Nahost

Gemeinsame Sache

Vereinigung: Anhänger im Gazastreifen freuen sich über die bevorstehende Zusammenarbeit von Fatah und Hamas. Foto: Flash 90

Die Überraschung war perfekt: Weder der Mossad noch die israelische Diplomatie hatten mitbekommen, dass sich die radikal-islamische Hamas und die gemäßigte Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas geeinigt hatten, ihre Fehde zu beenden. Sollte nicht in letzter Minute ein neuer Streit das innerpalästinensische Versöhnungsprojekt vereiteln, bilden sie gemeinsam eine Übergangsregierung.

Das bringt Jerusalem in eine ungemütliche Lage. Der Einfluss der vom Iran unterstützten Hamas, die seit vier Jahren den Gazastreifen kontrolliert, könnte sich auf das Westjordanland ausdehnen. Bei der geschlossenen Vereinbarung sollen die Islamisten Punkte durchgesetzt haben, die Israels Sicherheit unmittelbar gefährden. So will Abbas Hamas-Aktivisten aus dem Gefängnis entlassen und darauf verzichten, eigene Polizisten nach Gaza zu entsenden. Damit würde die Fatah die Kontrolle im Küstenstreifen vollständig den Radikalislamisten überlassen.

machtübernahme Israels Staatspräsident Schimon Peres hat die Versöhnung der früheren Erzfeinde denn auch als »fatalen Fehler« bezeichnet. Er befürchtet sogar eine Machtübernahme der Hamas im Westjordanland. Verteidigungsminister Ehud Barak will mit der neuen Regierung nur kooperieren, wenn sie dem Terror abschwört. Das aber ist nach ersten Aussagen der Hamas sehr unwahrscheinlich. Für Premier Benjamin Netanjahu ist die Versöhnung zwischen Abbas und der Hamas deshalb ein zusätzliches Argument, um vor der Ausrufung eines palästinensischen Staates zu warnen.

Die Einigung zwischen der Hamas und der Fatah gilt als wichtiger Erfolg der neuen ägyptischen Regierung. An einem solchen Projekt hatte das Regime von Hosni Mubarak lange erfolglos gearbeitet. Gerade, dass dies die erste außenpolitische Initiative der Nachfolger von Hosni Mubarak ist, beunruhigt die Verantwortlichen in Israel. Als Nächstes will Kairo die Beziehungen zum Iran normalisieren und den Gasliefervertrag mit Israel neu verhandeln.

Auch dass Ägypten seine bisher geschlossene Grenze zum Gazastreifen öffnen will, löst in Jerusalem Alarm aus. Dadurch würde es der Hamas noch leichter fallen als bisher, sich mit Waffen einzudecken und Aktivisten zur »Weiterbildung« ins Ausland zu schicken. Die Öffnung oder Schließung des Überganges in Rafah, der Grenzstadt im Süden des Gazastreifens, war ein wichtiges Druckmittel, um die regierenden Islamisten womöglich zum Einlenken zu bewegen.

erzrivalen Die plötzliche Bereitschaft der Hamas zur Kooperation mit der Fatah hat nach Einschätzung israelischer Experten auch mit der Lage in Syrien zu tun. Weil niemand sagen kann, wie lange sich das Regime von Baschar al Assad halten kann (vgl. untenstehendes Interview), suchen sich die Hamas-Strategen schon mal neue Partner in der Region. Auch bei der Fatah ist die Bereitschaft, sich mit den Erzrivalen auszusöhnen, eine Folge des »neuen Nahen Ostens«. Abbas hatte in Mubarak eine politische Stütze gehabt. Neuerdings jedoch genießen die Islamisten der Hamas in Kairo VIP-Behandlung.

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025

New York

Mitglieder von Mamdanis Team haben Verbindungen zu »antizionistischen« Gruppen

Laut ADL haben mehr als 80 Nominierte entsprechende Kontakte oder eine dokumentierte Vorgeschichte mit israelfeindlichen Äußerungen

 23.12.2025

Düsseldorf

Reul: Bei einer Zusammenarbeit mit der AfD wäre ich weg aus der CDU

Die CDU hat jede koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der AfD strikt ausgeschlossen. Sollte sich daran jemals etwas ändern, will Nordrhein-Westfalens Innenminister persönliche Konsequenzen ziehen

 23.12.2025

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025

Australien

Behörden entfernen Blumenmeer für die Opfer von Bondi Beach

Die Regierung von New South Wales erklärt, man habe sich vor dem Abtransport der Blumen eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt

 22.12.2025

Sydney

Attentäter warfen Sprengsätze auf Teilnehmer der Chanukka-Feier

Die mutmaßlichen Attentäter Naveed und Sajid Akram bereiteten sich auf das Massaker vor. Ihre Bomben explodierten nicht

 22.12.2025

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025