitet worden sein. Ich glaube, dass die Sicherheitsbemühungen jetzt verstärkt werden müssen, denn Deutschland darf nicht das Risiko eingehen, dass sich ein solcher Anschlag wiederholt. Zwölf Tote sind zwölf Opfer zu viele. Aber es hätten auch 80 oder 100 Menschen sterben können.

Mit der Managerin des Lewandowski Chorale Johannesburg sprach Ayala Goldmann.

Australien

Polizei: Angreifer in Sydney waren Vater und Sohn 

Weitere Details des judenfeindlichen Terroranschlags werden bekannt

von Denise Sternberg  14.12.2025

Hintergrund

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert