Leipzig

Gil Ofarim will Anzeige erstatten

Gil Ofarim (Archiv) Foto: imago images / STL

Nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen das Hotel »The Westin Leipzig« will der Musiker Gil Ofarim in der kommenden Woche »wegen aller in Betracht kommender Delikte« Anzeige erstatten, wie sein Management am Freitag mitteilte.

Zunächst hatte die »Bild«-Zeitung berichtet. Ofarim will demnach am Dienstag in München als Zeuge bei der Polizei aussagen und auch persönlich Anzeige gegen einen Hotelmitarbeiter erstatten, zitiert die Zeitung die Managerin Yvonne Probst. Ofarim hatte am Dienstag eine offenbar antisemitische Anfeindung gegen ihn in einem Leipziger Hotel bekannt gemacht.

einchecken Der Musiker schilderte in einem zweiminütigen Video auf Instagram, wie ihm das Einchecken in das Hotel verwehrt wurde, weil er eine Kette mit einem Davidstern trug. Laut seinen Angaben wurde in der Hotellobby gerufen: »Pack deinen Stern ein!«, ein Mitarbeiter soll gesagt haben: »Packen Sie Ihren Stern ein.« Der Fall sorgt bundesweit und auch international für Empörung.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Bisher lagen der Polizei und Staatsanwaltschaft in Leipzig drei Anzeigen vor, darunter eine von einem Hotelmitarbeiter gegen Ofarim wegen Verleumdung. Eine weitere Anzeige dieses Mitarbeiters, der von dem Sänger beschuldigt wurde, bezieht sich laut den Behörden auf Bedrohungen in den sozialen Netzwerken. Außerdem liege eine Anzeige von Unbeteiligten wegen Volksverhetzung vor.

Der Sohn der israelischen Musiklegende Abi Ofarim (1937–2018) war zu einem Dreh in Leipzig und wollte danach in dem Hotel einchecken. Zunächst hatte er gesagt, er wolle sich überlegen und beraten lassen, ob er nach dem Vorfall eine Anzeige stellt. Ofarim habe unter Schock gestanden und sich erst einmal sortieren müssen, sagte Probst. Auch habe er mit seinem Anwalt gesprochen.

bildungsprojekte Wie die Managerin zudem ankündigte, will Ofarim Bildungsprojekte über jüdisches Leben unterstützen. Er wolle für das Thema sensibilisieren, sagte Probst. Was genau er plane, werde zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Ofarim glaube nicht, dass das gesamte Personal des Hotels eine antisemitische Haltung habe, sagte die Managerin. Das »Westin« hat nach eigenen Angaben die an dem Vorfall beteiligten Mitarbeiter beurlaubt.

Medienberichten zufolge bemüht sich die Hotelführung unterdessen auch selbst um Aufklärung des Vorfalls. Eine Anwaltskanzlei sei mit einer umfassenden Untersuchung beauftragt worden, hieß es. Anhand des Buchungssystems solle nachverfolgt werden, wer von den Gästen etwa zeitgleich mit Ofarim in der Lobby war. Es soll auch Aufnahmen einer Überwachungskamera geben, allerdings ohne Sprachaufzeichnung.

Zudem hatte das Portal t-online.de berichtet, dass der von dem Hotel engagierte Sicherheitsdienst Kennern der rechtsextremistischen Szene gut bekannt sei. Hunderte Menschen hatten am Dienstagabend vor dem Hotel in Leipzig gegen Antisemitismus demonstriert. Um das Haus abzusichern, sei offenbar ausgerechnet eine Security-Firma engagiert worden, deren Geschäftsführung dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sei, hieß es im Onlinebericht. dpa/epd

München

Alte Synagoge feiert Wiedereröffnung

Nach jahrelanger Restauration soll die Bauhaus-Synagoge wieder im Glanz von 1931 erstrahlen

 15.09.2025

Madrid

Israelfeindliche Demonstranten blockieren Vuelta á España erneut

60 Kilometer vor dem Ziel steht eine Gruppe von Protestierern mit einem Banner auf der Straße. Das Rennen musste abgebrochen werden

 15.09.2025

Musik

Nach Antisemitismus-Eklat: Bundeskanzler Merz äußert sich zur Ausladung von Lahav Shani

Die Hintergründe

 14.09.2025

Essay

Ausweg Palästina

Große Teile der Linken sind mit der Komplexität der Gegenwart überfordert. Orientierung suchen sie ausgerechnet im Hass auf den jüdischen Staat. Mit progressiver Politik hat das wenig zu tun

von Jessica Ramczik, Monty Ott  13.09.2025

Sachsenhausen

120 Minuten Holocaust

Angesichts des grassierenden Antisemitismus sollen Schüler zum Besuch einer NS-Gedenkstätte verpflichtet werden. Doch was kann eine Führung vor Ort tatsächlich bewirken?

von Mascha Malburg  13.09.2025

Brüssel

»Gegen EU-Grundwerte«: Kommission verurteilt Festival

Eine Sprecherin der Europäischen Kommission hat den Boykott der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani in die Nähe von Antisemitismus gerückt und scharf verurteilt

von Michael Thaidigsmann  12.09.2025

Belgien

»Ruf unseres Landes beschmutzt«: Premier rügt Gent-Festival

Premier Bart de Wever kritisiert die Leiter eines belgischen Festivals dafür, die Münchner Philharmoniker und ihren Dirigent Lahav Shani ausgeladen zu haben

 12.09.2025

Berlin

Humboldt-Universität will gegen Antisemitismus vorgehen

Präsidentin Julia von Blumenthal sieht ihre Hochschule für künftige Auseinandersetzungen rund um den Nahost-Konflikt gut vorbereitet

von Lukas Philippi  12.09.2025

Kommentar

Die Genozid-Lüge

Wie die Hamas nach dem 7. Oktober vom Täter zum Opfer wurde – und Israel zur Verkörperung des Bösen schlechthin

von Stephan Lehnstaedt  12.09.2025