Meinung

Gegen Rechtsextreme: Ist mehr genug?

Martin Krauß Foto: Stephan Pramme

Bislang steckten jährlich 50 Millionen Euro im Bundesprogramm »Demokratie leben – Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit«. Demnächst, so plant es das von Manuela Schwesig (SPD) geführte Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wird der Etat auf 100 Millionen Euro erhöht. Doppelte Anstrengung gegen Rechts also, und die Projekte, die davon gefördert werden, begrüßen das.

Nun sind drei Einwände denkbar, die hier höflicherweise als kritische Fragen präsentiert werden sollen. Erstens: Wie sicher kann man denn sein, dass die Summen wirklich sinnvoll, soll heißen: effektiv gegen Nazis, eingesetzt werden? Zweitens: Ist es nicht problematisch, wenn sich der Staat als zentraler Finanzier der Zivilgesellschaft präsentiert, um deren lobenswerten Projekte möglich zu machen?

akteure Wo sind denn die anderen gesellschaftlichen Akteure mit ihren Geldbeuteln? Und drittens: Reichen 100 Millionen Euro? Hat das Problem marodierender Bürgerwehren, brennender Flüchtlingsheime und als »Asylkritiker« verharmloster dreister Rechtsextremisten nicht mittlerweile einen Umfang angenommen, der nach deutlich mehr Anstrengungen zur Verteidigung dieser Gesellschaft verlangt?

Keine Frage, die deutliche Erhöhung der Mittel, die an die zivilgesellschaftlichen Projekte gehen, ist sehr zu begrüßen. Und wenn bei dem einen Verein eine Stelle mehr bezahlt wird, ein anderer Räume anmieten oder eine Druckereirechnung bezahlen kann, ist das für die ja von großer Bedeutung.

haushaltsdisziplin Doch die Mitteilung aus dem Hause Schwesig ist ja zweierlei: Geld für die Initiativen und zugleich die Botschaft an die Bevölkerung, Berlin werde trotz »schwarzer Null« und Haushaltsdisziplin endlich aktiv, und ebendiese zweite Botschaft ist ambivalent. Die nun veranschlagten 100 Millionen Euro sind im Vergleich zu den acht Milliarden des Verteidigungshaushaltes mickrig. Nicht einmal an die 261 Millionen, die allein der Bundesverfassungsschutz in diesem Jahr erhält, reichen sie heran.

Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre, wie etwa der NSU-Affäre und dem gescheiterten NPD-Verbotsverfahren 2003, wäre ein monetäres Signal aus Berlin wichtig, das da lautet: In der Verteidigung der Zivilität dieser Gesellschaft vertraut der Staat stärker der Zivilgesellschaft. Und rückt mehr raus.

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025

New York

Antisemitische Äußerungen: Mitglied von Mamdanis Team tritt zurück

Die Tiraden von Catherine Almonte Da Costa sorgen für Entsetzen

 19.12.2025